Neuss Migrantenvereine wollen sich besser vernetzen

Neuss · Neusser Migrantenorganisationen wollen enger zusammenarbeiten und für einen "Raum der Kulturen" einen neuen Verein gründen.

 Beim Frühlingsfest sind die Migranten an ihren Ständen Gastgeber. Um das ganze Jahr sichtbar zu sein, wünschen sie sich den "Raum der Kulturen".

Beim Frühlingsfest sind die Migranten an ihren Ständen Gastgeber. Um das ganze Jahr sichtbar zu sein, wünschen sie sich den "Raum der Kulturen".

Foto: woi

Die Migranten in der Quirinusstadt wollen sich besser vernetzen und ihre Arbeit sichtbarer machen. Die Idee: Ein "Raum der Kulturen", in dem die Vereine abwechselnd, aber auch gemeinsam Gastgeber von Veranstaltungen sein können. Gegründet werden soll dafür ein Dachverband, dem alle Neusser Migrantenorganisationen angehören könnten.

"Dieser Verband könnte für die Migranten ein starkes gemeinsames Sprachrohr sein", sagt Ghalia El Boustami. Die Grünen-Politikerin, hatte die Idee für den "Raum der Kulturen" in den Integrationsrat eingebracht. Dort äußerten sich viele Teilnehmer zunächst skeptisch darüber, ob die Zuwanderer an einem solch offenen Treff Interesse haben. Die Praxis beweise das Gegenteil, sagt El Boustami.

Mittlerweile hat sie eine Arbeitsgruppe gegründet, an der zwölf Migrantenorganisationen teilnehmen. Alle wollen einen engeren Kontakt zueinander. Einige, etwa die "Puzzle Frauen", haben zwar eigene Räume, arbeiten dennoch mit. "Weil sie überzeugt sind, dass ein gemeinsamer Anlaufpunkt einerseits mehr Aufmerksamkeit schafft, andererseits Synergien erzeugen kann", erzählt El Boustami. Sie hat bei den monatlichen Treffen der Arbeitsgruppe auch schon die Bereitschaft der Vereine abgefragt, sich anteilig an der Miete zu beteiligen. "Das Feedback ist positiv", sagt die 46-Jährige

Sie bringt Erfahrungen aus ganz unterschiedlichen Kulturen mit. Geboren wurde die Neusserin in Marokko, sie lebte in Belgien, Italien und auf den Philippinen. Beruflich hat sich die Sozialpädagogin auf interkulturelle Trainings spezialisiert. Zwar engagiert sie sich bei den Grünen, kandidiert auch für den Neusser Stadtrat, ihren Einsatz für den "Raum der Kulturen" versteht sie aber als überparteiliche Aufgabe. "Es soll ein Ort sein für mehr Toleranz, an dem die Migranten Veranstaltungen für alle Neusser anbieten können." Deswegen soll die Religion nicht im Vordergrund stehen. "Es soll ein neutraler Ort für alle sein", sagt El Boustami. Am Frühlingsfest der Kulturen zeige sich jedes Jahr, wie gernMenschen mit ausländischen Wurzeln Gastgeber seien. "Doch einmal im Jahr ist viel zu wenig", meint El Boustami.

Sie hat ihre Ideen auch schon der städtischen Arbeitsgruppe "Interkultur" vorgestellt, in der viele Verbände vertreten sind. Die vertraten bislang die Ansicht, dass sie offen sind für Migranten, gegebenenfalls Räume bereitstellen können. El Boustami weiß aber aus Erfahrung: "Migranten fühlen sich als Gäste, wenn sie nach Deutschland kommen, und wieder als Gäste, wenn sie bei den Verbänden sind. Sie wünschen sich etwas Eigenes, wollen auch einmal der Einladende sein", sagt die 46-Jährige. Bei dem Vorhaben, einen "Raum der Kulturen" zu schaffen, wünscht sie sich eine enge Zusammenarbeit mit der Stadt. Von dem Konzept ist sie überzeugt - schließlich stehen die Neusser mit ihrer Idee nicht alleine. In Dortmund gibt es ein ganzes "Haus der Vielfalt", mit dem die Initiative sogar schon einen Antrag auf Landes-Fördermittel eingereicht hat.

(NGZ)
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