Neuss Michael Kortländer arbeitet an einer Kunstachse nach Palermo

Neuss · Der Neusser Künstler mit Wohnung und Atelier auf Gut Selikum will Siziliens Kunst und Kultur ins Rheinland bringen.

 Michael Kortländer ist nicht nur selbst Künstler, sondern kümmert sich auch sehr stark um den Austausch unter Künstlern.

Michael Kortländer ist nicht nur selbst Künstler, sondern kümmert sich auch sehr stark um den Austausch unter Künstlern.

Foto: end

Am Anfang stand die Liebe, der große Enthusiasmus des jungen Kunststudenten für ein für sich neu entdecktes Land. Der Neusser Künstler Michael Kortländer (62) studierte in den siebziger Jahren an der Kunstakademie Düsseldorf Bildhauerei bei Gerhard Hoehme. Und Hoehme fuhr mit seinen Meisterschülern regelmäßig zu Exkursionen nach Sizilien, wo man normannische und byzantinische Kunst in Augenschein nahm. Es gibt einen reichen Schatz auf der Insel, die in der Vergangenheit fast immer nur mit der Mafia assoziiert wurde.

Aus diesen längst vergangenen Zeiten ist die Liebe zu Sizilien und zu den Menschen geblieben und noch gewachsen. Verständlicherweise hat sich Kortländer, der ab und zu selbst in einer Galerie in Palermo ausstellte, auch besonders jungen Künstlern zugewendet, Kulturvergleiche angestellt. Die aktuelle Szene dort arbeite an anderen Themen als hierzulande. Dort sei man dem Naturalismus, der figurativen Kunst, noch sehr verhaftet, sagt Kortländer, während gerade in Düsseldorf der Grad der Abstraktion und Neuformulierung nicht höher sein könne. "Blickt man auf zwei so entgegengesetzte Arbeitsweisen und künstlerische Einschätzungen, dann möchte man die Menschen und ihre Ideen zusammenbringen", sagt der Architekt der neuen Kunstachse. Aus persönlichen Beziehungen sind formelle Begegnungen erwachsen. Erstmals wurden junge Sizilianer vor drei Jahren zur Kunstausstellung ("Die Große") ins Museum Kunstpalast eingeladen. "Die Große" wird von einem Verein getragen, deren Leiter Kortländer auch ist. Die Sizilianer haben dort nicht nur ihre Werke verkauft, sondern auch Beziehungen in Deutschland knüpfen können.

Am Ende waren sich beide Seiten einig, dass diese Kontakte guttun, den Blickwinkel weiten, Gedanken und Ideen auf Reisen schicken. 2013 gründete sich in Düsseldorf der "Verein Düsseldorf-Palermo". Seit der Amtsübernahme von Oberbürgermeister Thomas Geisel wurde das Projekt nach vorne getrieben. Ein Zufall kam Kortländer zu Hilfe: Der frisch gewählte Oberbürgermeister wollte seine Ferien in Sizilien verbringen, Kortländer hatte davon Wind bekommen und ihm von seiner Idee berichtet, die Geisel begeistert aufnahm. So traf man sich mit Bürgermeister Orlando in Palermo, um über einen Kulturaustausch zu sprechen. Orlando gilt als der Anti-Mafia-Kämpfer, der seine einst verschlossene Stadt wieder den Menschen geöffnet und ein großes Innenstadtgelände mit Industrie-Hallen der Kultur zugesprochen hat. Früher wurden dort Flugzeuge und Eisenbahnen gebaut. Das Goethe-Institut, die Kunstakademie, das Konservatorium und andere Kulturinstitute sind heute dort bereits angesiedelt. Ab 2016 soll Düsseldorf auf diesem Areal einen großen Raum erhalten, in dem die Stadt dauerhaft präsent sein kann - mit Ausstellungen, mit der Akademie, mit Schauspiel und Tanz. Am 14. Juli war eine Düsseldorfer Delegation in Palermo, um dieses Vorhaben zu besiegeln. Alle Signale sind jetzt gesetzt. Nur braucht man noch Sponsoren. Kortländer hat dafür die Brauereien im Blick. Da in Sizilien Altbier unbekannt ist, könnte ein weiteres rheinisches Kulturgut exportiert werden.

(NGZ)
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