Neuss Mehr Frauen suchen Hilfe

Neuss · Die Frauenberatungsstelle warnt vor weit verbreiteter häuslicher Gewalt.

 Ursula Habrich, Janne Gronen und Jutta Dubberke (v.l.).

Ursula Habrich, Janne Gronen und Jutta Dubberke (v.l.).

Foto: LB

818 Frauen haben im vergangenen Jahr in Problem- und Notsituationen psychologische und psychosoziale Hilfe bei der Frauenberatungsstelle gesucht. Die Beratungsstelle verzeichne somit weiter einen kontinuierlichen Anstieg der Ratsuchenden, sagte Janne Gronen, Geschäftsführerin des Vereins Frauen helfen Frauen. "Den meisten Fällen liegt häusliche Gewalt zugrunde", sagt Gronen. Mehr als 300-mal stellte die Polizei in diesem Zusammenhang den Kontakt zur Beratungsstelle her.

"Wir helfen den Frauen ab 16 Jahren ohne Ansehen der Person", sagt Rechtsanwältin Jutta Dubberke, Fachanwältin für Familienrecht und ehrenamtliche Helferin im Vorstand. "Das Hauptthema bleibt die Vergewaltigung", fügt Gronen hinzu. Der Verein unterstützt eine Verschärfung des Paragraphen 177 im Strafgesetzbuch, in dem Vergewaltigung und sexuelle Nötigung geregelt werden. "Viele Straftaten dieser Art werden immer noch nicht angezeigt", beklagt sie.

Guten Erfolg zeigte die Entwicklung der Interventionsarbeit. Die Beratungsstelle bietet in Kooperation mit der Polizei den Frauen nach einem Polizeieinsatz bei häuslicher Gewalt Unterstützung und Beratung an. 288 Frauen erhielten so Informationen über ihre rechtlichen Möglichkeiten, wichtige Sicherheitsmaßnahmen und weitere Unterstützungsmöglichkeiten. "Häusliche Gewalt findet sich quer durch alle Schichten", sagt Sozialpädagogin Ursula Habrich. "90 Frauen sind ohne Polizei von sich aus gekommen, die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen", vermutet sie. Im vergangenen Jahr konnten 21 Ärzte im Rhein-Kreis für die Teilnahme an einer Schulung gewonnen werden, um Spuren häuslicher Gewalt besser zu erkennen. "So können Frauen den Kreislauf der Gewalt eher durchbrechen, wenn es eine bessere Vernetzung von Unterstützungseinrichtungen gibt", so Habrich.

Ein aktuelles Problem ist die Arbeit mit traumatisierten Flüchtlingsfrauen. "Es wurden uns Projektgelder bewilligt, um Angebote wie Dolmetschereinsatz, Workshops und Schulungen aufzubauen", sagt die Pädagogin.

(NGZ)
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