Neuss Mehr als 160 Alleinstehende feiern gemeinsam Weihnacht

Neuss · Heiligabend war das Martin-Luther-Haus das Ziel für Einsame und Kranke. Prominente Neusser waren dabei.

 Der Eifelverein musizierte, das Bürgermeister-Ehepaar lauschte.

Der Eifelverein musizierte, das Bürgermeister-Ehepaar lauschte.

Foto: Woi

Und keiner bleibt allein. "Neuss ist 2000 Jahre alt und die Heiligabendfeier für Alleinstehende dürfte es ähnlich lange geben", scherzte Christoph Havers, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Neuss an Heiligabend im Martin-Luther-Haus. Fest steht, dass diese Veranstaltung, organisiert im Wechsel von der Diakonie und der Caritas, ein Stück bewährter Tradition ist. Die Bedeutung unterstrichen Gäste wie Bürgermeister Reiner Breuer, Sozialdezernent Ralf Hörsken, Caritasdirektor Norbert Kallen und Stephan Butt, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Diakonie. Karin Kilb, Seniorenbeauftragte der Stadt, war auch wieder dabei.

Rund 160 Menschen nahmen das Angebot an, ein paar Stunden in Gemeinschaft verbringen zu können. Damit lag die Resonanz auf dem Niveau der vergangenen Jahre. Einige potenzielle Besucher mit Gehbehinderungen waren diesmal fern geblieben, weil der Aufzug defekt war. Obwohl man sich nur einmal im Jahr sieht, war die Wiedersehensfreude groß - auch zwischen den 22 Ehrenamtlern und den Besuchern.

Annemarie Meise lässt sich allenfalls von starkem Schneefall davon abhalten, vom 45 Kilometer entfernten Hückelhoven anzureisen: "Ich mache jetzt zum 34. Mal mit", erklärte die rüstige Rentnerin. Cathrin Linnertz ist 34 Jahre alt: "Ich helfe gern hier, habe keinen Mann und keine Kinder", erklärte die Gymnasiallehrerin. Geschieden, allein, 56 Jahre alt: "Ich wohne ganz in der Nähe", erklärte Rino und erzählte von seinem Leben: "Ich bin nach der Scheidung aus der Bahn geworfen worden, hatte Depressionen. Im zu Ende gehenden Jahr bin ich ganz allein den Jakobsweg gegangen, was mir sehr gutgetan hat."

Irene Weigl und Ehemann Richard versuchten als Ehrenamtler, mit den Besuchern ins Gespräch zu kommen - das sollte nicht in allen Fällen gelingen, mitunter schien das, was da auf dem Display des Smartphones zu sehen war, interessanter. Marco Bauer arbeitet als Gärtner bei den Gemeinnützigen Werkstätten. Der 38-Jährige erklärte, warum er ins Martin-Luther-Haus gekommen war: "Meine Freundin ist bei ihren Eltern in Lübeck." An seinem Tisch war er umgeben von Menschen, die er von seinem Arbeitsplatz her kennt. Er fühlte sich wohl. Zur Wohlfühlatmosphäre trugen auch die Ehrenamtler bei, die einen tollen Verwöhn-Service boten. Christoph Havers hatte den Nachmittag mit einer Andacht begonnen, Christine Geiling las die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium, der Eifelverein spielte Weihnachtslieder. Zum Schluss kamen die Helferinnen und Helfer auf die Bühne und sangen mit den Besuchern "Stille Nacht, heilige Nacht". Ach ja: Wie bereits seit vielen, vielen Jahren stellte das Swissôtel, das jetzt als Crowne Plaza firmiert, wieder das Festessen -Sauerbraten mit Klößen - zur Verfügung und eine Tüte mit Geschenken sollte es auch noch geben.

(NGZ)
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