Vanessa Schormann Mehr Aktionen am Globe gehen nicht

Neuss · Die Shakespeare-Expertin Vanessa Schormann leitet seit mehr als zehn Jahren das Education-Programm - und entwickelt dabei immer Neues.

 Vanessa Schormann bringt den Neussern Shakespeare näher. Dazu gehören in diesem Jahr auch neue Formate für Kinder und Jugendliche.

Vanessa Schormann bringt den Neussern Shakespeare näher. Dazu gehören in diesem Jahr auch neue Formate für Kinder und Jugendliche.

Foto: Christoph Krey

"Globe Neuss Education" gehört seit Jahren zum Neusser Shakespeare-Festival. Jetzt gibt es zwei neue Veranstaltungen: den Kindertag und "Discover Shakespeare" für jeden Interessierten. Wie ist das zustande gekommen?

Vanessa Schormann Die Idee, jüngere Kinder ins Festival einzubinden, ist 2015 entstanden. Damals hatte ich die Idee, nach zehn Jahren mal wieder was Neues zu machen, zumal ich immer wieder auf Angebote auch für jüngere Kinder angesprochen worden war. Ich hatte Kontakt zu der Schriftstellerin und Schauspielerin Sylvia Schopf aufgenommen, die ein Buch "Shakespeare für Kinder" herausgebracht hat. Sie hatte dann im Globe zwei Aufführungen vom "Sommernachtstraum" für Grundschulkindern gemacht.

Das war so eine Art Versuch?

Schormann Ja, auch um zu zeigen, dass man mit Kindern eine neue und zukünftige Publikumsschicht ansprechen kann. Das war ein großer Erfolg, kam sehr gut an. Im Jahr drauf wollte Rainer Wiertz (der Festivalchef, die Red.) dann im Programm etwas für Kinder anbieten und hat ein Figurentheater mit einer Produktion beauftragt. Das war dann "Der Sturm" ...

...und war sofort ausverkauft.

Schormann Ja, das war wunderbar, sehr kindgerecht und von hohem Niveau. Dieses Jahr brachte Rainer Wiertz einen Kindertag ins Gespräch, bei dem das Festivalgelände einen ganzen Tag für Kinder zur Verfügung steht. Wir haben dann im Team ein paar Ideen entwickelt. Das war eine richtig schöne Gemeinschaftsarbeit.

Und die Karten waren noch schneller weg, es gab auch nur 100.

Schormann Ja, das stimmt. Aber 100 Kinder sind für uns schon die Obergrenze.

Wie viel Mitarbeiter haben Sie dafür?

Schormann Achim Hirdes und Vilnius Putrams betreuen die ganztägigen Bastel- und Malaktionen. Der Theaterpädagoge Dennis Palmen, zwei Schauspieler der portugiesischen Company, die "Macbeth" als Komödie zeigt, und ich geben Workshops. Heidi von Werden macht Führungen, Charlotte Kons und Barbara Kempen, die auch für die Organisation verantwortlich sind, springen den ganzen Tag über zwischen den Aktionen. Wir werden gut zu tun haben, aber vor allem kommen die Räumlichkeiten an ihre Grenze.

Wie sind die einzelnen Aktionen denn koordiniert?

Schormann Teilweise parallel, teilweise nacheinander. Aber jedes Kind hat die Chance, jedes Format einmal zu besuchen. Wir haben zwei Altersgruppen gebildet: von sechs bis neun und von zehn bis zwölf. In den Workshops mit den Portugiesen wird Englisch gesprochen, ist also wohl eher was für die älteren Kinder.

Können Sie sich denn vorstellen, bei der großen Resonanz auf den Kindertag im nächsten Jahr noch einen zweiten anzubieten?

Schormann Wir schauen nun erstmal, wie es dieses Jahr so läuft. Dieser ganze Tag ist schon eine sehr besondere Veranstaltung, allerdings mit großem Aufwand und mit Kosten verbunden. Ich denke, ein solcher Tag im Festival reicht. Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass wir Dinge, die wir jetzt machen, bei späteren Festivals im Education-Programm einbinden. Zum Beispiel ein Erzähltheater für Kinder in Kooperation mit der Stadtbibliothek, bei dem Shakespeares Geschichten mit großen Schautafeln erzählt werden.

"Discover Shakespeare" richtet sich an erwachsene Theatergänger. Gibt es das, weil es eine Nachfrage gab?

Schormann Das Format ist aus den "Shakespeare Study Days" entstanden, die wir für Studenten angeboten haben, ein Komplettprogramm mit Workshop, Einführung in ein Stück und dessen Vorstellung sowie Picknick und exklusivem Künstlergespräch. Da gab es auch immer wieder Buchungen, aber die Öffnung für alle Kultur-Fachbereiche der Unis in NRW im vergangenen Jahr hatte nicht die erwartete Resonanz, so dass wir nun den Nachfragen nachkommen und es für jeden Besucher zugänglich machen. Da gibt es auch noch einige freie Plätze.

Um welche Inszenierung geht es?

Schormann Die Veranstaltung beginnt am Samstag, 1. Juli, um 14 Uhr, und gezeigt wird "König Lear" vom "Neues Globe Theater Potsdam".

Wie sieht's mit der Resonanz auf die Lehrer- und Schüler-Workshops aus?

Schormann Die für Schüler sind bis auf einen Nachmittag ausgebucht, bei denen für Lehrer gibt es noch freie Plätze.

Wie viele Schulen aus Neuss haben sich angemeldet?

Schormann Drei, das Quirinus-Gymnasium, die ISR und das Marienberg, das sich gleich zwei Mal angemeldet hat. Die anderen kommen aus Düsseldorf, Köln, Krefeld, Hagen, Witten, Hilden - aus der Region eben wie auch die Zuschauer.

Sehen Sie sich persönlich an der Grenze des Machbaren bei "Globe Neuss Education"?

Schormann Personell könnten wir vermutlich noch mehr stemmen, aber bei den Räumlichkeiten sind wir ganz sicher an der Grenze. Wir weichen mit Workshops und Lehrerfortbildungen teilweise schon auf die Alte Schmiede, den Kulturkeller oder das Romaneum aus, aber das Besondere ist natürlich, dass sie in der Regel auf dem Gelände des Festivals stattfinden. Das hebt die Stimmung - das merken wir sehr. Wenn es machbar ist, gehört auch ein kurzer Blick ins Globe dazu. Mein Ziel ist es ja, mit unseren Angeboten den Zugang zu Shakespeare zu erleichtern - und das geht eben am besten im Zusammenspiel mit dem ganzen Festival-Ambiente. Helga Bittner

(NGZ)
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