Neuss Lyrische und inspirierende Kompositionen

Neuss · Das Matthias Goebel Quartet zeigte in der Alten Post seine individuelle Musikhandschrift.

Der Komponist und Arrangeur Matthias Goebel hat möglicherweise Neuss nach seinem Geburtsort Rheinberg und Düsseldorf zur neuen Wahlheimat gemacht. Erst im Januar war er mit dem "Tabadoul Orchestra" im Romaneum, jetzt gastierte er mit seinem Jazzquartett in der Reihe "Blue in Green" in der Alten Post. Wie schön, dass zu seinem Quartett auch Philipp van Endert (Gitarre) gehört, der die Neusser Jazzreihe gegründet hat und verantwortet. Beide erwiesen sich als Publikumsmagnet.

Zu hören waren ausschließlich Kompositionen von Matthias Goebel, der Vibraphon und Marimba spielt, und in beiden Instrumenten auch gefragter Lehrer ist. Nun haben seine Kompositionen, die überwiegend dem Contemporary Jazz zuzurechnen sind, eine ganz individuelle Handschrift. Schon das Opening "in C-Dur" hört sich zunächst an, als würden die Musiker noch ihre Instrumente einrichten. Erst allmählich baut sich über ostinatem Glockenschlag ein wahrer Klangzauber auf, der melodisch besonders von Vibraphon und Gitarre bestimmt ist.

Nahezu alle Goebel-Titel beginnen so: sehr lyrisch, mit meist filigranen Soli, die von den Mitspielern aufgenommen werden und schließlich ihren Höhepunkt in inspirierenden Improvisationen erfahren. Bei "This is Edgar Wallace" darf man erst dem ausführlichen Intro des einfühlsamen Drummers Yonga Sun zuhören, in mitreißenden Improvisationen auch den Bass von Ulrich Wetzlaff-Eggebrecht bewundern. Selten geht ein Bassist derart unermüdlich in virtuosen Improvisationen auf. Alle Titel haben einen biographischen Hintergrund: Natürliche Erlebnisse führen zur intuitiven Idee von Melodie, die meist sehr sinnlich und atmosphärisch dicht ist.

"Birds Cooldown" liegt die Beobachtung von Vögeln an der im Winter zugefrorenen Vogeltränke zugrunde. Am temperamentvollsten zeterte Philipp van Endert mit emotionsgeladener Gitarre.

"Summer Breezin" eröffnet das Vibraphon mit verhaltenen Brisen, die Abendstimmung ist erfahrbar, geradezu klassische Passagen wirken entspannend. So ist nur jemand als Grenzgänger unterwegs, der sich neben Jazz und Pop auch mit Klassik beschäftigt (hat).

"Bucks, Coffee, You & Me" ist die temperamentvolle Auseinandersetzung mit nervtötenden Handys im Kaffee. "Q-Train, Brooklyn Bounce" gibt vor allem in kraftvollen Drums das Erlebnis einer Zugfahrt wieder. Die lyrisch-sinnlichen Titel aber überwiegen: "At the End of the Day" gibt Philipp van Endert Gelegenheit zu einem sphärischen Gitarrensolo, bevor bei einer hochmelodischen Ballade die weiteren Instrumente im eng und genau verknüpften Zusammenspiel den Ton angeben.

Die meisten in der Alten Post gespielten Stücke sind auf der letzten CD-Einspielung des Quartetts "Places we need: Brahlshagen" enthalten.

Das nächste Konzert in der Reihe "Blue in Green" findet am 25. Mai in der Alten Post statt. Dann kommen gleich zwei Formationen: Klaus + Tao 3 sowie das Kio Trio. Mages verbindet verschiedene Elemente der Musik unter anderem aus Theater und Jazz, das Koi Trio gehört zur alternativen Jazzszene Kölns.

(NGZ)
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