Neuss Logistik-Experten schauen in die Zukunft

Neuss · IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz macht sich bei der Nationalen Konferenz Güter und Logistik in Neuss für Nachbesserungen im Bundesverkehrswegeplan stark - und übergibt Schriftstück an Minister Alexander Dobrindt (CSU).

 Der Rhein-Kreis Neuss und die Region Niederrhein sind ein starker Logistik-Standort. Um die Zukunft zu sichern, müssen die Verkehrswege den wachsenden Herausforderungen angepasst werden.

Der Rhein-Kreis Neuss und die Region Niederrhein sind ein starker Logistik-Standort. Um die Zukunft zu sichern, müssen die Verkehrswege den wachsenden Herausforderungen angepasst werden.

Foto: S. Scheuss/Rhein-Kreis Neuss/A. Tinter

Kurz bevor Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) aufs Podest tritt, drückt ihm Jürgen Steinmetz noch schnell ein Schriftstück in die Hand. Der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein nutzt den Empfang am Vorabend der Nationalen Konferenz Güter und Logistik, um dem Minister mit auf den Weg zu geben, woran es seiner Meinung nach im Bundesverkehrswegeplan noch hakt. "Rheinland ist Logistikland - Bundesverkehrswegeplan im Fokus" lautet der Titel des von der IHK zusammengestellten Schriftstücks. Dessen Tenor: Dem Niederrhein drohen Überlastung der Schienenwege, Zunahme der Straßengüterverkehre, Kollaps auf Schiene und Straße - und die im Entwurf des Bundesverkehrswegeplans aufgeführten Lösungsansätze seien ungeeignet, die Probleme in den Griff zu kriegen. "Da besteht Handlungsbedarf", betont Steinmetz. "Im Entwurf des Bundesverkehrswegeplans gibt es einen Web-Fehler."

Wie bei einem feinen Stoff würde sich dieser Web-Fehler letztlich auf das gesamte engmaschige Werk - in diesem Fall das Verkehrsnetz - auswirken. Das Ergebnis: Überlastung. "Die Bedeutung der westlichen Seehäfen wird im Entwurf des Bundesverkehrswegeplans verkannt", sagt Steinmetz. Die zu Grunde gelegten Mengenannahmen für die sogenannten ZARA-Häfen (Zeebrügge, Amsterdam, Rotterdam, Antwerpen) seien veraltet. Eine IHK-Analyse hat ergeben, dass für das Jahr 2030 in den ZARA-Häfen ein Güteraufkommen zu erwarten ist, dass die im Entwurf des Bundesverkehrswegeplans prognostizierten Daten um rund 50 Prozent übersteigt. Man befinde sich bereits auf dem Weg zum Verkehrskollaps. Die Pläne müssten angepasst werden, um für Abhilfe zu sorgen.

Alexander Dobrindt sprach mit Jürgen Steinmetz am Rande des Empfangs in der Langen Foundation über die Problematik. Steinmetz betont, es sei ein "gutes Gespräch" gewesen - und dass der Bundesverkehrswegeplan grundsätzlich "ein wichtiges Instrument, um Infrastruktur zu gestalten und fit für die Zukunft zu machen" ist. "In der Summe sind wir als IHK zufrieden - nur an den Details muss gefeilt werden", sagt er. Anfang Juli soll es dazu weitere Gespräche in Berlin geben.

Alexander Dobrindt nutzte den Empfang in der Langen Foundation, um für den Bundesverkehrswegeplan zu werben. Er soll bis Jahresende das Parlament passieren und auf den Weg gebracht werden. 264,5 Milliarden Euro sollen bis 2030 für Sanierung, Erweiterung und Neubauten der Wege auf Straße, Schiene und Wasser bereitgestellt werden. Gerade für NRW ist die Investition in adäquate Verkehrsnetze wichtig. Bei der Nationalen Konferenz Güter und Logistik stellte NRW-Verkehrsminister Michael Groschek gestern im Swissôtel Düsseldorf/Neuss heraus, dass "NRW in Deutschland der Logistik-Standort Nummer 1" sei. Für den Rhein-Kreis Neuss ist die Logistik von zentraler Bedeutung. "Jeder sechste Arbeitsplatz im Kreis befindet sich im Logistiksektor", sagt Landrat Hans-Jürgen Petrauschke.

(NGZ)
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