Neuss Lieder von Sehnsucht, Liebe - und Tod

Neuss · Der Countertenor Valer Sabadus wurde beim Shakespeare-Festival für sein Konzert im Globe gefeiert.

Valer Sabadus, der Shooting-Star unter den aktuellen Countertenören und vielversprechende Hoffnung seiner Zunft, war im vergangenen Dezember im frenetisch bejubelten Zeughauskonzert erstmals Gast in Neuss. Da lag es für Rainer Wiertz, den künstlerischen Leiter des Shakespeare-Festivals, nahe, ihn auch für das Globe zu verpflichten. Der 30-jährige Gesangsstar konnte sich zunächst nicht vorstellen, auf den kargen Brettern des einmaligen Neusser Theaters mit seiner trockenen Akustik aufzutreten. Dazu mussten ihn erst Axel Wolf (Laute) und Olga Watts (Cembalo), die beide schon im Globe konzertiert hatten, überreden.

So kam es zu einem Highlight des diesjährigen Festivals im bis in den zweiten Rang ausverkauften Rund auf der Rennbahn. English Songs zu Zeiten Shakespeares von Sehnsucht, Liebe und Tod waren berührender Teil des Programms "to touch - to - kiss - to die". So lautet auch die enthusiastisch bewertete CD, die das Ensemble zusammen mit Pavel Serbin (Gambe, Barockvioloncello) eingespielt hat.

Bereits beim Auftakt mit dem berühmten "Come again" von John Dowland verzichtete Valer Sabadus nicht auf seinen lyrisch hohen Tenor, oder besser gesagt: Sopran, von Axel Wolf auf der Laute makellos begleitet. Die feine Artikulation war bis in die letzte Reihe des obersten Ranges bestens verständlich. Das temperamentvoll vorgetragene, dramatisch akzentuierte, mit technisch bruchlosen Verzierungen und kecken Vorschlägen versehene "Lady if you so spite me" sorgte bereits für begeisterte Unruhe im Publikum.

Ausgeprägte Mimik und Gestik verraten den gefragten Opernsänger. Wunderschöne Lieder des italienischen Barockkomponisten Nicola Matteis, der vor allem in England gewirkt hat, ergänzten das Programm wie auch ein faszinierender Block mit Songs von Henry Purcell, darunter "Music for a while", das mit seinem "Drop, drop, drop" den glücklicherweise harmlosen Regen auf dem Globe-Dach karikierte.

Olga Watts (Cembalo), Axel Wolf (Laute) und Pavel Serbin (Gambe) begleiteten die Lieder in perfekt ausgeglichener Manier und sorgten mit Instrumentalsoli für Abwechslung. Pavel Serbin unterstrich trotz halsbrecherischer "Ciaconna" von Anthony Poole den weichen Sound seiner Gambe, Olga Watts zauberte so manchen "Ground" für Cembalo solo zum intimen Ereignis. Der heftig brandende Beifall versöhnte schließlich auch Valer Sabadus mit dem Globe: "Das war ein toller Abend, so als wäre Shakespeare unter uns gewesen." Er krönte den Abend mit auch am Schluss unangestrengt frischer Stimme und Georg Friedrich Händels Kantate "Dolc'e pour d'amour L'affano".

(Nima)
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