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Neuss Kunstwerke für die Langen Foundation

Neuss · Das Künstlerinnenkollektiv FORT hat für die neue Ausstellung die Werke erst entwickelt.

 Jenny Kropp und Alberta Niemann verwenden in ihren Arbeiten Alltagsgegenstände, die sie in den Ausstellungsraum übertragen.

Jenny Kropp und Alberta Niemann verwenden in ihren Arbeiten Alltagsgegenstände, die sie in den Ausstellungsraum übertragen.

Foto: Lothar Berns

"FORT" nennt sich das Künstlerduo, dem die Langen Foundation auf der Raketenstation eine Einzelausstellung widmet. Jenny Kropp wurde 1978 in Frankfurt am Main geboren und Alberta Niemann 1982 in Bremen, gemeinsam sind sie FORT und schaffen mit ihren Installationen, Videos und Performances atmosphärische Inszenierungen, die Assoziationen auslösen und die Imagination der Besucher anregen.

Das Kollektiv arbeitet seit 2006 zusammen, war bis 2013 mit Anna Jandt ein Trio, macht mit seinen Kunstwerken oft den Betrachter zum Statisten in einer Szenerie. Die drei Künstlerinnen haben zusammen an der Bremer Hochschule für Künste (HfK) studiert und schon früh mit ihren Projekten für Aufsehen gesorgt. Ein Merkmal ihrer Projekte ist die Reaktion auf veränderte gesellschaftliche oder politische Strukturen und Verhältnisse. So haben sie die Pleite der Schlecker-Kette 2012 thematisiert, indem sie in "Leck" das komplette Innere einer Filiale nachgebaut haben.

Kropp und Niemann leben heute in Berlin, verwenden in ihren raumbezogenen Arbeiten Alltagsgegenstände, die sie in den Ausstellungsraum übertragen. Ihre Versatzstücke aus der Realität sind meist architektonische Elemente aus der urbanen Umgebung wie Straßenlaternen, Schaufenster oder eine komplette Tankstelle ebenso wie Teile von Interieurs wie Geländer oder Türen, die sie minuziös genau nachbauen oder als Readymades verwenden. Durch subtile Eingriffe verändert das Duo jedoch die scheinbar vertrauten Objekte und das Bekannte erscheint dadurch surreal und irritierend.

Eine der ersten Aktionen war eine Bar in einem Container, den die beiden Künstlerinnen von Bremen aus nach Reykjavík verschickten. Zwei Gäste saßen auf zwei absolut identtischen Seiten an der Bar, wurden von zwei Kellnern bedient. Die Musik bestand aus permanenter Wiederholung eines Stücks. Besucher bezahlten mit der fiktiven Währung "One Eyes" - passend zu einer Zeit, als die Wirtschaftskrise in Island auf seinem Höhepunkt war. Das Künstlerduo tanzte, aber nichts war echt an dieser Szene: die Drinks nicht, die Barmänner waren blind. Drei Nächte lang war dieser "Club" unterwegs, dann verschwand er.

Für ihre Ausstellung in der Langen Foundation haben FORT eine Reihe neuer Arbeiten entwickelt, die die Betrachter in eine Atmosphäre eintauchen lassen, die auf erstaunliche Weise zwischen grausam, melancholisch und humorvoll changiert. Zwischen verlassenen Löwenkäfigen, geheimnisvollen Wohnungstüren und einer Gruppe verschiedener Hundehütten, die eher menschlichen als tierischen Behausungen ähneln, wird spürbar wie das Wilde, Unbewusste zivilisiert, zugerichtet und architektonisch eingehegt wird. Ein Display kopfloser Büsten, die sich in einem Schaufenster aneinanderreihen, verstärkt die Wirkung des Arrangements, das komplexe Fragen nach Domestizierung des Nicht-Rationalen aufwirft und mit einer fünf Meter hohen geballten Faust zugleich Widerstand formuliert.

Die beiden Künstlerinnen haben ihrer Schau, die sich als politisch-poetischer Kommentar verstehen lässt, den Titel "Limbo" gegeben. Dieser mehrdeutige Begriff kann im Englischen einerseits Gefangenschaft bedeuten, steht aber gleichermaßen auch für einen Schwebezustand oder einen imaginären Ort verlorener und vernachlässigter Dinge.

Info Raketenstation, ab 10. September bis 8. April

(NGZ)
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