Neuss Kunst entsteht in der ehemaligen Nudelfabrik

Neuss · In der Reihe "Neusser Räume" öffneten Kunstdepot und Atelierhaus ihre Türen. Neuss Marketing bietet Zusatzführung am 3. Oktober an.

 Im Atelierhaus brachte Christian Weber die Teilnehmer der Neusser-Räume-Tour auch mit Künstlerin Heike Schwegmann ins Gespräch.

Im Atelierhaus brachte Christian Weber die Teilnehmer der Neusser-Räume-Tour auch mit Künstlerin Heike Schwegmann ins Gespräch.

Foto: woi, salz

Ein Atomschutzbunker sowie eine Nudelfabrik, die 1927 errichtet wurde, dienen heute der Kunst. Passend zum Aktionstag "Arbeitsplatz Kunst" stellte "Neuss Marketing" diese beiden ungewöhnlichen Bauwerke in ihrer Reihe "Neusser Räume" am Samstag vor.

Wer weiß schon, dass sich unter dem Rathaus-Erweiterungsbau aus den 1980er Jahren ein Bunker befindet, der als Zufluchtsstätte bei einem Atomangriff gedacht war? Christian Weber vom Kulturamt der Stadt Neuss führte die Besucher drei Treppen hinunter in das nie so ganz fertiggestellte Gemäuer, vorbei an Türen, wie man sie von großen Banktresoren kennt. Ähnlich wie in den Kellern der Geldinstitute sind auch hinter den dicken Betonwänden unter dem Rathaus Werte gelagert. Dort wird der städtische Kunstbesitz aufbewahrt.

"Die Stadt kauft seit 1949 Kunst von Neusser Künstlern", erklärte Christian Weber. Das erste Bild war "Winter bei Neuss" und ist ein Werk von Josef Kohlschein. "Damals verkaufte sich nur gegenständliche Malerei", erklärte Weber und zeigte wenig später, dass sich die Geschmäcker bald ändern sollten: Plötzlich waren Künstler wie Josef Neuhaus gefragt. Alleine seine Werke füllen fast einen der Bunkerräume unter dem Rathaus.

"Werke, die über 20 000 Euro wert sind, geben wir an das Clemens-Sels-Museum ab", ließ Winter seine Gäste wissen. Im Bunker, dessen Toiletten komplett aus Edelstahl bestehen, sind auch jede Menge Bilder von Veronika Otten - nein, nicht zu sehen, sondern einfach "eingemottet". Die Teilnehmer der Führung bekamen einige Bilder der früh verstorbenen Neusserin zu sehen.

Ortswechsel nach einem zehnminütigen Spaziergang: Das Atelierhaus Hansastraße wurde 1927 als "Neusser Nudel- und Stärkefabrik Pet. Jos. Schram" gebaut. Es ist ohne architektonische Reize. "Teigwaren wurden dort bis 1963 produziert, anschließend nutzte 3M das Gebäude. Im Jahre 2003 stand es leer und wurde von Kulturamtsleiter Harald Müller für die Kunst entdeckt", erzählte Christian Weber. Vorher gab es keine städtischen Atelierräume. Ein Teil des Gebäudes wurde abgerissen, der Rest musste saniert werden. Weber machte deutlich, dass die Stadt nichts zu verschenken hat: "Die Warmmiete beträgt 6,50 Euro pro Quadratmeter, das ist kostendeckend."

28 Künstler arbeiten dort, wo einst die "Ei-Ei-Nudeln" produziert wurden. Bei der Führung kamen die Teilnehmer auch in hautnahen Kontakt zu einigen Künstlern. Heike Schwegmann etwa berichtete, warum sie ihre aktuelle Ausstellung "Strange Pictures need love" genannt hat. Carola Eggeling demonstrierte den Entwicklungsprozess ihrer Skulpturen und berichtete, dass es von der Skulptur, die im Foyer des Rathauses steht, eine Miniatur in Silber gibt - als Fingerring.

(NGZ)
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