Neuss Kunst auf dem Dachboden entdeckt

Neuss · Der Leiter des Familienforum Edith Stein entdeckte beim Ausräumen des zum Abriss bestimmten Edith-Stein-Hauses Lithographien der Neusser Künstlerin Ursula Küppers. Sie zeigen Bilder der Schöpfungsgeschichte.

 Joachim Braun mit einigen Exemplaren des Bilderzyklus' von Ursula Küppers. Die Signatur weist als Entstehungsjahr 1962 aus.

Joachim Braun mit einigen Exemplaren des Bilderzyklus' von Ursula Küppers. Die Signatur weist als Entstehungsjahr 1962 aus.

Foto: Woi

Es ist der Stoff aus dem viele Filme sind: beim Aufräumen des Dachbodens einen Schatz entdecken. Für Joachim Braun wurde er Wirklichkeit. Der Leiter des Familienforum Edith Stein entdeckte inmitten über Jahre angesammelter Dinge einen Bilderzyklus der Neusser Künstlerin Ursula Küppers. "Auf einem Tisch in der hintersten Ecke sah ich übereinandergestapelte Rahmen liegen. Völlig verstaubt. Ich fuhr mit der Hand über das oberste Glas und sah, dass es Lithografien sind. Ich trug das Bild ans Licht und entdeckte die Bleistiftsignatur in der Ecke. Es sind Originale aus dem Jahr 1962", erzählt er.

Braun nahm die halterlosen Rahmen mit nach Hause und reinigte sie gründlich. "Dabei bemerkte ich, dass die Kunstwerke zum Teil sehr mitgenommen sind. Vor allem das oberste Bild hat sehr gelitten. Die Farben sind teilweise verblasst und es hat offenbar Feuchtigkeit mitbekommen. Das Papier ist ein wenig gewellt", sagt der 57-Jährige. Seit wann die Bilder auf dem Dachboden lagerten und warum sie dort deponiert worden sind - darüber kann Braun nur spekulieren. "Ich vermute, dass sie zur Einweihung des Hauses im 1964 gestiftet oder angekauft wurden. Möglicherweise haben sie irgendwann nicht mehr gefallen und wurden abgehängt."

Der Bilderzyklus ist nicht der erste Schatz, den er auf dem Dachboden des zum Abriss stehenden Edith-Stein-Hauses fand. "Vor einigen Monaten stieß ich dort auf die Gründungsurkunde des Hauses. In feinen roten und schwarzen kaligrafischen Buchstaben geschrieben und leider auch leicht von Feuchtigkeit gezeichnet", erinnert sich der Leiter. Die Urkunde hängt inzwischen in seinem neuen Büro im Willi-Graf-Haus.

Auch die Erstausstattung Geschirr und Besteck entdeckten er und seine Mitarbeiter beim Aufräumen des Hauses. "In Messer, Gabel und Löffel ist noch der ursprüngliche Name eingraviert: Mütterhaus Neuss. Erst später wurde das heutige Familienforum nach der jüdisch-stämmigen Nonne Edith Stein benannt, die 1942 im KZ Auschwitz hingerichtet worden ist", erzählt Braun.

Die jetzt gefundenen Bilder von Ursula Küppers zeigen in sanften Pastellfarben die biblische Schöpfungsgeschichte und sind 63 mal 25 Zentimeter groß. Neben jedem Motiv findet sich ein kleiner Vers aus der Bibel. "Es muss noch ein Bild der Reihe geben", erzählt Joachim Braun. Denn er hat erfahren, dass der Zyklus in der städtischen Sammlung "Kunst aus Neuss" mit neun Bilder verzeichnet ist. "Aber wo es geblieben ist, weiß ich nicht", sagt er.

Die Kunstwerke hat er inzwischen sorgfältig in Folie eingeschlagen und in einen Karton verpackt. Er bewahrt sie zunächst in seinem neuen Büro im Willi-Graf-Haus auf. "Ich möchte Kontakt zur Künstlerin aufnehmen. Sie kann sicher sagen, ob und wie die Bilder restauriert werden können. Möglicherweise würde sie das sogar selbst übernehmen und weiß auch etwas über den Verbleib des letzten Bildes", so Braun. Ganz sicher würden die Lithografien danach aber nicht wieder im Dornröschenschlaf versinken. "Wenn unser neues Haus fertig ist, werden die Bilder einen Ehrenplatz bekommen", verspricht Braun.

(NGZ)
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