Neuss Komödie mit Tiefgang und Witz im TaS

Neuss · Mit "Schwyzer Käs op Halve Hahn" hat Jens Spörckmann ein starkes Stück für Franziska Lehmann und Ana-Maria Gonzales geschrieben.

 Franziska Lehmann spielt die junge Schweizerin Vivi Vonlanthen und erzählt auch allerhand über ihr Heimatland.

Franziska Lehmann spielt die junge Schweizerin Vivi Vonlanthen und erzählt auch allerhand über ihr Heimatland.

Foto: Leo Kammer

"Schwyzer Käs op Halve Hahn" - passt das überhaupt zusammen? In dem gleichnamigen "niederrheinisch-helvetischem Begegnungslustspiel" aus der Feder von Jens Spörckmann, das jetzt im Theater am Schlachthof uraufgeführt wurde, sah es lange Zeit nicht danach aus. Aber nach gut zwei Stunden sollte es doch ein unvermutetes Happy-end geben.

Jens Spörckmann, der bald 50 Jahre alt wird, hat einen doppelten Coup gelandet: "Schwyzer Käs op Halve Hahn" ist lustig, hat aber auch Tiefgang. Und die beiden Rollen hätten mit Franziska Lehmann und Ana-Maria Gonzalez nicht besser besetzt werden können.

Die derben Rollen sind Ana-Maria Gonzales wie auf den Leib geschrieben. Franziska Lehmann (34), schlank, feingliedrig, liebenswürdig, geduldig, extrem beweglich und - weil in Zürich aufgewachsen - das feinste Schwyzerdütsch sprechend, ist der perfekte Gegenpol für spannungsgeladene Dialoge. Aber Spörckmann hat sich offenbar auch vorgenommen, dass die Zuschauer etwas klüger aus dem Theater rausgehen sollten, als sie reingekommen waren. Immer wieder gibt es deshalb einen Wissensblock mit Infos über die Schweiz als Gegengift zu den zahlreichen Vorurteilen, die über den Alpenstaat kursieren. Als Vivi Vonlanthen zieht Lehmann dann eine Jalousie mit der Schweizer Flagge runter und macht die Zuschauer schlau. Einer ihrer Tipps: "Provoziere niemals einen Schweizer - er könnte Dich neutralisieren."

Aber erstmal provoziert die Schweizerin, die sich in Deutschland zur Heilpraktikerin ausbilden lässt und deshalb ihre Heimat verlassen muss, ihre gestrenge Vermieterin Agnes Pfannemüller (Ana-Maria Gonzalez). Ohne es zu ahnen. Die resolute Vermieterin duldet keinen Deut Abweichung von der deutschen Leitkultur. Mülltonne falsch befüllt? Das ist eine Notiz wert! Ebenso wie zu lautes Lachen. Und dennoch: Die beiden verschiedenen Frauen scheinen immer besser miteinander auszukommen - beide vertrauen der jeweils anderen ganz persönliche Dinge an. Die hübsche Vivi ist von ihrem Freund verlassen worden, die Karriere in der Schweizer Leibgarde im Vatikan ist für ihn verlockender als die Zukunft mit ihr. Ein Running Gag: Immer wieder hörte man eine Zwergziege meckern - wobei Tierhaltung bei Frau Pfannemüller natürlich strengstens verboten ist.

Jens Spörckmann sieht sie als typische Neusserin, lässt sie Sätze sagen wie "Das Schützenfest ist im Prinzip das Wichtigste hier in Neuss". Fast schon klamaukartig ist die Szene von der Yoga-Stunde: Während die grazile Vivi in ihrem Element ist, werden Frau Pfannemüller die vielen Pfunde zum Verhängnis.

Aber nicht alles sei verraten. Nur so viel: Die ungleichen Frauen werden fast ziemlich beste Freundinnen. Und Frau Pfannemüller gibt den Plan auf, ihre Mieterin rauszuekeln, um das Apartment zu sanieren und dann teurer zu vermieten.

(NGZ)
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