Neuss Kirche setzt auf aktive Senioren

Neuss · Die katholischen Gemeinden versuchen neue Angebote für die größte Gruppe unter den Gläubigen zu machen. Der Seelsorgebereich Neuss-Nord lädt daher zu einem Ideen-Frühstück ein, wo die Älteren Wünsche äußern können.

Die Gesellschaft wird immer älter, der Anteil der Rentner an der Bevölkerung nimmt zu - diese demografische Entwicklung geht auch an der Nordstadt nicht spurlos vorüber. So ist über ein Viertel der Bewohner in den Bezirken im Neusser Norden über 60 Jahre alt. Über 9000 Senioren, die übergroße Mehrheit Rentner, leben zwischen Autobahnkreuz, Stadtwald und Bahntrasse.

Auf diese Entwicklung versuchen auch die vier katholischen Gemeinden im Neusser Norden seit längerem zu reagieren - bislang mit geringem Erfolg. Übernächste Woche soll ein neuer Anlauf genommen werden. Der Seelsorgebereich Neuss-Nord lädt am Dienstag, 12. Mai, in einer lang geplanten und aufwendigen Aktion zu einem Ideen-Frühstück ein.

Dort können Interessierte ab 50 Jahren Anregungen zu Aktivitäten geben und diese gemeinsam planen. Die Gemeinden wollen diese Ideen aufgreifen und neue Angebote für Senioren schaffen. Denn die bisherigen sind für viele nicht mehr interessant.

"Seniorentreffs mit Kaffee und Kuchen reichen nicht mehr aus", sagt Christoph Golm, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates Heilig Geist. Viele der Älteren seien an abwechslungsreichen Aktivitäten interessiert und noch sehr mobil. "Wir wollen ältere Menschen begeistern, aktiv zu werden und was für sich und andere zu tun", erklärt Golm. Daher läuft die Aktion unter dem Name: Netzwerk "weg vom Sofa". Menschen mit ähnlichen Interessen sollen sich so begegnen können.

"Seniorenarbeit muss weg von einer Betreuungsmentalität und sich an die neuen Gegebenheiten anpassen, ergänzt Karlheinz Ehbauer. Er sitzt zusammen mit Golm im Arbeitskreis Altenpastoral, der vor über zwei Jahren von Mitgliedern der Gemeinde Heilig Geist gegründet wurde. Der Arbeitskreis soll dringend benötigte Konzepte für Senioren entwickeln. Denn diese machen laut Ebauer über die Hälfte der Gemeindemitglieder aus, sie sind damit mit Abstand die größte Gruppe.

Dazu wurden Fragebögen in den Kirchen ausgelegt und an den Feiertagen verteilt. Gemeindemitglieder sollten so Wünsche und Anregungen geben können. "Nach einem Jahr war das Ergebnis ernüchternd", erzählt Ehbauer. Kaum ein Fragebogen wurde ausgefüllt, die Resonanz war sehr gering. "Nach der Aktion haben wir überlegt, ob wir aufhören", sagt der 71-Jährige, der selbst im Ruhestand ist. Der Optimismus siegte. Von der Erzdiözese Köln übernahm der Arbeitskreis die Idee des Netzwerkes.

Damit diesmal mehr Menschen erreicht werden, gingen die Kirchengemeinden einen anderen Weg. Jeder gemeldete Katholik über 60 Jahre wurde angeschrieben, 4200 Postkarten verschickt. Die älteste Angeschriebene bringt es auf 103 Jahre. 2000 weitere Karten werden zudem verteilt und ausgelegt. "Ich gehe davon aus, dass 2 bis 3 Prozent der angeschriebenen Personen kommen", sagt Golm. Das wären dann 60 bis 120 Menschen. Wenige Tage, nachdem die Karten verschickt wurden, habe es schon viele Rückmeldungen gegeben. "Ich bin ganz begeistert", sagt Ehbauer.

Dabei richtet sich das Angebot ausdrüklich nicht an eine Konfession. Jeder kann teilnehmen. Ehbauer wünscht sich: "Wir wollen einfache Dinge gemeinsam machen: Fahrrad-Touren, Spaziergänge, Musik."

(NGZ)
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