Serie Countdown - noch 37 Tage bis zur Wiedereröffnung des Clemens-Sels-Museum Kinder lernen Kunst im Hörspiel kennen

Neuss · Künftig gibt es im Clemens-Sels-Museum Audioguides - für Kinder und für Erwachsene. Damit kann sich jeder seinen Rundgang individuell zusammenstellen. Die Texte für Kinder wurden von Neusser Schülern geschrieben und gesprochen.

 Anna (l.) und Esra (beide 10 Jahre alt) sind begeistert von dem neuen Audioguide für Kinder. 37 Kunstwerken aus der ständigen Ausstellung im Clemens-Sels-Museum werden darauf erläutert.

Anna (l.) und Esra (beide 10 Jahre alt) sind begeistert von dem neuen Audioguide für Kinder. 37 Kunstwerken aus der ständigen Ausstellung im Clemens-Sels-Museum werden darauf erläutert.

Foto: Britta Schüssling

Neuss Clementine und Paul haben mit Sicherheit sehr viel Spaß. Was bekommen sie nicht alles zu sehen: ein Bild von einer Zahnbehandlung, bei dem schon das Sehen schmerzt. Oder ein Spiegelei, das auch ein schwebendes Ufo sein könnte. Auf ihrem Rundgang durch das Clemens-Sels-Museum entdecken sie 1001 Sachen, über die sie sich wundern, die unbedingt erklärt werden müssen.

Clementine und Paul haben zwar ganz wirkliche Stimmen, aber sind nur zwei fiktive Kinder. Sie stehen für das neue Programm des Museums, sind sozusagen geschlechterüberkreuz ein Synonym für das Museumsgründerpaar Clemens und Pauline Sels und die Fixpunkte des neuen Audioguides für Kinder. In aufwendiger Arbeit und in Kooperation mit zehn Neusser Schulen hat das Museum einen Audioguide einspielen lassen, der Kindern jeden Alters jene 37 Werke aus den eigenen Sammlungen nahebringt, die auch den Erwachsenen-Guide ausmachen.

Allerdings könnte es durchaus passieren, dass sich ein Erwachsener für die Entdeckungsreise lieber den Kinderguide ausleiht. Denn für diesen sind die Erklärungen in höchst lebendige Hörspiele verpackt. Da hört man das Tuten eines Schiffshorn oder das Blubbern von Wasser, aufgeregte Stimmen und Sätze wie "Da oben schwimmt ein Brathähnchen!" - und landet letzten Endes doch bei Max Ernsts abstraktem Bild "Mundus est fabula" (Die Welt ist eine Fabel, 1959), das alle Fantastereien geradezu spielend verkraftet.

Der Audioguide ist das Ergebnis eines Wettbewerbs "Unser Museum der Zukunft", den das Neusser Haus 2012 für Kinder und Jugendliche veranstaltet hatte. Daraus entwickelte sich die Idee zu dem elektronischen Museumsführer, für die sich zudem die beiden Pädagogen Bettina Schneidewin von der Martin-Luther-Schule und Dominik Kaulen von der Görresgrundschule begeisterten. Sie gewannen Schüler und Lehrer verschiedener Schultypen, bei dem Projekt mitzumachen, das nicht nur Spaß machen, sondern zugleich auch die medienpädagogische Kompetenz steigern sollte. "Wir haben Fortbildungen mit den Lehrern zur Produktion eines Hörspiels gemacht", sagt Kaulen, "und mit den Kindern Führungen zu den Bildern und gefragt: Was seht ihr?". Inhaltlich korrekt musste alles sein, so dass sich die von den Kindern erklärten Werke in der kunsthistorischen Exaktheit nicht vom Erwachsenen-Guide unterscheiden. Der wurde übrigens von Profis besprochen, die eine andere, aber auch sehr dichte Atmosphäre erzeugen: Till Hagen und Regina Lemnitz, vor allem als Synchronstimmen von Kevin Spacey und Whoopi Goldberg bekannt.

Für den Kinder-Audioguide mussten viele Geräusche her. Die wurden in der Innenstadt oder in Schulkellern aufgenommen, erzählt Kaulen weiter. Die Texte sind von den teilnehmenden Kindern selbst geschrieben und gesprochen. Natürlich mit sanfter Hilfe durch die Lehrer und auf der Basis des gesammelten kunsthistorischen Wissens des Museumsteams um Direktorin Uta Husmeier-Schirlitz. Die Produktion schließlich fand im Medienkompetenzzentrum des Rhein-Kreises statt, zu dessen Team die beiden Pädagogen auch gehören.

Für Husmeier-Schirlitz gehörten die beiden Audioguides zu den unbedingten - und besonders arbeitsintensiven - Aufgaben , die sie in der Schließungszeit bewältigen wollte. Schließlich wollen zwar sehr viele Besucher gerne persönliche Führungen, aber genau so viele auch das Museum auf eigene Initiative entdecken, ohne auf Informationen zu verzichten. Für diese ist der neue Guide nun gedacht, denn er gibt keine Strecke vor, jedes Kunstwerk lässt sich über eine Nummer anwählen.

Neben den Schulkindern, Jugendlichen und Erwachsenen nimmt das Museumsteam stärker als bisher auch kleine Zeitgenossen in den Blick. Für die Ab-Dreijährigen wurde zum einen der Pädagogikraum neu ausgestattet, und zum anderen eine Aktion unter dem (nach Pippi Langstrumpf) Motto "Ich male mir die Welt, wie sie mir gefällt" konzipiert. Auch da kommt technisches Equipment ins Spiel, werden Geräusche eingespielt, Bilder an die Wand geworfen, mit deren Hilfe sich einiges über Realität und Phantasie erfahren lässt. Grundlage ist das kunterbunte Bild "Die Donauschiffer" von Erich Grams, das Konzept beinhaltet auch Module, die es für Grundschulkinder spannend machen.

(NGZ)
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