Neuss Kein Türkei-Urlaub wie jeder andere

Neuss · BIG-Ratsmitglied Deniz Davarci erlebt die Situation in dem Land hautnah mit.

Deniz Davarci ist auf einer Rundreise durch die Türkei.

Deniz Davarci ist auf einer Rundreise durch die Türkei.

Foto: woi

40 Grad zeigt das Quecksilber im Thermometer an. Nicht zu schwül, nicht zu trocken - perfektes Urlaubswetter. Dennoch ist es kein Türkei-Besuch wie jeder andere, den das Neusser Ratsmitglied des "Bündnis für Innovation & Gerechtigkeit" (BIG) Deniz Davarci derzeit erlebt. Die politische Lage ist nach dem Putschversuch der Armee am 15. Juli noch immer angespannt. Es gilt der Ausnahmezustand. Die Regierung um Präsident Recep Tayyip Erdogan macht den in den USA lebenden Fethullah Gülen für den Putschversuch verantwortlich. "Die Gülen-Anhänger, die in staatlichen Institutionen wie Schulen oder bei der Polizei tätig sind, werden derzeit systematisch von ihren Aufgaben entbunden", sagt Davarci.

Der 43-Jährige ist auf Rundreise, verbrachte die vergangenen drei Tage in der Millionenmetropole Istanbul und erlebt die Stimmung in der Türkei hautnah mit. "Das Leben in diesem Land geht trotz allem weiter. Eine verstärkte Präsenz von Sicherheitskräften ist - abgesehen von Flughäfen - nicht zu spüren", sagt der Neusser.

Doch die Gräben zwischen den Befürwortern und Gegnern des Präsidenten werden immer größer. Nahezu jeden Abend kann Davarci die sogenannte Demokratiewache beobachten: "Nach 0 Uhr gehen die Menschen in Großstädten auf die Straße, um zu zeigen, dass sie hinter Erdogan stehen."

Auch in Köln werden nach Schätzungen bis zu 30.000 Erdogan-Anhänger am morgigen Sonntag auf die Straße gehen und bei einer Kundgebung zum Thema "Militärputsch in der Türkei" Flagge für ihren Präsidenten zeigen. Aus der Neusser Politik - unter anderem von Waltraud Beyen (CDU) - sind kritische Stimmen zu hören. Türkische Konflikte dürften nicht nach Deutschland getragen werden.

Deniz Davarci sieht das anders. "Das gehört zur freien Meinungsäußerung dazu", sagt der 43-Jährige, "man muss doch die Möglichkeit haben, zu einer Situation, wie sie gerade in der Türkei herrscht, Position zu beziehen."

(NGZ)
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