Neuss Kehraus im Rehlinghaus-Kosmos

Neuss · Der Maler Christoph Rehlinghaus trennt sich von Skizzen, Entwürfen und Gemälden, die er beim (zweimal jährlich stattfindenden) "Kehraus" in seinem Atelier anbietet. Zum ersten Mal findet der Termin am Kappessonntag statt.

Ölbilder, Handzeichnungen, Entwürfe und Verwürfe, Liegengebliebenes und Unvollendetes, Skizzen, Bilderbuchillustrationen, Originale und Unikate, aber auch Cyanotypien (Blaudrucke) auf antikem Karton, Kleinkunst und Objekte - alles fliegt raus zu kleinen Preisen, bevor´s verstaubt: So kennezeichnet der Künstler selbst seine Aktion, die auch schon Tradition in Neuss hat. Christoph Rehlinghaus bittet zum "Kehraus" in sein Atelier, "ungefähr zum siebten Mal", wie er grübelnd sagt, aber dieses Mal hat er sich bewusst den Kappessonntag dafür ausgesucht.

Zweimal im Jahr hält er auf diese Weise einen "Frühjahrsputz im Kopf und im Atelier", wie er es beschreibt, guckt dafür in alle Ecken und holt Blätter hervor, die mal nur eine Idee waren, aber aus seiner Erinnerung gefallen sind. "Oft staune ich selbst, was ich schon alles aufs Papier skizziert habe", sagt. Viele Jahre sei das manchmal her, aber beim Betrachten stellt er dann zwei Dinge fest: entweder die Tatsache, dass bestimmte Motive immer wieder auftauchen, oder er nimmt sofort einen neuen Bildträger und entwickelt weitergehende Ideen.

So geht es ihm mit einem Bilderbuch, das er vor zwei Jahren für seinen Sohn gemacht hat: "Werners Gebrauchtbärenhandel". Das endet damit, dass die Bären aus dem Haus ihres Händlers in den Wald flüchten und dort ein schönes Leben genießen. Die Fortsetzung existiert schon als großes grünes Bild auf der Staffelei: "Die Bären wollen nicht mehr laufen, sondern einen fahrbaren Untersatz haben."

Überhaupt der Bär: Der begleitet den Maler schon viele Jahre, und so hat sich die "Bärenkiste" mit allerhand Zeichnungen und Entwürfen gefüllt, von denen er sich nun trennen will. Damit etwas Neues entsteht - wie das Bild von einem Eisbären, der mit Bienenkörben spielt, die weiß wie Iglus sind: "Da kommen noch Schneeflocken raus und verteilen sich auch auf dem grünen Hintergrund", sagt er. Das noch unfertige Gemälde steht allerdings in einer Ecke des Ateliers, wo sich all die Sachen versammeln, die nicht verkäuflich sind. Und davon gibt es reichlich. Ebenso aber auch von jenen, die Rehlinghaus für 25 bis 450 Euro verkauft: ein Schwan auf einer kleinen Furnierholzplatte, ein Botticelli mit einer großen Eistüte in der Hand oder Szenen aus dem Wald wie "Die Baumerschießung".

Denn die Kunst des meisterhaft malenden Künstlers entsteht oft aus dem Wort. Aus Begriffen, Redewendungen, für die er skurrile, bildliche Übersetzungen findet. Zudem sieht Rehlinghaus Bilder, wo eigentlich keine zu sein scheinen. Was sich beim Betrachter sofort ändert, wenn der Künstler ihn auf die Maserung in einer Holzplatte hinweist, die die Form eines am Strand liegenden Wals hat. Oder einer großen Welle, oder vieler Wolken... Mit wenigen Strichen arbeitet er diese Bilder sichtbar heraus und liefert zum "Kehraus" dafür die Beispiele. Rehlinghaus' Kunst entsteht aus einem ihm sehr eigenen Kosmos heraus, ständig entwickelt er neue Ideen, so dass es logisch klingt, wenn er sagt: "Ich muss mein Atelier immer mal wieder auf links drehen, sonst eiere ich herum!"

Auch Jecken sind ihm im Übrigen beim "Kehraus" willkommen. Und nicht nur ihnen verspricht er ein weiteres Schmankerl: Statt Kamelle bietet er Zitronen-Thymiantrüffel, Himbeer-Lakritzkugeln, Dattelhonigpralinen oder anderes an. "Alles aus eigener Herstellung!" verspricht Rehlinghaus und gibt ein Geheimnis preis: "Eigentlich wollte ich Konditor werden." Für den Schüler war das mal ein Traumberuf, begünstigt durch die erste Freundin, eine Bäckerstochter. Aber dann kam doch die Kunst dazwischen ...

(hbm)
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