Neuss Kafkas "Verwandlung" im TaS erzählt vom Verstoß gegen die Norm

Neuss · Viel zu lachen gibt es nicht. Auch wenn Markus Andrae, künstlerischer Leiter des Theaters am Schlachthof (TaS), als Regisseur hinter der Produktion steht, die am Freitag Neusser Premiere im TaS hat: "Die Verwandlung" von Franz Kafka. Die 1912 entstandene Erzählung gehört zu den wichtigsten des Autors, ist zigfach interpretiert worden und wird derzeit landauf, landab (ist auch Abi-Stoff) auf deutschen Bühnen gespielt.

 Mit Kafkas "Verwandlung" liefert Markus Andrae eine, wie er sagt, "altmodische Inszenierung " ab, die auf Gefühle setzt.

Mit Kafkas "Verwandlung" liefert Markus Andrae eine, wie er sagt, "altmodische Inszenierung " ab, die auf Gefühle setzt.

Foto: TaS

Andrae hat die Produktion in Kooperation mit der Theaterfabrik Düsseldorf auf die Beine gestellt, sie allerdings für die Neusser Aufführung noch mal stark bearbeitet. Zumindest was das räumliche Spiel betrifft, denn die Bühne im TaS ist ganz anders zugeschnitten als im "Schuhkarton" Theaterfabrik. Seine Fassung des Stücks hat er auf die Familiensituation fokussiert. Was passiert, wenn einer der ihren ausschert und sich verändert? Gregor Samsa verwandelt sich bei Kafka über Nacht in ein Insekt, kommt nicht mehr aus seinem Zimmer raus, kann nicht mehr arbeiten und stellt damit als bisheriger Alleinernährer seine Eltern und Schwester Grete vor Existenzprobleme. Dass eben diese Grete von der "grauen Maus", wie Andrae sagt, zur bestimmenden Figur wird, fasziniert ihn ebenso an dem Stück wie die Zerrissenheit einer Mutter, die nicht damit fertig wird, dass ihr Sohn so anders als die Norm ist.

"Es gibt so viele Interpretationen des Stoffes", sagt Andrae, "und irgendwie haben alle auch Recht." Deswegen will er sich nicht auf eine allein gültige festlegen und gibt auch gerne zu: "Vielleicht drücke ich mich auch davor." Doch selbst wenn er Figuren gestrichen hat. sagt er: "Ich maße mir an, zu sagen, dass ich nicht frei nach Kafka, sondern werkgetreu inszeniert habe."

Zum Insekt wird Gregor im TaS aber nicht. Andrae schüttelt es förmlich, wenn er sich Inszenierungen vor Augen ruft, die "Die Verwandlung" wörtlich genommen haben. Aber auch seine Figur steht anders auf als sie schlafen gegangen ist. Aber als was - das will der Regisseur nicht verraten: "Das nähme der Aufführung die Spannung."

Info Blücherstraße 31, Premiere heute, 20 Uhr, Karten unter 02131 277499

(hbm)
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