Neuss Jubel in Hombroich für das Morgenstern-Trio

Neuss · Weil die zum Teil skurrile Lyrik Christian Morgensterns so voller Musik steckt, gab sich das junge, inzwischen aber international mit höchsten Auszeichnungen dekorierte Klaviertrio den Namen des deutschen Dichters. Die Musiker des Morgenstern-Trios wurden in den vergangenen Jahren sowohl von der Kölner Philharmonie als auch der Elbphilharmonie Hamburg zu "Rising Stars" gewählt. Catherine Klipfel (Klavier), Stefan Hempel (Violine) und Emanuel Wehse (Violoncello) konzertierten nun im Rahmen der Jüdischen Kulturtage NRW auf der Museumsinsel Hombroich. Mit rund 250 Zuhörern war die Scheune restlos überfüllt.

Präzises Zusammenspiel

Das beeinträchtigte die Begeisterung nicht im mindesten, mit der das Publikum Leonard Bernsteins "Klaviertrio" von 1937 quittierte. Der gerade mal 19-Jährige entwickelt bereits hier eine Mischung aus Klassik und Jazz, die später seine Sinfonien und Musicals so populär machen sollten. Rhythmische Vitalität fordert vor allem im Finale den Instrumentalisten viel ab. Das aber bleibt bei aller temperamentvollen Leidenschaft im Zusammenspiel äußerst präzise. Bewundernswert, wie die zarte Französin Catherine Klipfel nahtlos hämmernde Akkordik, perlende Läufe und sanfte Lyrik aneinanderreiht.

Kammermusik in seltener Feinheit bot das Ensemble auch beim "Trio d-Moll" (op. 49), das Felix Mendelssohn Bartholdy fast 100 Jahre früher schrieb. Trotz des üppigen Hauptthemas, vom Cello durch ein weiteres romantisches Thema ergänzt, bleibt das vollkommen transparent. Ein wunderbares Klavierlied eröffnet das "Andante", die Sicherheit des Ensembles bleibt auch beim schnell gespielten "Scherzo" tänzerisch leicht, nach dem Finale kann das Publikum nur noch jubeln.

Beachtenswert waren auch die gewählten Zugaben: György Kurtág hat 2007 eine dem ungarischen Musikpublizisten Bálint Varga gewidmete "Ligaturája" geradezu als Pianissimo-Manifest veröffentlicht. Die Saiten des Flügels wurden dazu mit einer Stoffbahn abgedeckt, kaum noch wahrnehmbare höchste Töne bleiben bei den Streichern extrem sauber und nur deshalb noch nachvollziehbar. Expressive Stimmungswechsel kennzeichnen hingegen die "Fremde Szene III" (1983), in der Wolfgang Rihm "Versuche für ein Klaviertrio" unternimmt. Meditative Abschnitte wechseln mit heftig attackierenden Klangimpulsen. Schattenhaft und kurios verklingt das Werk in einem letzten vom Violoncello dahingezupften Ton.

(NGZ)
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