Irische Landarbeiter Irish Travellers ziehen weiter nach Neuss — und erhalten Platzverweis

Neuss · Weit sind sie nicht gekommen: Eine große Gruppe irischer Landarbeiter haben am Sonntagnachmittag Kevelaer verlassen und haben sich rund 70 Kilometer südlich niedergelassen.

 Die in Kevelaer widerstrebend geduldeten Travellers sind überraschend in Neuss aufgetaucht. Die Stadt droht mit Räumung und setzt eine Frist.

Die in Kevelaer widerstrebend geduldeten Travellers sind überraschend in Neuss aufgetaucht. Die Stadt droht mit Räumung und setzt eine Frist.

Foto: Lothar Berns

Die Wagenburg auf dem Kirmesplatz muss bis Dienstagfrüh geräumt sein. Das teilten Mitarbeiter des städtischen Ordnungsamtes der Gruppe irischer Wanderarbeiter, die sich am Sonntagnachmittag mit ihren Caravan-Gespannen auf dem TÜV-Gelände breitgemacht hatte, am Montag mit.

Der Platzverweis wurde nach Darstellung von Tobias Spange vom Presseamt der Stadt mit einem Ultimatum versehen: Ist der Platz um acht Uhr nicht geräumt, will die Stadt mit Polizeiunterstützung und beauftragten Abschleppunternehmen "nachhelfen".

Formal begründet die Stadt den Platzverweis gegen den illegalen mobilen Stellplatz mit der Neusser Kirmes am letzten Augustwochenende. "Die Strom- und Wasseranschlüsse für die Schausteller müssen gelegt werden", sagt Spange, zudem würden in Kürze die ersten Unternehmen anreisen und mit dem Aufbau der größeren Geschäfte beginnen.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Verwaltung die irischen Wanderarbeiter, die der Ordnungsamts-Beamte im Bereitschaftsdienst am Sonntag sich alleine nicht aufzusuchen getraute, nicht gerne innerhalb ihrer Stadtgrenzen sieht. Denn die Irish Travellers bringen nur allzu oft Probleme mit.

 So wohnten die Travelers in Kevelaer.

So wohnten die Travelers in Kevelaer.

Foto: Gottfried Evers

Zuletzt sorgte sie im niederrheinischen Wallfahrtsort Kevelaer für Schlagzeilen. Anwohner beklagten gefährliche Fahrmanöver von jungen Angehörigen dieser Gruppe, die ihre Mädchen mit lauter Musik und quietschenden Reifen durch die Stadt chauffierten. Andere fühlten sich durch die Hunde der Traveller, abwertend auch Tinker genannt, in Angst und Schrecken versetzt. Die Polizei in Kevelaer berichtete zudem von Ruhestörungen. Die Pilgerstadt sah keine Möglichkeit, gegen das fahrende Volk, in dem nach eigenem Bekunden auch alle irgendwie miteinander verwandt sind, vorzugehen. Zunächst.

Auf dem Stellplatz, den Kevelaer als Alternative für einen okkupierten Parkplatz anbot, kamen allerdings nur sieben von ursprünglich gut 90 Wohnwagen-Gespannen an. Der Rest verschwand am Sonntag, so dass wahrscheinlich ist, dass sie Richtung Neuss weiterzogen.

In der Quirinusstadt war es nach Angaben von Polizei-Sprecherin Diane Drawe bis Montag zu keinen Zwischenfällen gekommen. Es werde aber unabhängig davon geprüft, ob Personen aus dieser Gruppe mit der Verfolgungsjagd zu tun haben, die vor etwas mehr als einer Woche Polizeibeamte in den Kreisen Neuss und Viersen in Atem hielt.

Damals hatten vier Männer in einem Wagen mit irischem Kennzeichen das Weite gesucht, um sich einer Kontrolle zu entziehen. Nur zwei von ihnen konnten am Ende in Willich dingfest gemacht werden.

Bekannt ist, dass die Gruppen Teer- und Dachdeckerarbeiten anbieten — und das auch an der Haustür. Vor einigen Jahren war eine Frau aus Allerheiligen dabei hereingelegt worden. Schon damals warnte die Polizei, auf solche Offerten besser nicht einzugehen. Denn wer Aufträge an der Haustür erteilt, gerät — weil diese oft ohne Rechnung abgewickelt werden — in den Verdacht, Schwarzarbeit zu unterstützen. Und er hat keinerlei Garantieanspruch.

(-nau)
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