Neuss Initiativkreis in Sorge um Vereinsraum

Neuss · Die Nutzer des Willi-Graf-Hauses müssen sich möglicherweise eine neue Bleibe suchen. Denn der Eigentümer, das Familienforum Edith Stein, will das Gebäude verkaufen. Das betrifft vor allem den Initiativkreis Nordstadt.

 Toni Schäfer, der den Arbeitskreis Nikolausmarkt des Initiativkreises Nordstadt mitleitet, liegt das Atelier im Willi-Graf-Haus am Herzen. Dort sind als Leihgaben auch Bilder von Wilhelm Küppers (1901-1990) zu sehen.

Toni Schäfer, der den Arbeitskreis Nikolausmarkt des Initiativkreises Nordstadt mitleitet, liegt das Atelier im Willi-Graf-Haus am Herzen. Dort sind als Leihgaben auch Bilder von Wilhelm Küppers (1901-1990) zu sehen.

Foto: Andreas Woitschützke

Im Dachgeschoss des Willi-Graf-Hauses lagern zahlreiche Schätze des Initiativkreises Nordstadt. "Wir haben dort unter anderem unsere großen Banner für den jährlichen Nikolausmarkt, Unterlagen des Arbeitskreises Geschichte und unser Pressearchiv", erzählt Geschäftsführerin Ingrid Schäfer. Darüber hinaus diene das etwa 60 Quadratmeter große Atelier an der Venloer Straße als Versammlungsstätte für die rund 300 Mitglieder des Initiativkreises. "Außerdem pflegen wir unten im Gebäude einen offenen Bücherschrank, der sehr gut angenommen wird. Wenn wir aus dem Haus hinaus müssten, wäre das für uns eine Katastrophe", sagt Schäfer. "Denn wir haben lange dafür gekämpft, dass wir die Räume in dem Haus bekommen. Mit der unentgeltlichen Nutzung des Willi-Graf-Hauses war unser sehnlichster Wunsch erfüllt worden."

Damit könnte es aber bald vorbei sein. Denn der Eigentümer, das Familienforum Edith Stein, will das Haus verkaufen und mit dem Erlös einen Neubau anstelle seines jetzigen Hauptsitzes an der Schwannstraße anfinanzieren. Mitte 2017 soll das Gebäude an der Schwannstraße stehen, in dem künftig alle Angebote des Bildungshauses unter einem Dach zusammengefasst werden. Ob der Initiativkreis Nordstadt auch danach noch im Willi-Graf-Haus bleiben kann, entscheidet der neue Eigentümer.

"Wir hoffen, dass sich wieder ein öffentlicher Träger findet, der uns dies erlaubt", sagt Ingrid Schäfer. Denn für die Anmietung eigener Räume reiche das Geld des Vereins nicht. "Unsere Mitglieder zahlen 15 Euro Jahresbeitrag. Davon müssen wir alle Dinge, die wir bewerkstelligen, finanzieren." Da der Verein unabhängig sei, könne er auch nicht Unterschlupf bei einem Dachverband finden. "Und weil immer mehr Kirchengemeinden zusammengelegt werden, gibt es auch immer weniger Gemeindezentren mit Gruppenräumen, in denen wir uns treffen könnten."

Verärgert über das Familienforum ist der Initiativkreis nicht. "Wir wissen, dass das Edith-Stein-Forum selbst auf städtische Zuschüsse angewiesen ist, die angesichts steigender Pflichtaufgaben aber immer weniger werden", sagt Ingrid Schäfer. Darüber hinaus stehe man mit dem Bildungshaus in vertrauensvollem Kontakt, sei daher von der Nachricht nicht völlig überrascht worden.

"Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das Willi-Graf-Haus abgerissen wird", erklärt die Vereinsgeschäftsführerin. "Schließlich braucht die Stadt Plätze des Gemeinbedarfs, wo Migrationskurse und ähnliches stattfinden können, insbesondere in der Nordstadt, in der über 40 000 Menschen leben." Neubauten seien in dem dicht besiedelten Stadtteil kaum möglich.

Der Heimatverein ist auch nicht der einzige externe Nutzer des Gebäudes an der Venloer Straße. Eine halbe Etage hatte bislang die Stadt angemietet und sie der Kindertagespflege-Einrichtung "Zwergenwelt" weitervermietet. "Wir sind dabei, für die Einrichtung eine neue Unterkunft zu suchen", berichtet Stadtsprecher Tobias Spange. Ziel sei es, dass die "Zwergenwelt" mit ihren neun Betreuungsplätzen der Nordstadt erhalten bleibe. "Wir prüfen zurzeit auch schon potenzielle Räume, damit die Tagespflege frühzeitig umziehen kann."

Für die Radiowerkstatt, die ebenfalls im Graf-Haus beheimatet ist, ist dagegen schon gesorgt: Sie soll in den Neubau an der Schwannstraße umziehen.

(NGZ)
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