Neuss Im schönsten Garten der Stadt

Neuss · Im Neusser Kleingartenverein "Im Zöör" herrscht Freude über die Auszeichnung des Stadtverbands der Kleingärtner. Doch selbst im kleinen Paradies an der Gladbacher Straße kämpfen die Gärtner mit unbedachten neuen Mitgliedern.

Neuss: Im schönsten Garten der Stadt
Foto: Woitschützke Andreas

Mit sechs Punkten war der Vorsprung vor der Konkurrenz knapp, doch wer auf dem hellen, breiten Kiesweg zwischen den üppigen Sträuchern und Blumen der Kleingartenanlage "Im Zöör" schlendert, kann verstehen, warum sie die Fachleute des Stadtverbandes der Kleingärtner zur schönsten Anlage in Neuss gekürt haben. "Das hat uns wahnsinnig stolz gemacht", sagt Andeas Schmidt, zweiter Vorsitzende des Vereins. Denn seit er vor 25 seinen Kleingarten im Süden der 52 Grundstücke umfassenden Anlage erworben hat, habe es sein Verein nun zum ersten Mal an die Tabellenspitze geschafft.

Ausschlaggebend für die Entscheidung seien vor allem die gepflegten Vorgärten der Anlage gewesen. Der anderthalb Meter breite Beetstreifen vor den Gartenzäunen gehört zu den ersten Dingen, die dem Besucher ins Auge springen. Viele haben hier rote und pinke Rosen gepflanzt, dazwischen verbreiten kleine grau-grüne Lavendelsträucher ihren Duft. All die Pracht hat allerdings ihren Preis. "Viele, die hier einen Garten kaufen, unterschätzen die Arbeit, die sie er erfordert", sagt Schmidt. Zwischen den blühenden, gepflegten Gärten liegen tatsächlich einzelne verwilderte Grundstücke. 15 Gärten haben deshalb im vergangen Jahr den Besitzer gewechselt - eine ungewöhnlich hohe Zahl. "Früher gab es etwa einen Wechsel pro Jahr, und das auch nur, wenn der Besitzer gestorben ist", so Schmidt.

Mindestens einmal am Tag kommt der Rentner ins "Zöör". Im Gegensatz zu seiner Anfangszeit in der Anlage hat er inzwischen einen eigenen Garten vor seinem Haus. Den Kleingarten will er dennoch nicht aufgeben. "Ich hänge zu sehr an dem Fleck und an unserem Verein", sagt er.

Ruhig ist es hier, nur das leise Rauschen der Autos von der Gladbacher Straße dringt in die Anlage. Hinter einigen Zäunen sind Gärtner am Jäten, andere unterhalten sich über das Grün an ihrer Grundstücksgrenze hinweg. Ein Mal im Jahr wird es aber ein wenig lauter: Um das Vereinshaus am Eingang herum wird dann gegrillt und gegessen. Auch dieses Jahr steht noch das Fest zum 85. Bestehen des Vereins an. Bisher konnte wegen einer Verletzung des ersten Vorsitzenden, Günter Riders, noch nicht gefeiert werden.

Jeder Kleingärtner setzt mit Gemüse, Zierpflanzen oder Bäumen seine eigenen Akzente, und Schmidts Leidenschaft gilt dem Wein. Wer seinen etwa 600 Quadratmeter großen Garten betritt, geht unter einem Tor aus Draht und Frumoasa Alba hindurch - den großen, süßlichen Trauben, die auch das weißangestrichene, steinerne Gartenhäuschen zieren. "Nichts ist gespritzt, alles Bio", sagt er. Bald erntet er die Trauben, füllt sie in seine elektrische Mühle und gießt den Saft in Fässer. Pünktlich zu Weihnachten ist der Wein dann so weit.

Den ersten Platz im Wettbewerb wird er wohl mit den Nachbarn beim Vereinsfest feiern. Aber wer ihm zuhört merkt: Das Wichtigste ist für ihn nicht der Sieg sondern die Freude am Garten.

(NGZ)
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