Neuss und seine Stadtteile Im ältesten Wasserwerk der Stadt dient der Rheinkies als Filter

Neuss · Rund 20.000 Haushalte im Neusser Norden werden vom Broichhof mit Trinkwasser versorgt. Gut 3,3 Milliarden Liter Grundwasser werden jährlich gefördert. Der Rhein spielt dabei eine besondere Funktion.

 Stefan Alef von den Stadtwerken nimmt an einem der Bio-Filter des Wasserwerks Broichhof eine Wasserprobe.

Stefan Alef von den Stadtwerken nimmt an einem der Bio-Filter des Wasserwerks Broichhof eine Wasserprobe.

Foto: Woitschützke

Verbraucher sahen sich in diesen Tagen mit Nachrichten konfrontiert, die ihren Geldbeutel beeinflussen könnten. Trinkwasser aufzubereiten wird nach Angaben des Umweltbundesamtes immer aufwändiger. Grund sei die steigende Nitratbelastung des Grundwassers, etwa durch verwendete Düngemittel in der Landwirtschaft. Die Experten rechnen deshalb mit steigenden Preisen - und zwar um bis zu 45 Prozent.

Doch wie läuft die Wasseraufbereitung eigentlich im Neusser Norden ab? Ein Blick in den Broichhof im Stadtwald lohnt sich. Schließlich ist es das älteste noch aktive Wasserwerk in Stadt und Umgebung. Rund 20.000 Haushalte im Neusser Norden werden vom Broichhof mit Trinkwasser versorgt. Aus rund 30 Metern Tiefe fördern die sechs Brunnen jährlich rund 3,3 Milliarden Liter Grundwasser.

Auch wenn das Werk mehr als 100 Jahre alt ist - technisch entspricht die Anlage dem Stand der Technik und genügt allen Vorgaben der Trinkwasserverordnung. In die Jahre gekommen ist am Wasserwerk Broichhof lediglich das Gebäude. Zu einem sauberen Neusser Trinkwasser trägt neben den Filtern der Stadtwerke der Rhein bei. Werksleiter Stefan Alef lobt den Fluss stets als "ein hervorragendes Verdünnungsgewässer". Die natürliche Filterung funktioniere sowohl über Kies als auch über die Strömung.

In der sogenannten Denitrifikationsanlage reduzieren Bakterien mittels Essigsäure als Nährstoff in oberirdischen sogenannten Festbettreaktoren das im Grundwasser enthaltene Nitrat. Das aufbereitete Wasser wird anschließend über einen Sickergraben wieder in den Grundwasserleiter infiltriert. Mit Hightech zu sauberem Wasser sozusagen. Am 22. August 1914 wurde zum ersten Mal Grundwasser aus den Brunnen der Anlage gehoben und ins damals nur 96,5 Kilometer lange Leitungsnetz eingespeist. Dazu waren mit Dampf betriebene Pumpen nötig, die im Wasserwerk in einer eigenen Maschinenhalle befeuert wurden.

Damit die Trinkwasserqualität weiterhin ausgezeichnet bleibt, setzen die Stadtwerke auf Prävention. So werden regelmäßig Wasserproben analysiert. Durch die Kontrollen würden nachteilige Veränderungen auch frühzeitig auffallen. Zudem müssen die Stadtwerke die Ergebnisse der Analysen auch an das Gesundheitsamt oder die Bezirksregierung übermitteln.

Die Kapazität reicht nach Einschätzung von Alef noch Jahrzehnte aus. Denn der Verbrauch werde dank wassersparender Technik weiter sinken.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort