Neuss/Dubai Ich liebe diese Stadt

Neuss/Dubai · 20 Jahre lang hat der Neusser Kai Böcking verschiedenste Sendungen im deutsche Fernsehen moderiert – jetzt steht er auch hinter der Kamera. In Dubai, in seiner eigenen Produktionsfirma.

20 Jahre lang hat der Neusser Kai Böcking verschiedenste Sendungen im deutsche Fernsehen moderiert — jetzt steht er auch hinter der Kamera. In Dubai, in seiner eigenen Produktionsfirma.

Das Gefühl kommt, wenn Kai Böcking die Autobahnabfahrt nimmt und in Richtung Reuschenberg fährt. Und das Gefühl ist da, wenn er dann angekommen ist bei seinen Eltern, seinen Freunden, in seiner früheren Umgebung. "Das ist meine Heimat, ich liebe dieses Stadt", sagt Kai Böcking (45). Moderator, Radio-Redakteur, Produzent. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Dubai.

Wer den Namen "Kai Böcking" hört, denkt mit ziemlicher Sicherheit an "Formel 1" — das Musikformat der 1980er Jahre im deutschen Fernsehen. Böcking war als Pubertierender selbst Fan, "das war meine Sendung", sagt er heute. Dennoch überlegte er kurz, als sein damaliger Chef bei Radio Gong in München sagte, für "Formel 1" würde ein Moderator gesucht, ob er das nicht probieren wolle. Eigentlich wollte Böcking nicht vor die Kamera, sondern dahinter. Er ging trotzdem hin — und bekam den Job.

Zwei Jahre lang blieb der Neusser Böcking und moderierte in der Folge so ziemlich jedes Format im deutschen Fernsehen: Quizshows, Talkshows, Kochshows. Er achtete immer darauf, kein peinliches Fernsehen zu machen, nichts Dummes, nichts, für das die Mutter sich in Neuss in der Schlange beim Metzger schämen müsste. Wenn die Leute "Ihr Junge macht nettes Fernsehen" sagte, war alles ziemlich gut für Kai Böcking.

Und ziemlich gut war es rund 20 Jahre lang. "Ich hatte eine Sicherheit vor der Kamera und auf der Bühne, eine ganz angenehme Routine", sagt Böcking. Irgendwann aber erinnerte Kai Böcking sich, was er ursprünglich geplant hatte, dass er mal hinter der Kamera arbeiten wollte. Und entschied sich dafür, nicht mehr nur zu moderieren, sondern auch in die Produktionsfirma "gut.tut.gut" einzusteigen. Dokumentationen, Reportagen und Dokusoaps sind Kerngeschäft des Unternehmens, das in der Nähe von München sitzt. In der Nähe von München und mit der Tochterfirma "The German TV Production" in Dubai.

Böcking, vom deutschen Fernsehen Pünktlichkeit, perfekte Organisation und feste Pläne gewohnt, musste sich umstellen. "Die Mentalität ist anders", sagt Böcking. Er musste lernen, mit Puffern zu planen, zeitlich und personell. Dubai habe ihn geduldiger gemacht, sagt er. Weil er gemerkt habe, dass Hektik und Ungeduld und Auf-Plänen-beharren in dem so ganz anderen Land nichts bringt.

Sollte Kai Böcking sich heute entscheiden, ob er das Moderieren oder das Produzieren mehr liebe, er könnte es nicht, weil beide Dinge Herzensangelegenheiten sind. Um die geht es Kai Böcking heute. Die Frage, welcher nächste Schritt gut sein könnte für die Böcking-Karriere, was ihn nach vorne bringen könnte, ist nicht mehr die entscheidende. Entscheidend ist ausschließlich, wozu er Lust hat, was sein Bauchgefühl sagt.

Gerade hat dieses Bauchgefühl Böcking mal wieder in die Heimat geführt. Und die ist Neuss.

(NGZ)
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