Jörg Geerlings "Ich hole das Landtagsmandat zurück"

Neuss · Der Neusser CDU-Chef erklärt, warum er 2017 zum dritten Mal für den nordrhein-westfälischen Landtag kandidieren will.

 Jörg Geerlings (43), CDU-Chef und parteiinterner Bewerber für die Landtagskandidatur: "Die Mehrheit der Neusser ist bereit, bürgerlich zu wählen."

Jörg Geerlings (43), CDU-Chef und parteiinterner Bewerber für die Landtagskandidatur: "Die Mehrheit der Neusser ist bereit, bürgerlich zu wählen."

Foto: Woi

Herr Geerlings, wenn die Neusser CDU am 2. Juni ihren Kandidaten zur Landtagswahl aufstellt, kommt es zur Kampfabstimmung. Die Entscheidung fällt zwischen Ihnen und Sebastian Ley. Viele sehen in Ihnen den Favoriten. Sie auch?

Jörg Geerlings In einer demokratischen Partei wie der CDU kommt es regelmäßig vor, dass mehrere Bewerber für ein und dieselbe Aufgabe kandidieren. Wir haben in der Tat vermutlich zwei Kandidaten, und wir sind gespannt, wie es ausgeht. Ich weiß, dass nur harte Arbeit zum Erfolg führt, und ich arbeite hart. Die Resonanz, die ich aus Reihen der Mitglieder erfahre, macht mir Mut.

Für Sie wäre es die dritte Landtagskandidatur. 2010 haben Sie den Wahlkreis direkt gewonnen, 2012 haben Sie das Mandat verloren. Haben Sie noch eine Rechnung offen?

Geerlings Ich will das 2012 verlorene Mandat für die CDU zurückholen, so wie wir schon einmal das Bundestagsmandat mit Hermann Gröhe zurückgeholt haben. Daraus schöpfe ich hohe Motivation. Zweiter Grund: In den Rankings wesentlicher Kennzeichen nimmt Nordrhein-Westfalen hintere Plätze unter allen Bundesländern ein. Beim Wirtschaftswachstum sind wir Letzter, beim Unterrichtsausfall sind wir Spitze, ebenso bei Verschuldung und dem Zuwachs der Kinderarmut. Die Menschen in Nordrhein-Westfalen haben Besseres verdient. Dabei will ich helfen.

Warum sind die Aussichten für Sie gut, das Landtagsmandat zu holen?

Geerlings Wir haben aus der Vergangenheit gelernt. Dort, wo wir Einfluss nehmen können, haben wir uns besser aufgestellt. Die NRW-CDU hat sich programmatisch mit dem Grundsatzprogramm neu positioniert. Daran habe ich intensiv mitgewirkt. Auch in Neuss haben wir hart gearbeitet. Wir werden gute Gründe liefern, dass die CDU vorne liegt.

Bereiten in Wahrheit SPD und CDU sich nicht schon längst gedanklich auf eine große Koalition vor?

Geerlings Meine Wunschkonstellation ist das nicht. Unser Ziel muss es doch vielmehr sein, dass die CDU als stärkste Partei aus den Landtagswahlen hervorgeht und bei der Regierungsbildung kein Weg an der CDU vorbei führt. Dafür kämpfe ich.

Können lokale Kandidaten losgelöst vom landesweiten Trend überhaupt noch punkten?

Geerlings Der Landestrend gilt auch in Neuss, aber die Bürger lieben starke Persönlichkeiten und wählen sie auch. Ich bin in Neuss nicht nur gut vernetzt, die Neusser wissen auch, wofür ich stehe und streite. Mit mir an der Spitze werden wir in Neuss einen offensiven Wahlkampf führen. Ich möchte, dass von Neuss ein Impuls ausgeht, der den dringend erforderlichen Politikwechsel in Düsseldorf einleitet.

Mit welchen Themen wollen Sie in der Wirtschaftspolitik überzeugen?

Geerlings Eine überbordende Bürokratie lähmt die NRW-Wirtschaft, da Rot-Grün immer wieder neue Gesetze erfindet, die jede Eigeninitiative im Keim erstickt. Das Ergebnis kann jeder ablesen: Null-Wachstum. Das ist für das wichtigste Bundesland Deutschlands nicht akzeptabel. Es fehlt zum Beispiel an Flächen, um Unternehmen und damit Arbeitsplätze anzusiedeln. Wir werden darauf achten, dass im neuen Landesentwicklungs-, in den Regional- und in den Flächennutzungsplänen ausreichend Gewerbegebiete ausgewiesen werden. Dass wir zudem den Breitbandausbau forcieren und die Infrastruktur verbessern müssen, hört sich fast wie eine Binsenweisheit an, aber leider bleibt die Landesregierung auch auf diesen Themenfeldern tatenlos. Im Vergleich zu anderen Ländern hinkt NRW dramatisch hinterher.

Wie schwierig ist es, mit landespolitischen Themen die Bürger im Wahlkampf zu erreichen?

Geerlings Bildung ist Landeshoheit und betrifft jeden. In der Schulpolitik versagt die rot-grüne Landesregierung auf ganzer Linie. Wir haben Unterrichtsausfall auf Rekordhöhe, und das Land kann und will ihn noch nicht einmal in Zahlen erfassen. Die Inklusion in den Schulen wurde katastrophal umgesetzt, es fehlt Personal, und von Wertschätzung für die duale Berufsausbildung kann keine Rede sein.

Die Innere Sicherheit stellen Sie zuletzt wieder in den Fokus. Warum?

Geerlings Für mich ist das immer schon ein Kernthema gewesen. Aus meiner Arbeit im Innenausschuss und vor Ort sowie aus vielen Gesprächen weiß ich, dass dieses Thema unseren Bürgern unter den Nägeln brennt. Ich will nicht klaglos hinnehmen, dass nur jeder siebte Einbruch aufgeklärt wird und wir resignierend zusehen, wie sich die Kriminalstatistik weiter verschlechtert. Während sich die Bürger sorgen, wird die Polizei ungenügend ausgestattet. Ein Staat muss seine Bürger schützen. So habe ich auch für den 18. Juni zu einem offenen Stadtparteitag eingeladen, der die Innere Sicherheit analysiert und konkrete Maßnahmen für die kommunale Ebene formuliert.

LUDGER BATEN FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(NGZ)
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