Serie Menschen Im Lukaskrankenhaus Herr über Pflaster und Herzklappen

Neuss · Wie kommt die Spritze vom Hersteller bis zum Patienten? Auf jeden Fall über Patrick Ellrich. Der 33-Jährige leitet das Lager des Neusser Lukaskrankenhauses, die zentrale Drehscheibe der Materialversorgung in der Klinik.

NEUSS (NGZ) Sein Arbeitsplatz ist das Untergeschoss: ein großes, offenes Büro, drei, vier Arbeitsplätze, Monitore, Listen, Listen, Listen. Mehr als 700 Quadratmeter ist das Lager groß, doch das dort hier gelagerte Gut ist nur ein Bruchteil dessen, was tatsächlich umgeschlagen wird. Hier kommt bis auf Medikamente und Lebensmittel alles zusammen, was im großen Klinikbetrieb gebraucht wird: vom Pflaster bis zur Herzklappe, vom Bürostuhl bis zum Laptop. Ein Team von sieben Mitarbeitern hält den Betrieb aufrecht, und Patrick Ellrich ist der Chef.

Der Dormagener, gelernter Kaufmann für Bürokommunikation, kam als Zivi in die Rheintor-Klinik, dann zum "Lukas". Seit gut zwei Jahren leitet er das Lager, offiziell: Klinik-Logistik-Zentrum. "Na klar macht das Spaß", sagt Patrick Ellrich, "nur so im Bürostuhl, das wäre nichts für mich. Hier hat man beides: Schreibtischarbeit und im ganzen Haus unterwegs zu sein. Immer Kontakte zu den Pflegern, Schwestern, Ärzten."

Der Arbeitstag im Logistik-Zentrum beginnt früh um 6 Uhr, die Stationen müssen schließlich rechtzeitig mit Material versorgt sein. Dafür schwärmen die Mitarbeiter morgens aus. "Zweimal in der Woche werden die Stationen gescannt; die Herzkatheter-Abteilung, die Zentralambulanz und der OP sind dreimal die Woche dran", sagt Ellrich. Zu scannen sind kleine Bestellkärtchen, die auf den Stationen bereitgehalten werden. Weiße Seite vorn: Material noch ausreichend vorhanden. Gelb: Nachschub vonnöten. "Alles, was gelb ist, haben wir hier", erklärt Ellrich. Etwa 1400 Artikel sind das, vor allem medizinischer Sachbedarf. Gehen die Vorräte im Lager selbst zur Neige, wird automatisch nachbestellt. Hinzu kommt das, was gesondert geordert wird, Durchlaufware. Und überhaupt alles, was ungeplant benötigt wird. Etwa 14 Millionen Euro werden hier jährlich umgesetzt.

Ungeschriebene Ordnung herrscht im Lager, jeder im Team weiß, wo was zu finden ist. Immer wieder durchbricht Ungeplantes die gewohnten Abläufe. So, als eine frühere, im Tierschutz engagierte Kollegin um einen leeren Karton gebeten hatte. Der landete dann wieder im Lager - mit einer Pferdetrense. Die Bestellerin hatte übersehen, dass noch ein Lukas-Aufkleber den Karton zierte. Nicht so lustig war die Suche nach einer dringend benötigten Lieferung. Für eine Not-OP war am Abend des Vortags eine künstliche Hüfte in einer speziellen Größe bestellt worden. Vom Paketdienst anzuliefern an die rund um die Uhr besetzte Telefonzentrale, wie immer, wenn das Lager geschlossen ist. Doch am Morgen fehlte die Hüfte. Der Fahrer hatte seine Fracht einfach an der Pforte abgestellt. Dort wurde sie schließlich gefunden - rechtzeitig, betont Ellrich.

Das Lager ist die zentrale Drehscheibe der Materialversorgung. "Bei uns läuft alles zusammen, wir bringen alles dorthin ins Haus, wo es benötigt wird." Der Lagerchef checkt noch einmal an diesem Arbeitstag die letzten Bestellungen. Am frühen Arbeitsbeginn schätzt er den frühen Feierabend, betont er mit unwiderlegbarer Logik. So kann er sich seiner wiedergewonnenen Leidenschaft für die Marschmusik widmen, schließlich ist er Gründungsmitglied und Spielmann im Tambourcorps "Fröhlich Voran" 1997 Delrath, wo er als Hauptinstrument Querflöte spielt und auch die Noten umschreibt. Zu Hause in Dormagen, beteuert Patrick Ellrich, vermeidet er große Anhäufungen von was auch immer. "Nein, ich habe kein Lager", sagt er und lacht.

(NGZ)
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