Neuss Heimat für Behinderte an der Piuskirche

Neuss · Die St.-Augustinus-Behindertenhilfe hat den Grundstein für ein neues Wohnheim gelegt, in dem 18 psychisch Behinderte leben sollen. Dazu wird die seit Jahren leerstehende Klausur der Prämonstratenser-Patres umgebaut.

 In die Kupferkapsel, die mit dem Segen von Pfarrer Wilfried Korfmacher und Pastorin Kathrin Jabs-Wohlgemuth versehen in den Grundstein kam, legten künftige Bewohner wie Angelika Bolt auch ihre Wünsche an das neue Haus.

In die Kupferkapsel, die mit dem Segen von Pfarrer Wilfried Korfmacher und Pastorin Kathrin Jabs-Wohlgemuth versehen in den Grundstein kam, legten künftige Bewohner wie Angelika Bolt auch ihre Wünsche an das neue Haus.

Foto: woi

"Wo in Neuss kann man so exclusiv inklusiv leben?": Auf diese Frage erwartete Regine Schroers, Einrichtungsleiterin der St.-Augustinus-Behindertenhilfe, nicht wirklich eine Antwort, denn die lag auf der Hand: An die neue Wohneinrichtung für 18 psychisch behinderte Menschen, die im ehemaligen Klostertrakt der Prämonstratenser unmittelbar neben der Piuskirche entsteht, reicht kein anderes Haus des Neusser Trägers heran. Der Grundstein für den (Um)-Bau ist gelegt, im Mai kommenden Jahres soll er bezugsfertig sein.

Vor 15 Jahren verabschiedeten sich die Salvatorianer-Patres aus der Gemeindeseelsorge in Neuss und gaben ihre Klausur an die Piusgemeinde ab. Seitdem verging kaum eine Sitzung des Kirchenvorstandes, erinnerte Martin Straaten als dessen stellvertretender Vorsitzender, ohne dass über der Frage gebrütet wurde, was mit diesem Geschenk anzufangen sei. Die Tatsache, dass die Denkmalschutzbehörde 2012 ihre Hand auf das kirchliche Gesamt-Ensemble am Piuskirchplatz legte, vereinfachte die Sache nicht.

Drei Ideen wurden so weit vorangetrieben, dass schon Architektenentwürfe diskutiert wurden, doch keiner davor kam zur Reife. Erst als vor vier Jahren die St.-Augustinus-Behindertenhilfe das Objekt für einen Wohnheim-Standort ins Kalkül zog, kam Bewegung in die Sache. Der Ergebnis, eine kirchennahe Nachnutzung, stellt nun wirklich alle Beteiligten zufrieden.

Gedacht ist das Haus in bester Wohnlage, um Menschen mit psychischen Erkrankungen ein Leben mitten in Neuss mit sozialen Kontakten und einer Einbindung in die Gemeinde zu ermöglichen. "Wir betrachten unsere Einrichtung als schützenden Ausgangspunkt, in der der Klient wieder Fuß fasst", ergänzt Schroers. Über allem steht auch für sie die Teilhabe aller am gesellschaftlichen Leben, die Inklusion.

Um die zu erreichen, sollen die sogenannten Komplexeinrichtungen zum Beispiel in den psychiatrischen Fachkliniken zugunsten dezentraler Wohn- und Betreuungsangebote aufgelöst werden. Denn eine Psychiatrie ist kein Zuhause. Erreicht werden soll das Ziel bis zum Jahr 2040, berichtete Wilfried Gaul-Canjé von einer Fachtagung in Leipzig vor einigen Tagen. Der Geschäftsführer der Behindertenhilfe konnte aber anmerken: "Wir machen das schon seit 25 Jahren und sind deutlich über den Berg."

Im ehemaligen Kloster an der Piuskirche werden 18 Menschen leben, denen rund um die Uhr feste Ansprechpartner zur Seite stehen, die sie nach ihrem individuellen Bedarf unterstützen. Dabei gliedert sich die Hausgemeinschaft in drei Wohngemeinschaften mit je vier Personen und eine größere Wohnung. Jeder hat ein eigenes Zimmer, Küche und Aufenthaltsräume werden jeweils gemeinsam genutzt.

Um das Angebot schaffen zu können, wird der Flachbau der ehemaligen Klausur um Anbauten und ein Obergeschoss erweitert, so dass am Ende 750 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung stehen. Die Pläne dazu entwickelte der Architekt Georg Forsch, der dabei die Urheberrechte des Architekten berücksichtigen musste, der den Gesamtkomplex 1966 erbaut hatte. Nicht nur an der Materialwahl - Stein und Beton - wird dieser abzulesen sein.

(NGZ)
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