Neuss Harnoncourt studiert in Neuss Oper ein

Neuss · Philipp Harnoncourt, Sohn des weltberühmten Dirigenten Nikolaus Harnoncourt, ist Musiktheater-Regisseur und arbeitet derzeit in Neuss an der Oper "Die heimliche Heyrath". Eine Probe am Dienstag ist öffentlich.

 Philipp Harnoncourt (4.v.l.) arbeitet im Gegoriussaal von St. Quirin mit sechs Sängern an der Oper "Die heimliche Heyrath" von Domenico Cimarosa. Münsterkantor Joachim Neugart Neugart ist musikalischer Leiter, begleitet die Proben am Klavier. Bei der Premiere im nächsten Jahr ist das Concert Royal Köln dabei.

Philipp Harnoncourt (4.v.l.) arbeitet im Gegoriussaal von St. Quirin mit sechs Sängern an der Oper "Die heimliche Heyrath" von Domenico Cimarosa. Münsterkantor Joachim Neugart Neugart ist musikalischer Leiter, begleitet die Proben am Klavier. Bei der Premiere im nächsten Jahr ist das Concert Royal Köln dabei.

Foto: lber

Für den Wiener ist dieses Neuss mitten in der Schützen-Zeit doch etwas gewöhnungsbedürftig. Mitten in der Stadt wohnt der Regisseur und Dramatiker Philipp Harnoncourt derzeit, bekam am Königsehrenabend live mit, welche Musik das Leben der Stadt bestimmt. "Anfangs habe ich die Kapellen noch gezählt", sagt er lachend, "aber dann irgendwann aufgegeben". Der Künstler mit dem weltberühmten Nachnamen nimmt die Schützenfest-Begeisterung der Neusser gelassen. Mehr stört ihn der Baggerlärm auf dem Gelände der ehemaligen Münsterschule, denn der dringt bis in den Gegoriussaal des Quirinusmünsters, wo der gebürtige Österreicher tagsüber mit einem sechsköpfigen Ensemble eine Oper einstudiert.

"Die heimliche Heyrath" heißt die Oper, ist auch die von Domenico Cimarosa, aber in einer Fassung, die mit dem Premierenort zu tun hat. Sie stammt von Goethe und soll in der Regie von Philipp Harnoncourt, unter musikalischer Leitung von Münsterkantor Joachim Neugart und mit dem Concert Royal Köln unter Leitung der Oboistin Karla Schröter im Goethe-Theater in Bad Lauchstädt aufgeführt werden.

Aber nicht mehr in diesem Jahr. Das war mal anders gedacht, aber unvorhersehbare aufwändige Sanierungsarbeiten im Goethe-Theater hätten jede Terminplanung zunichte gemacht, sagt Harnoncourt. So wird die Premiere erst im nächsten Jahr stattfinden, die Probenwochen in Neuss allerdings wurden beibehalten. Der in Oper- und Theaterarbeiten versierte Regisseur sieht darin kein Problem. "Im nächsten Jahr reichen ein paar Tage", sagt er, "um die Arbeit aufzufrischen." Gleichwohl will sich das Ensemble einen kleinen Endpunkt setzen. "Wir werden in der Alten Post am Samstag eine komplette Durchlaufprobe machen", sagt Joachim Neugart, "bei der auch Zuschauer dabei sein dürfen." Diese Kulisse ist nach den Worten von Harnoncourt auch nötig: "Wir brauchen die Zuschauer und ihre Reaktionen", sagt er, betont aber, dass zwar auf der Bühne gespielt wird, aber auf Requisiten und Kostüme verzichtet werde.

In der Vita des Österreichers, der auch viele Jahre zusammen mit seinem im Frühjahr gestorbenen Vater, dem Dirigenten Nikolaus Harnoncourt, zusammengearbeitet hat, mag die Cimarosa-Oper eine kleinere Arbeit sein. Aber sie macht ihm viel Spaß - obwohl er am Casting des Ensembles gar nicht beteiligt war. Das hatten Neugart und Schröter übernommen, wobei die Idee, Neugart als musikalischen Leiter und Harnoncourt als Regisseur für dieses Projekt zusammenzubringen, auch von der Oboistin kam. Denn sie kennt beide gut und lange. Für Neugart, der im vergangenen Jahr in Bad Lauchstädt in eine schon bestehende Opernproduktion eingesprungen war, ist die Arbeit an der komischen Oper von Cimarosa eine ganz neue Erfahrung. Und eine sehr schöne: "So von Null an bei einer Oper - das habe ich noch nicht gemacht", sagt er begeistert. Er hatte die Oper zunächst nur über einen Klavierauszug kennengelernt, fand sie anfangs ein wenig trivial, hat aber längst, wie auch Harnoncourt sagt, festgestellt, dass sie raffiniert gebaut ist. Die Menschen in der Geschichte um einen reichen Mann, der seine Tochter mit einem armen Adeligen verheiraten will und immer wieder seinem schlauen Diener gegenüber das Nachsehen hat. seien Typen, meint auch Harnoncourt. "Aber nicht nur ein Klischee!" Hinter diesen "Karikaturen" verbergen sich Menschen, sagt er und lacht, "getarnte Intelligenz." Und nur eine Kostprobe aus der Oper zeigt, wie Recht er damit hat.

(hbm)
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