Neuss Haben Migrantenkinder die gleichen Bildungschancen?

Neuss · "Wir brauchen Brücken - keine Mauern" ist das Motto der "Puzzle-Frauen für Toleranz und Dialog". Dafür steht auch das Buch, das der Neusser Pädagoge Umut Ali Öksüz gemeinsam mit der Migrationsforscherin Professor Ursula Boos-Nünning dem Verein vorstellten.

So stellte Öksüz fest, dass "altbekannte Begriffe" wie "Gastarbeiter" noch immer tief in der Gesellschaft verwurzelt seien und die Integration von Migrantenkindern erschwere. "Ich bin hier geboren und aufgewachsen, ich identifiziere mich mit Deutschland als meine Heimat und leugne meinen Ursprung nicht. Und genau das muss den Kindern und Jugendlichen weitergegeben werden", sagt der freie Pädagoge. Schülern sollten sich beispielsweise nicht entscheiden müssen, Deutsche oder Türken zu sein und stattdessen auch gegenüber Lehrern und Mitschülern dazu stehen, "Deutschtürken" zu sein.

Öksüz zufolge müsse auch mehr auf die neuen gesellschaftlichen Aufstiegschancen für Menschen mit Migrationshintergrund hingewiesen werden: "Nun gibt es die Fatma nicht nur hinterm Herd, sondern auch als Superfatma an der Uni, als Dozentin und Doktorandin. Wir Multiplikatoren geben unseren Schülern diese Bildungschancen weiter." Dies sei umso wichtiger, da Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund in Bildungssystemen oft deshalb versagten, weil es keine "institutionellen und sozialen Mittel" gebe, sie zu unterstützen. Öksüz wolle darum nicht primär den Eltern die Schuld geben, wenn aus einer starken "Bildungsorientierung" kein "Bildungserfolg" würde. Migrationskinder hätten es zudem oft schwer, eine Empfehlung für eine weiterführende Schule zu bekommen. "Sprechen wir von Bildungsgleichheit, wenn Menschen mit Migrationshintergrund nur mit viel Glück und außergewöhnlicher Motivation an ihr Ziel kommen?", fragt Öksüz. Sein Buch solle auch Fachkräfte auf dieses Defizit hinweisen und Grundlage zur Besserung sein.

(NGZ)
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