Neuss Genialer Shakespeare-Entertainer fürs Globe

Neuss · Für viele Neusser Fans ist der unterhaltsame Vortrag von Patrick Spottiswoode beim Shakespeare-Festival ein "Must".

 Vom obersten Rang im Globe sieht Shakespeare-Erklärer Patrick Spottiswoode ganz klein aus.

Vom obersten Rang im Globe sieht Shakespeare-Erklärer Patrick Spottiswoode ganz klein aus.

Foto: Christoph Krey

Ohne ihn ist das Shakespeare-Festival im Neusser Globe irgendwie nicht komplett. Glücklicherweise war er nach der Pause 2015 wieder da: Patrick Spottiswoode, genialer Shakespeare-Erklärer mit erstklassigen Entertainer-Qualitäten. Und stellte mal wieder unter Beweis, dass man seinen Vortrag - ein zu trockenes Wort für diesen witzigen sprachlichen und kulturgeschichtlichen Rundumschlag in Form einer Ein-Mann-Performance - über "Shakespeare and the Globe" wohl nie zu oft hören kann.

Der Meinung sind offenbar auch zahlreiche "Wiederholungstäter", die zum vierten, fünften, sechsten Mal im "Wooden O" Platz genommen haben - voller Vorfreude auf das, was da kommen wird. Ganz so wie beim Lieblingsfilm, den man immer wieder anschaut. Oder eigentlich noch besser: Denn Spottiswoode, der im echten Leben die "Education" des Londoner Globe leitet, variiert sein Referat, ach was: seine One-Man-Show, die er seit 1994 (fast) jedes Jahr in Neuss gibt. Genau so, wie ein live aufgeführtes Theaterstück immer anders ist. Auf die kleine Schauspiel-Einlage mit Zuschauern, mit der er sonst gern das Rollen-Verwechselspiel zu Shakespeares Zeit (Mann spielt Frau, die vorgibt, ein Mann zu sein) deutlich macht, verzichtet er. Kollektives Aufatmen bei den Schülern, die sich offenbar vorsorglich in die Ränge verdrückt hatten. Dieses Mal geht es ihm mehr um das demokratische Moment eines runden Theaters, in dem sich auch die Menschen im Publikum gegenseitig sehen können. Im Gegensatz zur Guckkastenbühne mit - Achtung - "Rechteck"-Saal. Er deklamiert, grimassiert, witzelt so, wie die Fans ihn kennen und es von ihm erwarten. Betont, dass Shakespeares Stücke lieber angeschaut als nur gelesen werden wollen: "Shakespeare ist wie Sex: Man kann darüber lesen, aber es ist besser in Performance."

Wer weiß, was da auf ihn zukommt, hat vielleicht heimlich Verse aus "Romeo und Julia" geübt, um beim "Shakespeare-Yoga" nicht zu versagen: "But soft! What light through yonder window breaks? It is the east, and Juliet is the sun." Und wer hätte gedacht, dass jambische Pentameter verrucht und geradezu sexy sein können? Wer Spottiswoode noch nicht erleben konnte, hat (hoffentlich) im nächsten Jahr wieder die Gelegenheit. So, please, come back, Mr. Spottiswoode!

(NGZ)
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