Neuss Gemeinsam gegen den Strom

Neuss · Der Neusser Kanu-Club wurde jetzt für seine Inklusionsarbeit ausgezeichnet. Seit 2007 bietet er gemeinsame Trainingsstunden für Schüler mit und ohne geistige Behinderungen an.

 Kanutraining mit Schülern im Neusser Sporthafen. Der zweite Vorsitzende, Klaus Walter (l.), freut sich über den Preis von der Initiative "Gemeinsam leben und lernen" (IGLL).

Kanutraining mit Schülern im Neusser Sporthafen. Der zweite Vorsitzende, Klaus Walter (l.), freut sich über den Preis von der Initiative "Gemeinsam leben und lernen" (IGLL).

Foto: Georg Salzburg

Kanufahren gelingt am besten zu zweit - so ist in schwierigen Situationen Hilfe nah. Und dieser Kameradschaftssport ist wie geschaffen für Inklusion auf dem Wasser: Zwei Sportler mit und ohne Behinderung teilen sich ein Boot. Dieser erfolgreiche Weg wird seit 2007 vom Neusser Kanu-Club beschritten und ist kürzlich mit dem dritten Preis der Neusser Initiative "Gemeinsam leben und lernen" (IGLL) ausgezeichnet worden.

Jugendliche mit geistiger Behinderung im Alter von zwölf bis 18 Jahren nehmen am wöchentlichen Kanutraining teil. "Sie kommen von der Mosaik-Schule in Hemmerden und der Joseph-Beuss-Schule in Neuss", erzählt Klaus Walter, zweiter Vorsitzender des Kanu-Clubs. Gemeinsam mit Mädchen und Jungen der Sekundarschule Gnadentaler Allee fahren sie im Sporthafen, im Wassersportzentrum Neuss und auf der Erft. "Das gemeinsame Sporttreiben erhöht die Achtung des einen vor dem anderen." Julius Weirauch, erster Vorsitzender des 1931 gegründeten Kanu-Clubs, ergänzt: "Die geistig behinderten Schüler zeigen keine Furcht. Sie werden behutsam an das Fahren herangeführt und haben großen Spaß."

Das Training findet während der Unterrichtszeiten statt. Die Schulen stellen Fahrzeuge für den Transport und Begleitpersonal zur Verfügung. "Wir waren mit einer der ersten, der den Behindertensport voll unterstützt hat", sagt Walter. "Vor allem die Tandem-Stiftung von Burkhard Zülow hat uns auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht. Ihr verdanken wir fünf Boote plus entsprechender Ausrüstung", fügt er hinzu. Seit Oktober gibt es einen Übungsleiter, der im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres in diesem Inklusionsprojekt tätig ist.

Klaus Walter berichtet von überraschenden Erfolgen: Ein Junge, seit fünf Jahren beim Training, sei zu Beginn sehr introvertiert gewesen. "Jetzt übernimmt er die Verantwortung für ein anderes Kind als Steuermann. Dadurch ist er aufgeblüht und wirkt sehr stolz."

Man habe sich auch dem Netzwerk Inklusion im Rhein-Kreis-Neuss angeschlossen und auf dem Fest im September in Kaarst eine Bewegungsstation, Boote und ausgerüstete Paddler gezeigt. Zudem ist der Kanu-Verein auf dem Hansefest präsent. "Der IGLL-Preis hat uns motiviert", sagen beide Vorsitzenden. Die Inklusionsgruppe hat auch am Rennen auf der Erft teilgenommen, das es im nächsten Jahr wieder geben soll.

Das Miteinander von behinderten und nicht behinderten Kanuten funktioniere hervorragend. Unter Sportlern herrsche ein klarer und legerer Ton, mit dem man gut an die Leute herankomme, erläutert Walter. Das diene auch der Sicherheit im Wasser. "Im Winterhalbjahr führen wir ein Schwimmtraining im Lehrschwimmbad der Mosaik-Schule durch", berichtet er. Dabei gehe es beispielsweise um das Luft anhalten, falls man unter Wasser gerate. Auch hier sei eine vorsichtige Heranführung wichtig.

(NGZ)
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