Thomas Nickel, Christoph Buchbender, Martin Flecken Gemeinnützige Schützen-GmbH kommt

Neuss · Präsident, Vize-Präsident und designierter Präsident sprechen über "ärgerliche" Trends beim Schützenfest, fordern mehr Zivilcourage, loben Schützenkönige, die Freiraum nutzen, und stellen professionellere Strukturen für Verein und Fest vor.

 Vize-Präsident Christoph Buchbender (v. l.), Präsident Thomas Nickel und der designierte Präsident Martin Flecken blicken auf ein erfolgreiches Schützenfest in Neuss zurück - und skizzieren den Weg in die Zukunft.

Vize-Präsident Christoph Buchbender (v. l.), Präsident Thomas Nickel und der designierte Präsident Martin Flecken blicken auf ein erfolgreiches Schützenfest in Neuss zurück - und skizzieren den Weg in die Zukunft.

Foto: Lothar Berns

Meine Herren, rund zehn Wochen liegt das Schützenfest zurück. Was ist Ihnen - mit etwas Abstand - in Erinnerung geblieben?

Thomas Nickel Es war ein Fest, wie es die Neusser lieben: friedvoll und fröhlich. Ein Rekordregiment zieht durch gut besuchte Straßen, großartige Fackeln, gute Laune.

... wäre da nicht der schwere Reitunfall. Wie geht es dem Reitersieger?

Nickel Er ist auf einem guten Weg der Besserung, und wir hoffen, dass seine Genesung weitere gute Fortschritte macht. Es war ein schrecklicher Unfall. Ich danke allen, die auf der Rennbahn geholfen haben.

Der Schießstand wurde demoliert, einige Schützen setzten sich als Wildpinkler in Szene. Wie geht das Komitee damit um?

Christoph Buchbender Ein Patentrezept gibt es wohl nicht. Alkohol, Übermut, eine gewisse Feierlaune und Gruppenprozesse treffen aufeinander. Hier wird der Schießstand demoliert, dort sind die Wildpinkler. Das ist höchst ärgerlich - wir alle müssen diesem Trend entgegentreten. Wir wollen so etwas bei den Schützen nicht. Die Bilanz der Polizei war gleichwohl positiv. Uniformierte waren in größerer Präsenz sichtbar. Das haben viele als gut bewertet. Nickel Mehr Zivilcourage ist angesagt. Wir müssen mit den Schützen reden. Sie sollten andere Menschen, die sich daneben benehmen, nicht fotografieren, sondern ihnen sagen, dass das so nicht geht. Das hat die Schützenlust getan. Sie hat den betroffenen Zug merkbar bestraft. Der Zug hat sich vor dem Corps glaubwürdig entschuldigt.

Erstmals seit 2012 trat wieder nur ein Königsbewerber an die Stange. Woran liegt es, dass es keinen Wettbewerb gab?

Martin Flecken Auch Einzelbewerber sind gute Könige, Christoph Napp-Saarbourg ist ein guter König. Gleichwohl lieben wir alle natürlich den Wettkampf am Schützenfest-Dienstag. Das Komitee hatte rechtzeitig noch einmal die Korps aufgerufen, Interessenten und weitere Schützen zu ermuntern, sich zu bewerben. Leider ohne Erfolg. Nickel Dies ist nicht nur Aufgabe des Komitees und der Korpsführer. Es ist eine Aufgabe aller Schützen.

Hat Gerd Philipp Sassenrath die Messlatte zu hoch gelegt?

Buchbender Nein, im Gegenteil. Er hat sich so geräuschlos in seine Rolle eingefügt wie selten ein König vor ihm. Was er getan hat: Er hat den Freiraum genutzt, den ihm das Protokoll bietet. So hat er mit dem Musik-Wettbewerb und der Flüchtlingsaktion positive Akzente gesetzt, eigenes Profil gewonnen und sich dennoch nicht abgegrenzt.

In diesem Jahr hatten auch andere Hauptdarsteller Premiere: Ist das Komitee mit Oberst Walter Pesch und Adjutant Ben Dahlmann zufrieden?

Nickel Die neue Regimentsspitze mit Oberst und Adjutant hat ihre Sache wirklich gut gemacht. Respekt. Die Staffelübergabe hat hervorragend geklappt.

Der Fackelzug ist ein Zuschauermagnet. 112 Großfackeln sind fast schon Rekord. Woher kommt der Boom?

Flecken Der Fackelbau wird von uns allen gefördert. Das zeigt Wirkung. Gerade Schützenlust und Hubertusschützen haben ihr Engagement verstärkt. Wer einmal baut, der bemerkt: Es entsteht ein Wir-Gefühl. Am Ende ist die Zuggemeinschaft stolz auf das Werk, obwohl vielleicht nur vier, fünf Leute gebaut haben, gerade auch bei den jungen Zügen. Nickel Die hohe Fackelzahl bedeutet, dass wir dringend mehr Fackelbauplätze benötigen. Wir suchen eine weitere Halle und hoffen, dass uns die Stadt dabei hilft.

Apropos Stadt. Reiner Breuer war erstmals als Bürgermeister dabei. Wie hat er seine Aufgabe erfüllt?

Nickel Er hat hohe Präsenz schon bei den Vorabenden gezeigt. Er hat wirklich gut mitgemacht. Organisatorisch hat mit ihm und der Stadtverwaltung alles bestens geklappt. Der Bürgermeister hat erkannt, dass unsere einmaligen Ehrengäste, der US-Botschafter, der WDR-Intendant, der Generalvikar und der Pierburg-Chef eine große Ehre und Werbung für die Stadt sind, das schmückt Neuss. Die Ehrengäste sind begeistert mit ihrem Schützenfest-Erlebnis wieder abgereist.

Haben die Schützen das neue Schützenbräu angenommen?

Buchbender Ja. Die Resonanz ist gut und der Absatz wurde gegenüber dem Vorjahr stark gesteigert, nicht zuletzt durch die Bewirtung am Oberst- und Königsehrenabend.

Haben sich die Wogen geglättet?

Nickel Ich weiß nicht, ob es überhaupt Wogen gegeben hat. In diesem Jahr sind wir zum ersten Mal für andere spürbar mit dem Schützenbräu aufgetreten. Der Erfolg ist auch notwendig, um steigende Kosten aufzufangen. Trotzdem wollen wir selbstverständlich mit unseren guten Partnern, wie etwa Frankenheim, weiter zusammenarbeiten.

Hat sich der Bräu-Aufwand gelohnt?

Buchbender Es ist natürlich nicht einfach, ein neues Produkt im Bier-Markt zu platzieren. Dennoch werden wir, wenn alles abgerechnet ist, rund 15.- bis 20.000 Euro aus dem Bierverkauf einnehmen. Das Schützenbräu muss weiter ausgebaut werden, damit wir uns richtig etablieren können. Im Übrigen sind wir wohl in Deutschland einer der wenigen Schützenvereine mit einer eigenen Biermarke.

Die Erschließung zusätzlicher Einnahmequellen muss dem Verein künftig ohne Sie, Herr Buchbender, gelingen. Warum hören Sie auf?

Buchbender Nach 24 Jahren im Komitee scheide ich im November dieses Jahres turnusgemäß aus und stelle mich nicht mehr einer Wiederwahl. Diese Entscheidung ist mir schwer gefallen. Als ich ins Komitee kam, war ich 35 Jahre jung - heute bin ich 60. Das war eine lange Zeit, in der ich viel gelernt habe, im Komitee einiges erlebt und gemacht habe. Ich möchte mich in Dankbarkeit und Kameradschaft verabschieden und auch mal was anderes machen. Schütze werde ich immer bleiben. NickelIch hätte es gern gesehen, wenn Christoph Buchbender die gemeinnützige GmbH, sie ist ja auch sein Kind, noch das Laufen gelehrt hätte. Aber natürlich setzen wir das Projekt fort. Die gGmbH kommt.

Da benötigen Sie aber reichlich personelle Verstärkung fürs Komitee. Aber Bewerber sind - zumindest für dieses Jahr - nicht in Sicht?

Nickel Das muss jetzt auch noch nicht sein. Auch wenn wir für den ausscheidenden Christoph Buchbender nicht nachwählen, bleiben wir mit zehn Komiteemitgliedern satzungsgemäß handlungsfähig, da wir den Vizepräsidenten aus Reihen der Komiteemitglieder wählen. Zur Wiederwahl steht zudem turnusgemäß Holger Schöpkens an; auch Markus Jansen und Achim Robertz stellen sich der Wiederwahl. Allerdings vorzeitig. Die ziehen wir um ein Jahr vor, damit die Zahl der Wahlen fürs Komitee im nächsten Jahr überschaubar zu halten.

Dann müssen Sie drei Plätze neu besetzen: Den von Christoph Buchbender und ebenso wie Präsident Thomas Nickel scheidet auch Musikbeauftragter Ralf Berger aus.

Nickel Satzungsgemäß müssen wir dann jedenfalls ein Komiteemitglied nachwählen. Aber ich denke, dass unser Ziel sein sollte, mit einem komplett besetzten Vorstandsteam in die Zukunft zu gehen. Vorschläge erarbeitet die Personalkommission in Abstimmung mit den Korpsführern.

LUDGER BATEN FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort