Neuss Gelderns Bürgermeister lernte Politik in Neuss

Neuss · Ulrich Janssen war Büroleiter von Herbert Napp. Mit der "Facebook-Affäre" gerät er nun unter Druck - auch in der CDU.

 Steht mächtig unter Feuer: Gelderns Bürgermeister Janssen.

Steht mächtig unter Feuer: Gelderns Bürgermeister Janssen.

Foto: G. Seybert

Seit 2004 ist Ulrich Janssen (53) Bürgermeister in Geldern. Er wird sich am 13. September zum dritten Mal als Rathaus-Chef in dem niederrheinischen Städtchen bewerben, ob wie bisher als CDU-Kandidat oder als Einzelbewerber ist allerdings offen. "Zu kämpfen habe ich in Neuss gelernt", sagt Jurist Janssen, "ich hatte das Glück, dass Bernhard Wimmer mein Ausbilder war, und ich anschließend von meinem Chef Herbert Napp gelernt habe, wie der Hase in Verwaltung und Politik läuft." Zwölf Jahre arbeitete Janssen in Neuss. 1992 kam er als Büroleiter des damaligen Stadtdirektors Wimmer (heute 70) ins Rathaus, wurde aber in dieser Funktion auch von dessen Nachfolger, Bürgermeister Napp (68), übernommen. Auch als Wirtschaftsförderer war Janssen in Neuss tätig.

Als sich ihm 2004 die Chance bot, in seiner Heimatstadt Bürgermeister-Kandidat der CDU zu werden, griff er zu - und die Gelderaner wählten ihn. Für seinen Lehrmeister Herbert Napp auch heute noch keine Überraschung: "Das war das logische Ergebnis einer konsequenten Entwicklung. Uli Janssen ist ein politischer Mensch." Auch Heinz-Günther Hüsch (85) stellt Janssen ein gutes Zeugnis aus: "Ich habe bedauert, dass er Neuss verlassen hat, aber ich habe ihn ermuntert, das Bürgermeisteramt in Geldern anzustreben, weil er sicherlich Bürgermeister kann."

Dieser Meinung war offenbar auch die Mehrheit der Gelderaner Wähler. Sie bestätigten ihn 2009 im Amt. Doch jetzt ist Ulrich Janssen unter Druck geraten. Ihm wird unter dem Stichwort "Facebook-Affäre" vorgeworfen, eine Internetumfrage zu einem strittigen Bauprojekt in der Stadt beeinflusst zu haben, indem er mehr als 200 Klicks von seinem dienstlichen Account geschickt habe. Janssen bestreitet das.

Inzwischen wurde Janssen vom CDU-Vorstand fallen gelassen. Der beschloss, die offizielle Nominierung als Bürgermeister-Kandidat der CDU für die Wahl im September zurückzuziehen. In diesem Bestreben wird die Parteiführung offenbar von der Ratsfraktion unterstützt. Allerdings müsste eine Mitgliederversammlung diesen Rückzug noch bestätigen. Janssen wird nicht freiwillig aufgeben, zieht sein Ding durch: "In Neuss habe ich Krisenmanagement, Stehvermögen und Nachhaltigkeit gelernt. Ich bin bereit."

(NGZ)
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