Neuss Further Fackelbauer feiern sich selbst
Neuss · Stolz präsentierten die Wagenbauer gestern Abend ihre Fackeln beim traditionellen Richtfest - Themenvielfalt ist besonders gefragt.
Es sieht schwer nach Arbeit aus in der Fackelbauhalle an der Neusser Weyhe. Übrig gebliebene Drähte und Holzbalken liegen in den Ecken neben offenen Kleistereimern. Figuren aus Pappmasche grinsen sich gegenseitig an. Die Wagen stehen so eng beieinander, dass nur wenig Platz ist, um zwischen ihnen durchzulaufen. Der Blick in die Fackelbauhalle beweist: Die Further Schützen waren nicht untätig in den vergangenen Wochen. Gestern feierten sie gemeinsam ihr Richtfest.
"Die Fackelbauer sind stolz auf ihre Wagen und wollen sie präsentieren", sagte Jochen Hennen, der sein erstes Fackelbaurichtfest als Präsident der St.-Sebastianus-Bruderschaft Neuss-Furth erlebte. Es sind jedoch andere Dinge, die ihm in diesen Wochen Kopfzerbrechen bereiten. "Ich überlege dauernd, ob ich bei der Organisation etwas vergessen habe", sagte der 43-Jährige im Hinblick auf die ereignisreichen Wochen.
Ereignisreich wollen die Further Schützen auch den Fackelzug in diesem Jahr gestalten. So bunt wie die Farben, die für die bislang 19 gemeldeten Wagen verwendet wurden, ist auch die Themenauswahl. Mehrfach wurde das Thema Fußball aufgegriffen. Ein wenig Häme für die niederländischen Nachbarn, die sich nicht für die Europameisterschaft in Frankreich qualifizieren konnten, gibt es es vom Jägerzug "Frei weg". "Ohne Holland fahren wir zur EM" prangt in großen Lettern auf der Fackel. Der Grenadierzug "Mer make mött" 1969 Neuss-Furth kritisiert die von Jahr zu Jahr steigenden Bierpreise mit dem Spruch: "Wenn die Zapfanlage im Zelt trocken läuft, der Kunde lieber draußen säuft".
Für Aufsehen sorgte gestern Abend ebenso die Fackel des Grenadierzugs "Furtherknäller", der mit seinem Motto "Furth sucht den Schützenkönig" für schmunzelnde Gesichter sorgte - "eine Anspielung darauf, dass wir in den vergangenen Jahren immer sehr kurzfristig einen Schützenkönig gefunden haben", erklärte Daniel Crump (34), der mit seinen Zug-Kollegen Mitte März mit den Bauarbeiten begann.
Auch in diesem Jahr hat sich jedoch noch alles zum Guten gewendet. Mit dem zehnten Schuss holte Torsten Klein im vergangenen Monat den Holzvogel herunter. "Wir müssen zusehen, dass wir in den nächsten Jahren das Amt des Schützenkönigs besser bewerben", gab Klein den Fackelbauern des Wagens nach Casting-Show-Vorbild recht. Seine Anfangszeit beschreibt der Landschaftsarchitekt und Landschafts-Gartenbaumeister schlicht als "schön". Das Fackelbaurichtfest habe eine besondere Bedeutung für die Further Schützen. Schließlich gebe es für die Fackelbauer während des Umzugs nicht die Gelegenheit, die anderen Wagen zu bestaunen - das wird beim Richtfest erledigt.
Steffen Loebelt, stellvertretender Meister der Jungschützen, die das Richtfest seit rund zehn Jahren organisieren, freute sich über einen weiteren wichtigen Baustein im Schützenjahr 2016. "Die Vorfreude ist groß - von Woche zu Woche gibt es eine Steigerung", sagte der 25-Jährige. Die Organisation und Ausrichtung des Richtfestes ist auch finanziell wichtig für die Jungschützen. "Von den Einnahmen können wir das gesamte Jahr finanzieren", sagte Loebelt.
Derweil schwelgte Präsident Hennen in Erinnerungen. "Als ich noch Jungschütze war, habe ich auch an Fackeln mitgebaut - damals waren das aber noch Transparente und keine Wagen", sagte der 42-Jährige schmunzelnd.