Neuss Für vier Tage wie ein Mitglied im Deutschen Bundestag gefühlt

Neuss · Der Kaarster Joshua Pilz (17) nahm am Planspiel "Jugend und Parlament" in Berlin teil - wie 1993 der heutige CDU-Abgeordnete Ansgar Heveling.

 In die Rolle eines Bundestagsabgeordneten schlüpfte jetzt Joshua Pilz aus Kaarst. Beworben hatte er sich dafür beim "echten" MdB Ansgar Heveling.

In die Rolle eines Bundestagsabgeordneten schlüpfte jetzt Joshua Pilz aus Kaarst. Beworben hatte er sich dafür beim "echten" MdB Ansgar Heveling.

Foto: ATI

Lennart Meier (48) arbeitet als Steuerberater, hat Auslandserfahrungen in der Schweiz gesammelt, ist verheiratet und Vater eines Kindes. In Wirklichkeit steckt hinter der fiktiven Person der Kaarster Joshua Pilz (17), Abiturient des Albert-Einstein-Gymnasiums. Als Lennart Meier schlüpfte Pilz im Rahmen des Planspiels "Jugend und Parlament" für vier Tage in die Rolle eines Mitglieds des Bundestages (MdB). "Wichtiger als die neue Identität war die Zugehörigkeit zur ebenfalls fiktiven Arbeitnehmerpartei Deutschlands (APD), welche der SPD entspricht und deren Interessen es zu vertreten galt", erklärt er. Und die hatten es in sich.

"Vier Themen haben wir in der relativ kurzen Zeit bearbeitet: Möglichkeit des Kriegseinsatzes in einem virtuellen Land, Einführung von Deutsch als Landessprache dort, Tierschutz und Umgang mit Volksentscheiden." Pilz setzte sich als MdB besonders mit dem Thema "Kriegseinsatz" auseinander und musste dazu Meetings und Ausschüsse besuchen und versuchen, eine Gesetzesvorlage auf die Reihe zu bringen. "Höhepunkt waren die Fraktionssitzungen. Wir haben vier Stunden gebraucht, um uns zu einigen", erinnert sich Pilz seufzend. "Das war schon eine krasse Erfahrung!", meint er rückblickend.

Überhaupt seien die Tage sehr ausgefüllt gewesen, und er wisse nun, was die Abgeordneten leisteten. "Vom Frühstück um sechs Uhr dreißig bis gegen 21 Uhr war kaum eine Pause", erzählt Pilz. "Außerdem wären wir fast verhungert, da es außer dem Mittagessen nur etwas zu trinken gab", sagt er schmunzelnd. Aber das Ganze betrachtet er als eine einzigartige Erfahrung, die ihm einen intensiven Einblick in die Arbeitswelt eines Abgeordneten gegeben hat. "Außerdem merkt man, wie begrenzt deren Macht und wie mühsam es ist, einen Gesetzesvorschlag durchzubringen", meint Pilz. Dass er sich frei im Bundestag bewegen konnte, hat er sehr genossen. "Im Plenarsaal kam man sich wirklich wie ein echter Abgeordneter vor", schwärmt er. Anreise und Unterkunft in einem guten Hostel seien vom Bundestag perfekt organisiert worden. "Ich kann es nur weiterempfehlen", sagt er zufrieden.

Durch eine Initiativbewerbung beim "echten" MdB Ansgar Heveling (CDU) hatte Pilz einen Platz im jährlich stattfindenden Planspiel bekommen. "Ich habe selbst 1993 daran teilgenommen", erinnert sich Heveling, und schon damals sei der Kriegseinsatz im Ausland ein Thema gewesen. Pilz bereitet derzeit einen einjährigen Australienaufenthalt vor. Im Anschluss möchte der junge Mann, der in seiner Freizeit modernen Tanz und Basketball bevorzugt, Psychologie an einer holländischen Universität studieren.

(NGZ)
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