Neuss Frederik Brumm - Theaterautor mit 23 Jahren

Neuss · Der Student ist Poetry Slammer, Schauspieler und Musicaldarsteller. Für das Stück "Körperpoesie" hat er die Texte verfasst.

 Frederik "Freddie" Brumm ist ein Multitalent.

Frederik "Freddie" Brumm ist ein Multitalent.

Foto: Max Brunnert

Nur einen einzigen Blick auf den Titel "Körperpoesie" zu werfen, das genügt nicht. Das Stück ist mehr als ein normales Tanztheaterstück. Weil hier Tanz, Schauspiel und auch Sprache zählen. Die tolle Choreographie des Kammerspiels, das seit einigen Wochen im Neusser Kulturforum Alte Post aufgeführt wird, hat Yeliz Pazar entworfen. Die Texte in "Körperpoesie" aber sind genau so wichtig.

Sieben junge Erwachsene reden über ihre Probleme. Geschrieben hat die Texte der Slam-Poet Frederik Brumm (23). Doch nur zu sagen, dass er Poetry-Slammer ist, das genügt nicht. "Er schreibt beneidenswert gut", sagt Hans Ennen, Leiter des Kulturforums Alte Post.

Dabei kam sein erster Gang auf die Bühne anders als erhofft. Den Feuerspucker wollte er in einem Zirkusprojekt seiner Schule in Wülfrath mimen. Am Ende spielte er den Clown - aber das mit Bravour. Er ging zum jungen Schauspiel in das Theater Mettmann. "Die Bühne wurde mein Hobby", sagt Frederik, den Freunde einfach "Freddie" rufen. "Und sie ist es immer noch." Weil er beruflich einen anderen Weg gehen wollte, begann er nach dem Abitur ein Studium in Düsseldorf. Und noch eins. Und noch eins.

Wirklich glücklich wirkt er nicht, als er von dieser Zeit der Sinnsuche erzählt. Nur die Abende mit seinem Bruder konnten ihn damals zum Lachen bringen. Der hatte ihn mitgenommen zu Poetry-Slams, bei denen junge Schreiber mit seichten, witzigen oder tiefgründigen Themen auf die Bühne treten.

Seit 2014 ist der in Düsseldorf lebende Student selbst Poetry-Slammer. Einer, der mit Ironie, Witz und Ruhrpott-Charme unterhält. Sein Studium der Theaterwissenschaften in Bochum läuft, und in Neuss hat er weitere Schritte gemacht - sowohl neben, als auch auf der Bühne. Hier ist aus dem Dichter auf der Bühne der Autor neben und hinter den Kulissen gereift. Das "Dialog"-Tanztheater öffnete ihm die Türen dazu. Und weil Brumm damals Eindruck bei Produktionsleiter Hamdi Berdid (Kubid-Verein) hinterließ, durfte er jetzt nicht nur mitspielen, sondern sogar sein Debüt als Theaterautor für das Stück "Körperpoesie" geben.

Sieben junge Erwachsene ziehen in eine WG und setzen sich mit den eigenen Problemen auseinander. Welche das bei Jugendlichen sind? "Selbstakzeptanz und Selbsthass, die Liebe und das Leben", sagt Frederik Brumm so dahin. In dem Stück gibt es "den Schwulen", "die Schwarze" oder "den Giftzwerg". Um die passenden Texte schreiben zu können, hat er seine Kollegen interviewt. Und Brumm selbst? Er spielt "den Spasti", der Smalltalk nervig findet und Sprüche reißt. Privat, sagt er, ist es eher Einsamkeit, über die er manchmal nachdenkt. Es ist viel von diesem Clown aus der Schulzeit in ihm geblieben. Nur hat sich Ernsthaftigkeit dazugesellt. "Für die Chance als Autor bin ich Hamdi Berdid und Hans Ennen sehr dankbar", sagt er.

Die Zeiten für junge Autoren waren wohl nie besser, in der Theaterszene wahrgenommen zu werden. Schwer ist es nach wie vor, sich auch langfristig zu etablieren. Brumm ist unentschlossen, wo er Fuß fassen möchte. "Professionell will ich lieber neben der Bühne arbeiten." Ende des Jahres kann er das wieder. Das Stück "So oder so ist das Leben" geht weiter. Und zwar mit Brumm - dem Slam Poeten, Studenten, Schauspieler und Drehbuchautor.

(ball)
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