Neuss Fotografien über die Reste der Architektur

Neuss · Modellstudien von Thomas Demand sind bis 6. Dezember im Siza Pavillon in Raketenstation Hombroich zu sehen.

 Thomas Demand zeigt, wie Ideen Wirklichkeit werden.

Thomas Demand zeigt, wie Ideen Wirklichkeit werden.

Foto: Enno Stahl

Er sieht in Modellen nicht nur die Repräsentation eines Bauauftrags, sondern immer auch eine Idee von Architektur, sagt Thomas Demand. In seinen Fotografien möchte er verfolgen, wie diese Idee Wirklichkeit wird. Mit dieser Motivation passt Demands Arbeit wahrlich gut in den Kontext der Raketenstation Hombroich, die so stark geprägt ist von der Spannung zwischen Kunst und Architektur. Genau dieses Interesse teilt Demand auch mit Hombroichs Geschäftsführer Frank Böhm, dem die Einladung an Thomas Demand, mit einer Ausstellung den Siza Pavillon zu bespielen, eine Herzenssache gewesen ist. Die Exposition wird in Kürze eröffnet.

Demand, der heute in Berlin und Los Angeles lebt, ist bekannt geworden durch ein spezifisches Konzept: Er baut aus Papier und Pappe Modelle berühmter Szenerien, etwa des Badezimmers, in dem Uwe Barschel den Tod fand, und fotografiert diese dann. Die Vorlagen selbst indes werden zerstört.

Bei seiner Ausstellung in Hombroich dagegen fotografierte Demand keine eigenen Modelle, sondern Arbeiten Dritter. Insofern ist die aktuelle Schau eine reine Foto-Exposition. Der Bezug zur Architektur bleibt indes gewahrt. Denn Thema der Serie "Modellstudien", die Demand im Siza Pavillon zeigt, sind Architekturmodelle.

Der erste Teil der Serie widmet sich Arbeiten des 1994 verstorbenen Baukünstlers John Lautner. Dieser vermied es, Zeichnungen anzufertigen, bevorzugte stattdessen Modelle, um in Arbeit befindliche Bauten für seine Mitarbeiter zu veranschaulichen.

Es handelt sich demnach um reine Gebrauchsmodelle, die der bürointernen Kommunikation vorbehalten blieben. Demand stieß auf diese Objekte während seines Aufenthalts im Getty Research Institute, das den Nachlass Lautners bewahrt. Seine Fotografien sind mitnichten eine bloße Wiedergabe der Originale. Vielmehr interessieren Demand bestimmte Details, die er herausgreift, so dass man den Zusammenhang kaum herstellen könnte, wüsste man nicht, woher diese Motive ursprünglich stammen. Besonderes Augenmerk hat Demand dabei auf den Materialverfall gelegt, Lautners Modelle sind in Teilen ziemlich marode, Thema ist also nicht das Haus, das womöglich einmal daraus geworden ist, sondern das Modell als Objekt an sich.

Die zweite Werkreihe dieses Projekts beschäftigt sich mit Arbeiten aus dem Umfeld des einflussreichen japanischen Architekturbüros SANAA - auch hier handelt es sich nicht um fertige Modelle, eher um 3-D-Skizzen, Pappreste, Plexiwellen, all das, was im Papierkorb am Ende des Tages übrigbleibt. Dennoch verraten diese Ensembles stets eine Beziehung zur Architektur. Fragen ergeben sich, etwa danach, wann ein bestimmter Schnipsel zum Dach wird, wann ein scheinbar obsoletes Element doch wieder aufgegriffen und weiterverfolgt wird.

Info Siza Pavillon, Raketenstation Hombroich, 5. Oktober bis 6. Dezember. Zeitgleich mit der Ausstellung erscheint das Buch: Thomas Demand: Model Studies. Text von Jospeh Grima, Köln: Walther König 2015.

(NGZ)
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