Neuss Förderpreis des RLT an Andreas Spaniol

Neuss · Der Förderverein des Landestheaters zeichnete Andreas Spaniol mit dem Förderpreis aus. Die Jury ehrte somit Spaniols vorbildliches Bemühen, die von ihm gespielten Figuren mit außerordentlicher Lebendigkeit zu erfüllen.

 Joachim Rulfs und Christoph Stark vom RLT-Förderverein überreichten Andreas Spaniol den Förderpreis, dabei auch Gastredner Stefan Keim (v.l.n.r.).

Joachim Rulfs und Christoph Stark vom RLT-Förderverein überreichten Andreas Spaniol den Förderpreis, dabei auch Gastredner Stefan Keim (v.l.n.r.).

Foto: Woi

Das Theatergeschäft ist nicht leicht. Wie bietet man dem Menschen der Postmoderne wieder mehr Anreize, sich der Wirkung gespielter Unmittelbarkeit auszusetzen? Was muss da an Zusammenarbeit zwischen Intendant, Dramaturg und Ensemble alles geleistet werden, damit Schiller, Kleist und Lessing noch ziehen? Hut ab, möchte man sagen. Einfach ist das nicht, Zeitgeist und eigenen Anspruch bestmöglich zu koppeln. Wie wichtig ist es da, mal innezuhalten und stolz zu sein, auf das, was jeder Einzelne leistet.

Der Förderverein des Rheinischen Landestheaters schuf im Rahmen der jährlichen Förderpreis-Verleihung zum wiederholten Mal so einen Raum. Joachim Rulfs, Vorsitzender des Kreises der Freunde und Förderer des Rheinischen Landestheaters Neuss, würdigte rückblickend die jeweiligen Einzelleistungen der Ensemble-Mitglieder: "Wenn ich solch ein Theater erlebe, dann kann ich das Erlebte nicht kleinreden." Von der Intendantin Bettina Jahnke sprach er als einem "Glücksfall für das Haus."

Doch bevor der Förderpreis verliehen wurde, versuchte der WDR-Theaterkritiker und Kulturjournalist Stefan Keim die Frage zu beantworten, warum im Theater heute noch Klassiker gespielt werden. Eine Bestandsaufnahme samt Plädoyer "für ein lebendiges Theater" folgte. Die klassischen Dramen stehen für eine Komplexität des Stoffs und "für die Sehnsucht nach großen Geschichten". Stefan Keim verwies auf Peter Zadek und sprach sich dafür aus, eigene Gedanken und Analysen in die Inszenierung mit einzubringen. Auch der Trend zur performativen Inszenierung sei ein Weg. Sehr erfrischend, dass Bettina Jahnke im Anschluss sogleich Stellung bezog und Partei für die klassischen Theaterstücke ergriff. Sie arbeite gerne mit Texten, in denen "Sprache noch Sprache ist und nicht überdeckt wird von Bildern". Beides habe heute seine Berechtigung: klassischer Stoff und moderne Herangehensweisen.

Anschließend verabschiedete der Förderverein Ulrike Knobloch und Michael Großschädl aus dem Ensemble des RLT. Knobloch, auch liebevoll "Mme. Dynamit" genannt, geht ans Theater Münster. Für Großschädl, der in letzter Zeit besonders mit seiner Solonummer in "Die Leiden des jungen Werther" überzeugte, geht es vorerst zurück nach Graz. Er trug zur öffentlichen Verabschiedung einen eigens komponierten Song am Flügel vor. Was für ein Schlussklang für den Ausklang seines Engagements! Schlussendlich gab Joachim Rulfs Andreas Spaniol als den diesjährigen Gewinner des mit 1500 Euro dotierten Förderpreises bekannt. Rulfs hob nochmals hervor, dass die Entscheidung ein "hartes Brot" sei, "weil immer mehr Ensemble-Mitglieder diesen Preis verdient haben." Spaniol jedenfalls war sichtlich von den Socken und voller Freude. Der 45-Jährige erhielt den Preis, weil es zu jeder Zeit sein Ziel gewesen sei, seine Figuren mit Seele zu erfüllen und diese zum Leben zu erwecken. Zuletzt habe er mit seiner Rolle in "The King's Speech" die "Zuschauer an die Grenzen des Erträglichen gebracht."

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort