Neuss Filigrane Skulpturen aus Stahl

Neuss · In der Skulpturenhalle der Thomas-Schütte-Stiftung auf der Raketenstation werden Arbeiten des englischen Bildhauers Anthony Caro gezeigt. Der 2013 gestorbene Künstler hat großen Einfluss auf die junge englische Bildhauerei gehabt.

 "Month of May" heißt die Arbeit von 1963 im Innenraum der Skulpturenhalle auf der Raketenstation. Sie besteht aus Stahl und Aluminium, ist lackiert. Foto: of Barford Sculptures Limited and Gagosian Gallery/ S. Hostettler, M. Wegwerth

"Month of May" heißt die Arbeit von 1963 im Innenraum der Skulpturenhalle auf der Raketenstation. Sie besteht aus Stahl und Aluminium, ist lackiert. Foto: of Barford Sculptures Limited and Gagosian Gallery/ S. Hostettler, M. Wegwerth

Foto: Courtesy

Die Ausstellung findet draußen und drinnen statt: In und vor der Skulpturenhalle der Thomas-Schütte-Stiftung auf der Raketenstation werden Skulpturen des renommierten britischen Bildhauers Anthony Caro (1924 bis 2013) gezeigt. Die Arbeiten des früheren Assistenten von Henry Moore sind aber weniger von Moore als vielmehr von amerikanischen Künstlern wie David Smith beeinflusst. Caro hat mit seinen abstrakten Skulpturen selbst starken Einfluss auf die junge englische Bildhauerei ausgeübt, die Ausstellung zeigt beeindruckende Arbeiten von ihm.

Anthony Caro war als Künstler ein Schwergewicht. Einer, der es schaffte, sich vom traditionellen Bildhauer zum Avantgarde-Künstler zu entwickeln. Königin Elisabeth II. schlug ihn 1987 als Knight Bachelor zum Ritter und ernannte ihn im Jahre 2000 zum Mitglied des prestigeträchtigen Order of Merit.

Welch ein künstlerisches Kaliber jetzt in der Skulpturenhalle ausgestellt wird, macht auch der kleine Katalog, der zur Ausstellung erschienen ist, deutlich. Die Texte stammen von Dieter Schwarz, der von 1990 bis 2017 Direktor des Kunstmuseums Winterthur war und in seinem Haus auch Arbeiten von Anthony Caro gezeigt hat.

Aber auch Kunstliebhaber, die von all dem keine Kenntnis haben, bekommen schon vor der Skulpturenhalle große Augen: Da steht nämlich - ganz in Rot - das monumentale Werk "Aurora". Es erinnert an etwas Technisches, an eine Dampfmaschine vielleicht oder einen Spezialtank.

Die starke Farbigkeit ist eine Art Markenzeichen von Anthony Caro. Seine abstrakten Skulpturen geben dem Betrachter Rätsel auf, lösen in ihm Assoziationen aus. Der Bildhauer und Stiftungsgründer Thomas Schütte kannte und schätzte Caro sehr. Und Gründe für diese Wertschätzung gibt es viele.

Anthony Caro hat während des künstlerischen Schaffens bevorzugt klassische Musik gehört - man glaubt, dies von seinen Skulpturen ablesen zu können. Sie erinnern an technische Konstruktionen, bergen aber zugleich etwas Rhythmisches in sich und etwas Organisches, wobei je nach Arbeit die einzelnen Merkmale mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt sind. Oft bilden schwere Stahlträger das Herzstück der Exponate, es sind aber auch filigrane Skulpturen dabei wie "Month of May", die in ihrer Verspieltheit und ausgefallenen Farbigkeit mit Magenta, Orange und Grün ein wenig an die Möbelobjekte der Mailänder Gruppe "Memphis" erinnern. "...die Vielzahl zierlicher Elemente und ihrer Positionen stellen eine offene Situation her, in die der Betrachter einbezogen wird" heißt es dazu passend von Dieter Schwarz.

Die Gitterstruktur ist ebenfalls ein prägnantes Gestaltungsmerkmal, ein Beispiel dafür ist "Paris Green". Caro begnügte sich irgendwann nicht mehr damit, vorgefundene Materialien zu Skulpturen zusammenzufügen, er formte den Stahl, so dass individuelle Formen wie bei "Whispering" herauskamen, die an Flügel beziehungsweise Propeller erinnert.

Von dem gebürtigen Londoner, der zunächst ein Ingenieurstudium absolviert hatte, sind auch etliche Skulpturen zu sehen, die aus verzinkten Blechen bestehen und nicht lackiert wurden. Die Schweißpunkte blieben bewusst sichtbar. Sie wirken einerseits eher technisch-kühl, weisen aber auch organische Formen auf. Das gilt in besonderem Maße für "Elephant Palace". Zur Ausstellung gehören auch rund 50 Modelle von seine Arbeiten.

(NGZ)
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