Hermann Max Festival Alte Musik braucht viel Werbung

Neuss · Hermann Max hat das Festival in Knechtsteden gegründet und ist seitdem der künstlerische Leiter. 25 Jahre ist das jetzt her, aber der Elan des 75-Jährigen hat nicht nachgelassen. Gleichwohl denkt er über einen Nachfolger nach – als Dirigent.

Hermann Max: Festival Alte Musik braucht viel Werbung
Foto: Woi

Hermann Max hat das Festival in Knechtsteden gegründet und ist seitdem der künstlerische Leiter. 25 Jahre ist das jetzt her, aber der Elan des 75-Jährigen hat nicht nachgelassen. Gleichwohl denkt er über einen Nachfolger nach — als Dirigent.

Mit einem "Geburtstagsfest" für Johann Sebastian Bach startet Morgen Abend in der Klosterbasilika Knechsteden das Festival Alte Musik. Von Beginn an ist es mit der Person des künstlerischen Leiters Hermann Max verbunden.

Herr Max, "Feste feiern" ist das Motto des aktuellen Programms. Was ist denn zuerst da - der Stoff oder das Motto?

Max Das vermischt sich. Mal das eine, mal das andere. Ich mag es, einen roten Faden im Programm zu haben, nicht als Werbung, sondern weil er den Blick in eine bestimmte Richtung lenkt. Aber er ergibt sich in der Planung. Wir stellen auch die Programme nicht zwanghaft nach einem Motto zusammen. Manches passt dann auch nicht hin - meistens ist es die Romanische Nacht - aber wir machen es trotzdem, denn die muss sein.

Wie wichtig ist Ihnen, beim Festival über musikalische Grenzen hinauszugehen?

Max Ganz wichtig. Deswegen hat es in den vergangenen Jahren im Programm sehr viel neue Musik gegeben, denn in beiden Schubfächern liegt so viel, das man zeigen kann. Ob Neue oder Alte Musik - so weit liegen diese Welten gar nicht auseinander, denn Bewegen und Emotionen ansprechen wollen sie beide.

Auf welche Abende des aktuellen Festivals freuen Sie sich besonders?

Max Auf meinen Anfang "Der zufriedengestellte Aeolus" mit meiner Rheinischen Kantorei und dem Kleinen Konzert, aber auch auf das "Frühlingsfest" mit der multimedialen Lichtinszenierung und Rossinis "Petite Messe solennelle", weil sie richtig vergnüglich ist. Aber ich gehe natürlich in alle Konzerte.

2007 haben Sie den Titel geändert: von "Festliche Tage Alter Musik" zu "Festival Alte Musik". Weil es griffiger klingt? Oder spiegelt es ein verändertes Publikumsverhalten?

Max Man geht mit der Zeit. In den vergangenen 25 Jahren ist die Welt eine andere geworden - dafür muss man nicht nur auf das immer griffbereite Handy schauen. Ich wollte sogar den Begriff "Alte Musik" rausnehmen, weil ich schon seit vielen Jahren die Tendenz habe, auch neue Musik, romantische Musik - im nächsten Jahr geht es übrigens auch um die Beatles - einzubeziehen. Aber letztlich haben wir uns mit dem Vorstand des Fördervereins entschieden, den Begriff stehen zu lassen - er ist einfach eingeführt.

Aber das Publikum geht mit Ihnen über musikalische Grenzen?

Max Ja, auf jeden Fall. Natürlich kann man es nicht jedem recht machen, aber zur künstlerischen Arbeit gehört immer auch ein bisschen Herausforderung.

Sie leben nun schon seit fast zehn Jahren nicht mehr in Dormagen. Ist die Arbeit für das Festival schwerer oder anders geworden, seit Sie anreisen müssen?

Max Nein, das spielt wirklich keine Rolle. Vielleicht würde ich noch mehr Gespräche persönlich führen, wenn ich hier lebte. Aber mit Hilfe des Internets und des Telefons lassen sich Informationen sehr schnell vermitteln und Dinge absprechen. Ohnehin bin ich einmal Monat in Dormagen, und unmittelbar vor dem Festival sind die Abstände noch kürzer.

Das Festival lebt auch von einem Stammpublikum. Wie sieht es mit den Zahlen aus?

Max Im Moment geht die Zahl ganz leicht nach oben. Vor einigen Jahren hat es mal einen Einbruch gegeben - zehn Prozent weniger Besucher, ohne dass wir dafür eine Erklärung fanden. Aber davon haben wir uns wieder erholt. Doch wir müssen viel Werbung machen, auf allen Kanälen, die denkbar sind.

Wie funktioniert denn das "Junge Festival"?

Max Ich bin schon früh in die Schulen gegangen, und eins kann ich wirklich sagen: Mit Schülern hatte ich nie ein Problem, aber Lehrpläne sind für die Zusammenarbeit mit Schulen manchmal ein wenig hinderlich. Immer war es so, dass Schüler, die in eines unserer Konzerte gegangen sind, hinterher zu mir gesagt haben: Ich wäre nie von allein hingegangen, aber es war toll. Meine Schulbesuche waren die Grundlage dafür, ein "Junges Festival" aufzulegen. Manches ganz bewusst für die Kleineren, weil die sich noch gut begeistern lassen. Aus pubertierenden Kindern machen Sie nämlich keine flammenden Verehrer der Alten Musik. (Lacht).

Das heißt, Jugendliche sind eher außen vor?

Max Nein, zum Glück nicht. Diese Altersgruppe erreichen wir jetzt mit der Schreibwerkstatt am Gymnasium Knechtsteden. Was diese Schüler für Filme gedreht haben, was sie sonst rund um das Festival machen, wie offen sie sind - das ist einfach toll.

Wie lange sehen Sie sich noch als künstlerischer Leiter?

Max (lacht): Das hängt davon ab, wie lange meine grauen Zellen durchhalten. Nächstes Jahr werde ich dirigieren, und dann sehen wir weiter. Ich behalte jedenfalls die künstlerische Leitung.

Halten Sie Ausschau nach einem Nachfolger?

Max Es gibt jemanden in der Rheinischen Kantorei, der es wunderbar machen könnte.

Bestimmen Sie den Nachfolger?

Max Ja, mit dem Vorstand. Das Problem ist: Ich mache das ohne jede Bezahlung. Wenn man jemanden auf dem freien Markt suchen würde, müsste man viel Geld in die Hand nehmen.

HELGA BITTNER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(NGZ)
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