Michael Fielenbach FDP: Verzicht auf Bürgermeister-Bewerber

Neuss · Der Chef von 110 Neusser Liberalen empfiehlt seiner Partei, keinen eigenen Kandidaten ums Bürgermeister-Amt ins Rennen zu schicken. Sein Ziel sei es, das bürgerliche Lager zu stärken. Die FDP werde den Wahlkampf mit Sachthemen befeuern.

 Seit Jahresfrist Vorsitzender der Neusser FDP: Michael Fielenbach.

Seit Jahresfrist Vorsitzender der Neusser FDP: Michael Fielenbach.

Foto: Woi

Herr Fielenbach, mit Thomas Nickel (CDU), Reiner Breuer (SPD) und Susanne Benary-Höck (Grüne) sind drei Bürgermeister-Kandidaten bekannt. Nun schauen alle auf die FDP. Wann entscheidet sich Ihre Partei?

Michael Fielenbach Ich werde dem Stadtverbandsvorstand und unserer Partei vorschlagen, auf einen eigenen Bürgermeister-Kandidaten zu verzichten. In dieser Frage habe ich mich eng mit Manfred Bodewig, dem Vorsitzenden der Ratsfraktion, abgestimmt. Wir haben die Positionierungen der anderen Parteien und deren Entscheidungen beobachtet und sind davon überzeugt, dass es nun Zeit ist, unsererseits Verantwortung für Neuss zu zeigen.

Die Überraschung ist Ihnen gelungen. Sie hätten in Hermann-Josef Verfürth einen Kandidaten von Gewicht aufzubieten. Warum wollen Sie darauf verzichten, im Wahlkampf eine starke Rolle zu spielen?

Fielenbach Wir wollen lieber langfristig eine gestaltende Rolle in der Politik spielen. Jeder FDP-Bewerber wäre - wie auch Frau Benary-Höck von den Grünen - nur ein Zählkandidat. Hermann-Josef Verfürth könnte der CDU und somit Thomas Nickel sicher einige Stimmen abjagen. Aber damit würden wir nur das bürgerliche Lager schwächen und das kann auch mit Blick auf den Kreis nicht unser Ziel sein.

Sie unterstützen Thomas Nickel?

Fielenbach Manfred Bodewig und ich sind neu in der FDP-Führung und wir gehen in unserer Führungsverantwortung neue Wege. Wir haben die Entscheidung der CDU, mit den Grünen eine Ratskoalition einzugehen, zwar nicht verstanden, aber wir haben uns in der Opposition mittlerweile eingefunden und fühlen uns durchaus wohl. Wir haben die Einladung zur Koalition des Willkommens angenommen. Dass wir das ernst meinen, haben wir mit der Zustimmung zum Haushalt bewiesen. Wir machen Sachpolitik nach den Schwerpunkten der FDP und für den Bürger in Neuss.

Dennoch zurück zu Personalfragen. Sie unterstützen Thomas Nickel?

Fielenbach Die Neusser FDP begrüßt es, dass die Kreis-FDP Landrat Petrauschke (CDU) unterstützt, weil er das bürgerliche Lager repräsentiert und für erfolgreiche Wirtschafts-, Energie- und Standortpolitik steht, die möglich macht, dass Geld verdient wird, das wir in die Sozialpolitik einsetzen können. Die Kreis-SPD hat sich aus unserer Sicht mit ihrer Entscheidung für den Grünen-Landratsbewerber Hans Christian Markert aus dem bürgerlichen Lager verabschiedet. Da wollen wir in der Stadt Neuss unterstützen und mit unserer Entscheidung in die selbe Richtung arbeiten. Landrat Petrauschke wird am 17. April beim Stadtparteitag der Neusser FDP unser Gastredner sein.

Die Kaarster FDP unterstützt einen grünen Bürgmeister-Bewerber. Haben die sich auch aus dem bürgerlichen Lager verabschiedet?

Fielenbach Kaarst hat eine spezielle CDU, die auch eine spezielle Antwort herausfordert. Da respektiere ich natürlich die Autonomie und Eigenverantwortlichkeit unserer Parteifreunde vor Ort.

Kommt Thomas Nickel auch zu Ihrem Stadtparteitag?

Fielenbach (lacht) Nein. Bisher haben Manfred Bodewig und ich die Entscheidung getroffen, dem Vorstand zu empfehlen, auf einen eigenen Bürgermeister-Kandidaten zu verzichten. Jetzt müssen die Parteigremien entscheiden.

Haben Sie die Neusser CDU von Ihrem Vorschlag informiert?

Fielenbach Nein.

Politik lebt vom Geben und Nehmen. Was erwarten Sie als Gegenleistung für den Verzicht auf einen eigenen liberalen Bürgermeister-Kandidaten? Das Vorschlagsrecht für einen Beigeordneten im Neusser Rathaus?

Fielenbach Wir halten die derzeitige Anzahl von vier Beigeordneten in Neuss für ausreichend. Darum lehnen wir die Ausschreibung für eine zusätzliche Stelle ab, für die den Grünen das Vorschlagsrecht eingeräumt wurde.

Sie sind stellvertretender Amtsleiter beim Rhein-Kreis. Würde eine Beigeordneten-Aufgabe im Neusser Rathaus Sie nicht reizen?

Fielenbach Spekulationen sind nicht mein Niveau. Die FDP lehnt die zusätzliche Beigeordnete ab. Wir wären unglaubwürdig, wenn wir nun selbst mit einen Beigeordneten-Kandidaten kommen würden.

Haben Sie keine Angst im Wahlkampf vergessen zu werden, wenn die FDP keinen Bewerber stellt?

Fielenbach Wir haben bei der Kommunalwahl in Neuss ein respektables Ergebnis mit 8,2 Prozent erzielt. Seitdem haben wir Mitglieder hinzu gewonnen (110 Mitglieder). So viele wie nie. Die FDP erstarkt und liegt seit Wochen im Bundestrend oberhalb von 5 Prozent. Der Bürgermeister-Wahlkampf wird kurz und wir werden ihn mit Sachthemen befeuern: Wir fordern eine standortgerechte Flächenpolitik für die Stadtentwicklung. Das Hammfeld II ist eine der wichtigsten gewerblichen Entwicklungsbereiche für Neuss und daran werden wir mitarbeiten. Aber auch in der Wohnungspolitik gibt es wichtige Arbeitsfelder?

LUDGER BATEN FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(NGZ)
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