Neuss Ex-Schüler ehren den Meister

Neuss · Auf Schloss Reuschenberg stellen 56 Schüler aus den Akademie-Klassen von Professor Christian Megert bis 6 . März ihre Arbeiten aus.

 Wasa Marjanov hat sich für seine Holzarbeiten von Figuren aus Oper und Theater inspirieren lassen.

Wasa Marjanov hat sich für seine Holzarbeiten von Figuren aus Oper und Theater inspirieren lassen.

Foto: Lothar Berns

Mit dieser Ausstellung geht der Verein Wurzeln und Flügel unter Beate Düsterberg an seine Grenzen. Und zeigt gleichzeitig, welch ungeahnte Möglichkeiten für Kunst das Schloss Reuschenberg bereithält. Genauer: ein großes Nebengebäude, das im Juni frei wurde und nun Zentrum der künftigen Ausstellungsaktivitäten des Vereins sein wird. Mit einer "Mega"-Schau geht die neue Phase los: 56 Künstler stellen ihre Werke aus, auf rund 1000 Quadratmetern in drei Etagen und mit Wänden und Räumen, die auch Großes zulassen.

Sämtliche von Düsterberg und Mit-Kurator Bernd R. Meyer vorgestellten Künstler sind ehemalige Schüler von Professor Christian Megert an der Düsseldorfer Kunstakademie. Dessen 80. Geburtstag ist der Anlass der Ausstellung mit dem passenden Titel "Klassentreffen", die zudem eine Meisterleistung in Logistik und Feingefühl sein musste. Denn die Ex-Schüler sind nicht nur über Europa und darüber hinaus verstreut, sondern auch eine Mischung aus arrivierten und weniger bekannten Künstlern.

So hat denn auch Megert selbst die Schau mitkuratiert, überhaupt hat er die Räumlichkeiten erst mal besichtigt, bevor er sich mit der Ausstellungsidee anfreunden konnte. Lange gebraucht hat er wohl nicht, denn Düsterberg erzählt höchstzufrieden von der gedeihlichen Zusammenarbeit mit dem Kunstprofessor und mit Meyer, die darin gipfelte, dass Megert ein großes Essen für seine Schüler und Gastgeber auf Schloss Reuschenberg gab.

Fast ein dreiviertel Jahr haben die Vorbereitungen gebraucht, einige der avisierten Künstler waren nicht zu erreichen, andere sind dazugekommen, die gar nicht auf der Liste standen. "Einige haben sich mehr als 25 Jahre nicht gesehen", erzählt Düsterberg amüsiert. Sie selbst ist durch die Arbeit an dieser Ausstellung fast zu einem wandelnden Lexikon für die austellenden Künstler geworden, hält denn auch die Führungen ab.

Doch wo nun anfangen bei 56 Künstlern, von denen ein jeder höchst individuell ist? Ob Malerei, Bildhauerei, Objektkunst, Installationen oder Fotografie - nichts fehlt in der Ausstellung, und für jedes Genre gibt es beispielhafte Arbeiten. Als erstes ist sicherlich die Kunst von Megert selbst zu nennen. Seine Spiegelobjekte sind in einem kleinen Kabinett untergebracht, harmonieren mit den Holzobjekten von Wasa Marjanov und kontrastieren sie zugleich mit ihrer Strenge. Beide Künstler haben zudem ein sehr eigenwilliges und faszinierendes Porträt des anderen gemacht. Natürlich unverkäuflich - im Gegensatz zu den meisten anderen Werken in der Schau.

Keisuke Matsuura "malt" mit Eisenspänen auf Magnetfolie Bilder auf die Leinwand, in denen strenge und zugleich hauchzarte Linien Flächen schaffen. Sandra Hoitz' UV-Prints öffnen Fenster in farbige Kosmen, Sinsia Kandic hat in unendlicher Kleinarbeit aus mit Kaffeepulver bestäubten kleinen Kreisen ein großes Porträt auf die Wand aufgetragen - als ein rein temporäres Werk. Markus Ambach haben die roten Deckenleuchten im Untergeschoss zu einer 1970er-Jahre-Installation mit entsprechenden Möbeln inspiriert. Inken Boje hat immer wieder sich selbst fotografiert, in einem "Farbrausch" aus Schwarz und Weiß. Naomi Akimotos Tonarbeiten erinnern auch in ihren amorphen Formen an figürliche Skulpturen. Johannes Norberg und Lorenzo Pompa spielen mit der Natur, indem sie eine Gurke auf einen Spieß setzen und diesen in ein Salzbett platzieren. Von der Gurke ist mit der Zeit nur eine bröselige Hülle geblieben - das Salz hat ihr mit dem Wasser alles Leben entzogen.

Die Schau ist eine wahre Entdeckungsreise durch die Kunst der letzten 40 Jahre. Um so mehr noch, als dass einige Künstler auch ihre Arbeiten aus dem Abschlussjahr bei Professor Megert mitgebracht haben.

(hbm)
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