Neuss "Etienne" untersucht alle Patienten auf Keime

Neuss · Das Johanna-Etienne-Krankenhaus führt ab heute eine allgemeine Eingangsuntersuchung auf multiresistente Erreger (MRSA) ein.

 Anja Goecke, Inke Tilmans, Sebastian Donnerstag, Professor Jens Encke und Jörg Kurmann (v. l.) zeigen, wie man Hände richtig desinfiziert.

Anja Goecke, Inke Tilmans, Sebastian Donnerstag, Professor Jens Encke und Jörg Kurmann (v. l.) zeigen, wie man Hände richtig desinfiziert.

Foto: Woitschützke

Keime, bei denen Antibiotika ganz oder teilweise wirkungslos sind, stellen Krankenhäuser vor Probleme. Denn sind diese sogenannten multiresistenten Bakterien - MRSA (Methicillin-resistente Staphylococcus aureus) - für gesunde Menschen in der Regel ungefährlich, können sie bei geschwächten Menschen schwerwiegende Erkrankungen hervorrufen. "Ab heute führen wir deshalb ein generelles MRSA-Eingangsscreening für alle Patienten ein", kündigte Professor Jens Encke, Leiter der Hygienekommission und Chef der Inneren Medizin im Johanna-Etienne-Krankenhaus gestern an.

"Es ist wichtig für uns zu wissen, wer die Keime ins Krankenhaus schon mitbringt und wer sie erst hier bekommt", ergänzt Hygienefachkraft Anja Goecke. Der Aufwand sei vertretbar: Der Abstrich mit einem Stäbchen koste jeweils 1,50 Euro. Durchschnittlich lägen auf der Isolierstation fünf bis zehn Personen, bei denen multiresistente Keime festgestellt worden seien, so Encke. Typische, von MRSA hervorgerufene Erkrankungen seien Lungenentzündungen, Harnwegsinfekte und Vergiftungen.

 Beim Einreiben der Hände mit der Desinfektionsflüssigkeit müssen alle Bereiche berücksichtigt werden, auch Daumen und Fingerspitzen.

Beim Einreiben der Hände mit der Desinfektionsflüssigkeit müssen alle Bereiche berücksichtigt werden, auch Daumen und Fingerspitzen.

Foto: NN

Das "Etienne" zeigt zum Thema multiresistente Keime diese Woche zugleich eine Wanderausstellung, die von der Krankenhausgesellschaft NRW initiiert wurde. Interessenten können sich dort über MRSA informieren und unter Schwarzlicht testen, wie gut sie in der Händedesinfektion sind. Denn: "Gute Hände- und Toilettenhygiene ist das A und O, um die Erreger nicht zu verbreiten", sagt Encke.

Besucher haben in dem Krankenhaus schon im Eingangsbereich, aber auch bei den Aufzügen und in den Patientenzimmern Gelegenheit, ihre Hände zu desinfizieren. Darüber hinaus können sie in der Aktionswoche unter anderem sehen, wie sich MRSA-Erreger im Labor grün-bläulich färben und wie die Hände bei häufiger Desinfektion vor Hautschäden geschützt werden können.

"MRSA haben wir mittlerweile ganz gut im Griff", sagt Jens Encke. "Andere Erreger hingegen nehmen zu und bereiten uns größere Sorgen." Dazu gehörten Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE), Extended-Spectrum-Betalaktamasen (ESBL) sowie multiresistente gramnegative Keime (MRGN), die ähnliche Erkrankungen wie MRSA, aber auch Durchfall hervorrufen könnten. "Diese Erregergruppen sind gegen viele Antibiotika resistent", berichtet Encke. "Aber es gibt immer noch Mittel, die wirken."

Für die Zunahme der multiresistente Keime seien zum einen der starke Antibiotika-Einsatz in der Tiermast, zum anderen das schnelle Verabreichen von Antibiotika schon bei leichten Erkrankungen verantwortlich. "In Ländern, wo Antibiotika nicht so schnell verschrieben werden, ist das MRSA-Problem nicht so groß", sagt Encke.

(NGZ)
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