Neuss "Etienne" hilft bei krankhaftem Übergewicht

Neuss · Im Krankenhaus wird eine Dependance des Adipositas-Fachzentrums Niederrhein eröffnet. Offizieller Start ist am 15. November.

 Tanja Siekmann ist Fachkoordinatorin im Adipositas-Zentrum Niederrhein, das eine Dependance im Etienne-Krankenhaus eröffnet. Hauptsitz des Adipositas-Zentrums ist das Krankenhaus in Mönchengladbach-Neuwerk.

Tanja Siekmann ist Fachkoordinatorin im Adipositas-Zentrum Niederrhein, das eine Dependance im Etienne-Krankenhaus eröffnet. Hauptsitz des Adipositas-Zentrums ist das Krankenhaus in Mönchengladbach-Neuwerk.

Foto: L. Berns

Sie haben nicht einfach ein bisschen zu viel auf den Rippen: Adipöse Menschen leiden unter krankhaftem Übergewicht und bringen oft 200 und mehr Kilogramm auf die Waage. Zudem sind sie zahlreichen Gesundheitsrisiken wie Bluthochdruck, Diabetes, Herzerkrankungen und Depressionen ausgesetzt. Auch unerfüllter Kinderwunsch kann seine Ursache in der Adipositas haben.

"Wir reden nicht von der Hausfrau, die fünf Kilo zu viel hat", stellt Tanja Siekmann klar. Die 44-Jährige ist Fachkoordinatorin im Adipositas-Zentrum Niederrhein mit Sitz im Krankenhaus Mönchengladbach-Neuwerk.

Dort wird bereits seit neun Jahren stark übergewichtigen Menschen geholfen - jetzt wird bald eine Dependance im Neusser Etienne-Krankenhaus eröffnet. "Am 15. November findet der offizielle Start mit einem Aufklärungsabend durch die Fachärzte statt", sagt Tanja Siekmann. Bis dahin werden auch alle Räume im Haus B an der Straße Am Hasenberg fertig sein.

Vorläufig sitzen Tanja Siekmann und ihre Kollegin Ute Fussek in einem kleinen Büro und nehmen schon Anrufe Hilfesuchender entgegen. "Im Raum Neuss war die Nachfrage immer größer geworden, weil auch die Zahl der adipösen Menschen ständig steigt", erklärt Siekmann den neuen Standort. Dort werden Beratungsgespräche und die multimodalen Therapien durchgeführt, eine Operation zur Magenverkleinerung als letzten Schritt würde in Neuwerk vorgenommen.

"Zunächst lernen die Patienten mit Hilfe von Ernährungs- und Bewegungsprogrammen sowie Verhaltenstherapien ihr Gewicht zu reduzieren", so die Fachfrau. Führt dieses Vorgehen nach einem halben Jahr nicht zum gewünschten Erfolg, übernehme die Krankenkasse die Kosten für eine Operation. Diese ziehe eine schnelle und radikale Gewichtsabnahme nach sich.

"Es stellt sich ein Hochgefühl ein - der Honeymoon-Effekt", erläutert Siekmann. Danach beginnt echte Arbeit, um das Gewicht auch dauerhaft zu halten. Denn wie bei einem Alkoholkranken gibt es keine Heilung der Sucht, ständig zu viel und falsch zu essen. Es wird auch intensiv nach der Bruchstelle im Leben gefahndet, in der Essbares als Ersatz, Belohnung und Ausgleich dient. Die erlernten Pfade dürfen nie mehr verlassen werden. "Dabei helfen wir den Patienten. Die Umsetzung hat natürlich jeder selbst in der Hand", weiß Siekmann.

Nachkontrollen und der persönliche Kontakt mit dem Adipositas-Zentrum helfen im Alltag. Vor allem Selbsthilfegruppen spielen eine entscheidende Rolle - "sie holen einen oft aus einem tiefen Loch heraus", sagt Siekmann, die nach einer Gewichtsreduktion selbst eine geleitet und damit beste Erfahrungen gemacht hat. Auf Wunsch begleitet das Adipositas-Zentrum die Menschen für den Rest ihres Lebens.

(NGZ)
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