Neuss Erzbischof Koch berichtet von schwieriger Synode in Rom

Neuss · Der Geistliche war zu Gast auf dem Podium beim Augustinus-Forum in Neuss.

Die katholische Kirche soll sich für eine differenzierte betrachtung des Ehebegriffs bei wiederverheirateten Geschiedenen öffnen. Das sagte Erzbischof Dr. Heiner Koch am Mittwochabend beim Augustinus-Forum in Neuss. "Wir stehen zur Sakramentalität der Ehe, müssen uns aber die Einzelfälle genau anschauen", sagte der 61-jährige Erzbischof von Berlin bei seinem Besuch in der Quirinusstadt. Der Ehebegriff, wie er für die katholische Kirche gelte, sei von der Gesellschaft erweitert worden. Koch sprach sich daher für eine differenzierte Betrachtung aus.

Wie die katholische Kirche mit Geschiedenen, die erneut heiraten, und mit Menschen mit homosexueller Orientierung umgeht - um diese Fragen rang sie zuletzt bei der Familiensynode im Vatikan. Erzbischof Koch war dabei und gewährte den Gästen des Augustinus-Forums am einen Einblick, wie eine Weltbischofssynode abläuft. Er sprach von "drei harten Wochen" und charakterisierte die Synode als "lebendig, leidenschaftlich, schwierig."

Koch (61), der in Neuss als Stadtjugendseelsorger und Weihbischof gewirkt hatte und der Kaplan in Kaarst gewesen ist, fühlte sich in vertrauter Umgebung gut aufgehoben. Moderator Joachim Frank (50), katholischer Theologe und Chefkorrespondent der DuMont-Verlagsgruppe, hakte immer wieder nach, verlangte noch ein Stückchen Insiderkenntnisse. Und er provozierte mit der Fremdwahrnehmung, bei der Synode sei nicht viel herumgekommen. Nach gut einer Stunde wussten die Besucher einiges mehr als vor der Podiumsdiskussion, an der auch der Mainzer Moraltheologe Professor Stephan Goertz beteiligt war.

Auch wenn noch keine Durchbrüche erzielt werden konnten, die Einschätzungen von Heiner Koch waren interessant. So hatte er folgende Tendenzen ausgemacht: Das schwierigere der beiden Themen ist der Umgang der Kirche mit Homosexuellen. Weniger kontrovers war über wiederverheiratete Geschiedene diskutiert worden. Und Koch verriet, dass wichtige Gespräche in den Pausen geführt wurden. Was ihn erstaunte und wohl auch entsetzt hat: "In der Mitte der Synode hatte ich die Sorge, dass sich die Lager verhaken." Besonders gnadenlos und diskriminierend über Homosexuelle hätten sich übrigens nicht die osteuropäischen Bischöfe geäußert, sondern Geistliche aus afrikanischen Ländern. Sie sind auch in Sorge, vom Westen etwas gegen ihren Willen übergestülpt zu bekommen.

Ob er sich denn vorstellen könnte, dass zunächst nur in bestimmten Ländern Reformen umgesetzt werden könnten, fragte der Journalist Frank den Weihbischof Koch. Dessen Antwort lautete "nein". Theologe Stephan Goertz (51) beklagte zwar, "dass die Texte eine Unschärfe haben". "Es ist aber schon als Erfolg zu werten, dass bestimmte Signalwörter wie ,schwere Sünde' nicht mehr in den Dokumenten der Synode zu finden sind."

Koch bezeichnete die Synode als eine wichtige Etappe, aber eben nur als Etappe. "Wie haben Sie die Rolle des Papstes wahrgenommen?", wollte Joachim Frank wissen. "Er hat nur zweimal etwas gesagt, war aber immer da", sagte Heiner Koch. In den Pausen habe das Oberhaupt der katholischen Kirche die Teilnehmer der Synode angesprochen. Und: "In seiner Rede saß jeder Satz." Papst Franziskus habe dazu aufgerufen, keine Massenbeurteilungen vorzunehmen, sondern jeden Einzelnen individuell zu beurteilen und wahrzunehmen." Für Joachim Frank steht fest: "Es ist eindeutig, dass der Papst nicht einfach so weitermachen will. Er möchte aber auch die Bischöfe mitnehmen." Mit Bischöfen wie Heiner Koch dürfte er da keine Probleme haben.

(NGZ)
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