Neuss Erneute Frauen-Diskussion bei "Zog Zog"

Neuss · Bei der 174. Bürgerversammlung gab es stehende Ovationen für Präsident Thomas Nickel - aber auch einige Seitenhiebe.

 Präsident Thomas Nickel, Bürgermeister Reiner Breuer und Oberst Walter Pesch (v.l.) präsentieren das neue Schützenfest-Plakat.

Präsident Thomas Nickel, Bürgermeister Reiner Breuer und Oberst Walter Pesch (v.l.) präsentieren das neue Schützenfest-Plakat.

Foto: woi

Um Punkt 20.20 Uhr gab es Gewissheit: Nachdem Schützen-Präsident Thomas Nickel die Kardinalsfrage gestellt hatte, wurde durch das laute "Zog Zog" besiegelt, dass das Neusser Bürger-Schützenfest auch in diesem Jahr stattfindet. Stehende Ovationen für den Präsidenten, ein wenig Melancholie - und einige Seitenhiebe: Die rund 300 Schützen in der Stadthalle - 100 fehlten, wie Nickel zu Beginn monierte - erlebten eine launige 174. Bürgerversammlung im 194. Jahr des Vereinsbestehens.

In seiner Rede erinnerte sich Nickel an ein Erlebnis am 2. Juli dieses Jahres. Bereits zu diesem frühen Zeitpunkt habe ein Neusser Schütze an diesem Tag "D'r Zoch kütt" gerufen. Jener Schütze meinte damit jedoch die Fahrer der Tour de France, die mit hoher Geschwindigkeit durch Neuss rasten. "Wie tief unser Schützenfest im Herzen der Menschen verwurzelt ist, kann diese kleine Begebenheit zeigen", sagte Nickel und hob traditionell die Besonderheiten der Quirinus-Stadt und der Menschen, die in ihr leben, hervor: "Dort, wo anderswo Anonymität herrscht, gibt es in Neuss ein ganzes Stück mehr Gemeinwesen und Gemeinschaft. Das ist auch eine Frucht unserer Festes", so der Schützenpräsident, für den es stehende Ovationen gab, nachdem Bürgermeister Reiner Breuer ihm für seine Verdienste dankte.

Schließlich begeht Nickel in diesem Jahr sein letzten Schützenfest als Präsident. "Ich habe mir eigentlich vorgenommen, in diesem Jahr nicht bei jeder Veranstaltung zu denken, dass es für mich die letzte ist. Das macht es einem schwer. Ich sage mir jeden Morgen: Im November sind erst die Wahlen. Bis dahin feiern wir noch alle gemeinsam Schützenfest."

Doch bei Lobeshymnen und Danksagungen blieb es nicht. So wurden auch in diesem Jahr wieder einige Seitenhiebe verteilt. Kritik in Richtung Reiner Breuer gab es von Komitee-Mitglied Markus Jansen: "Herr Bürgermeister, Sie wissen, dass sich die Stadt wieder mehr einbringen und auch das gut gefüllte Stadtsäckel wieder weiter öffnen muss." Schließlich würden viele Aufgaben, die die Stadt seit jeher für das Fest übernommen hatte, "scheibchenweise dem Verein zugeschoben".

Nachdem Nickel sich wiederholt dagegen aussprach, Frauen zur Parade zuzulassen, konterte Breuer zu Beginn seiner Rede: "Hoppla, da habe ich ja tatsächlich die Damen des Hauptausschusses der Stadt Neuss begrüßt. Sorry, da bin ich in meiner Rede ein Jahr weiter in die Zukunft gegangen." Schließlich könne es ja sein, dass ein neuer Präsident neue Dinge einführt.

Doch nicht nur an Nickel, sondern auch an Landrat Hans-Jürgen Petrauschke richtete Reiner Breuer einige spitzzüngige Worte: So erinnerte der Verwaltungschef daran, dass es ein Landrat gewesen ist, der erstmals diese Versammlung der Bürger und Bürgerssöhne einberief: "Das war wohl das letzte Mal, dass ein Landrat in Neuss wirklich notwendig war."

(jasi)
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