Neuss Erinnerungen an die Schule von früher

Neuss · Schiefertafeln, Griffel, Fibeln und ein Abakus: Inge Grosse sammelt Schul- und Lern-Utensilien früherer Jahre. Jetzt ist die Sammlung als Dauerleihgabe in den Räumen der ISR am Konrad-Adenauer-Ring zu sehen.

Noch vor 105 Jahren hat der Abakus dabei geholfen, Rechenaufgaben zu lösen. Schon lange aber hat die aus einem Holzrahmen mit Stäben und durchbohrten Kugeln bestehende Rechenhilfe aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts ausgedient. Sammlerin Inge Grosse hat den Abakus trotzdem in Ehren gehalten und gepflegt. Dass ihr Exemplar gut sichtbar in der Fensterfront am Eingang der ISR (International School on the Rhine) einen festen Standort gefunden hat, macht sie glücklich. Und dabei ist der Rechenschieber nicht das einzige Exponat, das Schulgeschichte demonstriert. Er gehört zur "Schulsammlung", die Inge Grosse seit Anfang der 2000er Jahre systematisch aus Schulen in Meerbusch und der Region zusammengetragen hat.

Bisher wurden die alten Geometriegeräte, Lese-, Sprach- und Glaubensbücher aus dem 19. Jahrhundert, die hölzernen Kartenständer, Atlanten und Poesiealben, die in einem heute nicht mehr gängigen und deshalb "kostbaren" Druckverfahren hergestellten Landkarten, Lehrerkalender, Schul-Matrosenanzüge oder Fibeln in einem großen Kellerraum der Familie Grosse in Meerbuschs Stadtteil Langst-Kierst aufbewahrt.

Dort war auch eine gut 70 Jahre alte schwere Holzschulbank zwischengelagert, die aus dem Münsterland stammt. Sie steht jetzt in der Eingangshalle der ISR, und Inge Grosse hat beobachtet: "Besonders die Jungen sitzen dort gern. Sie beschäftigen sich entweder mit ihrer Schularbeit oder mit dem Smartphone." Auf jeden Fall gehören die Bank wie auch die Gegenstände in den Vitrinen jetzt als Dauerleihgabe zum Schulinventar.

Die Sicherheit, ihre Sammlung öffentlich zugänglich und doch bewahrt zu wissen, genießt Inge Grosse: "Es ist ein sehr gutes Gefühl." Die 75-Jährige erzählt gern von Begebenheiten ihrer Sammeljahre. Zum Beispiel von ihrem Internetkauf, denn ein klassischer Ledertornister, in dem Schiefertafel, Schwamm und so weiter verstaut werden konnten, fehlte ihr. "Dann kamen viele von allen Seiten nach."

Der ehemaligen Lehrerin, die 27 Jahre lang an der Pastor-Jacobs-Schule in Lank-Latum unterrichtet hat, ist es wichtig, diese Kulturgüter aufzubewahren. Schon 2011, anlässlich der Ausstellung "Schule früher" in Büderich, hatte sie den Wunsch, "die Zeitzeugen an einem geeigneten Ort gesammelt unterzubringen". Aber die von Meerbuscher Vereinen wie auch vom Denkmalschutz unterstützte Suche nach einem Ausstellungsort blieb erfolglos. Bis Inge Grosse mit Peter Soliman, Inhaber der ISR, sprach. "Er sagte spontan zu", erzählt Grosse. "Es ist mir so wichtig, die Dinge, die mir im Laufe der Zeit von vielen Menschen geschenkt und anvertraut wurden, in guten Händen zu wissen."

Ihre Schätze hatte Familie Grosse ehrenamtlich und auf eigene Kosten schon in mehreren Schulen und Senioreneinrichtungen gezeigt: "Sie haben sehr viele Erinnerungen geweckt und sogar therapeutischen Effekt gehabt", sagt sie.

(NGZ)
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