Neuss Erfolgreich dank Frauenpower

Neuss · Vor 36 Jahren gründete Doris Caspari ihre eigene Firma. Zehn Jahre lang stellte sie ausschließlich weibliche Mitarbeiter ein. Auf Frauen in Führungspositionen setzt die Unternehmerin auch heute.

 Doris Caspari in ihrem Arbeitsumfeld.

Doris Caspari in ihrem Arbeitsumfeld.

Foto: woi

Um das vorweg zu nehmen: Doris Caspari hat nichts gegen Männer. Überhaupt nicht. Wirklich. Hatte sie nie. Auch nicht vor knapp 36 Jahren, als sie sich als 24-Jährige in einer Männerdomäne — der Kunststoffbrange — gemeinsam mit einem Teilhaber selbstständig machte und zehn Jahre lang ausschließlich Frauen in ihrem Unternehmen arbeiten ließ. Was die heute 60-Jährige schon damals störte, war vielmehr der Gedanke, sich unter Wert zu verkaufen. "Als Arbeitnehmerin", sagt sie, "hatte ich immer das Gefühl, niemals die Position eines Mannes erreichen zu können, selbst wenn ich 100 Prozent mehr Leistung gebracht hätte. Das war eine Sache, die ich aus der Welt schaffen wollte." Und das hat sie getan.

Heute gehört Casparis Firma, die "IKS Schön GmbH", zu den ganz Großen im Bereich "Technische Kunststoffe". Zum Beispiel beliefert sie die Automobilindustrie und den Sondermaschinen- und Anlagenbau. Klar war von Anfang an: In einem Unternehmen, das sich täglich neu auf die Bedürfnisse der Kunden einstellen muss, sind Sensibilität und Flexibilität besonders gefragt. Deshalb setzte Doris Caspari zu Beginn ihrer Selbstständigkeit auch ausschließlich auf Frauen.

"Frauen", sagt sie, "bringen von sich aus das Rüstzeug mit, das man braucht, um beruflich erfolgreich zu sein. Eine Frau in einer Führungsposition diskutiert nicht — sie übernimmt einfach die Verantwortung." Zehn Jahre lang waren bei der IKS nur weibliche Kunststoff-Expertinnen im Geschäft, bis die Chefin ihr erstes Kind bekam, 1984. Damals hatte Caspari zehn Mitarbeiterinnen. "Weil ich meinem Mann versprochen hatte, erst einmal nicht zu arbeiten, so lange meine Tochter klein ist, brauchte ich jemanden für die Geschäftsführung", erzählt sie. "Meine eigenen Mitarbeiterinnen fühlten sich zu jung und der Verantwortung nicht gewachsen." Wahrscheinlich, sagt Caspari, habe sie die Messlatte selber ziemlich hoch gelegt. "Auch das, würde ich sagen, ist eine typisch weibliche Eigenschaft."

Jedenfalls entschied sich die Neusser Unternehmerin bei der Besetzung der Geschäftsführerstelle am Ende für einen Mann — der gleich zwei weitere Geschlechtsgenossen ins Unternehmen holte. "Heute", sagt Caspari, "liegt die Frauen-Quote in meiner Firma bei 60 Prozent." Die IKS hat eine Prokuristin und in der Betriebsstätte in Geldern eine Geschäftsführerin." Nach wie vor, sagt die Chefin, gebe sie jungen Frauen die Chance, schnell in Führungspositionen hineinzuwachsen. "In persönlichen Gesprächen versuche ich immer, das Optimale aus meinen Mitarbeiterinnen rauszuholen. Bei Männern habe ich das bislang noch nicht getan."

(NGZ)
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