Neuss Eine Nacht - ganz im Zeichen der Kultur

Neuss · Bei der Neusser Kulturnacht konnten sich die Besucher ein Bild davon machen, wie vielfältig das kulturelle Angebot in der Quirinus-Stadt ist. 27 Häuser öffneten ihre Pforten und zeigten unter anderem ihre Integrationskraft.

 Auch Tanz - wie hier im Kulturkeller - lockte bei der Neusser Kulturnacht viele Besucher an. Die Veranstaltung, zu der insgesamt 27 Häuser öffneten, hatte jede Menge zu bieten.

Auch Tanz - wie hier im Kulturkeller - lockte bei der Neusser Kulturnacht viele Besucher an. Die Veranstaltung, zu der insgesamt 27 Häuser öffneten, hatte jede Menge zu bieten.

Foto: Woi

So unterschiedlich die Programmpunkte auch waren: Die zwölfte Kulturnacht der Stadt Neuss war am Samstagabend war wieder ein voller Erfolg. Das Angebot war fast schon erdrückend groß. Insgesamt 27 Häuser machten mit und hatten mehr als 100 Programmpunkte im Angebot. Unterwegs gab's da schon mal die Qual der Wahl, doch zum Glück gab es einen übersichtlichen Wegweiser, mit dessen Hilfe sich die Besucher ihre ganz persönliche Kulturnacht zusammenstellen konnten.

Samstag, 17 Uhr: Fast schon sommerliche Temperaturen, von Nacht noch keine Spur, von Kultur dagegen umso mehr: Auf dem Bürgersteig vor dem Haus Oberstraße 15, wo das Stadtarchiv untergebracht ist, hat sich bereits eine Gruppe Wartender eingefunden. Für Archivar Jens Metzdorf ist das nichts Überraschendes: "Wenn wir Führungen anbieten, ist es immer voll." Diesmal lautet das Motto in dem Gebäude von 1778 "Papier ist nicht geduldig". Es geht um das Thema "Erhalt und Restaurierung alter Dokumente". Der Luftentfeuchter im ehemaligen Kerzenlager auf dem Hof läuft auch Hochtouren bei so vielen Besuchern.

Gleich nebenan gibt es Multikulti der besonderen Art: Peter Pott, Vorsitzender der Landsmannschaft Ostpreußen, präsentiert in der "Heimatstube" Filme sowie Fotos und Trachten aus Ostpreußen, während im Innenhof ausgelassen gefeiert wird. Ike Nwachukwo aus Nigeria tanzt dabei in einer typischen nigerianischen Tracht, die Puzzle-Frauen werben für Toleranz und Dialog, es gibt türkischen Mokka, Preiselbeerkuchen, Frauen mit und ohne Kopftuch sind bestens gelaunt. Hamdi Berdid vom "Raum der Kulturen" ist von der Resonanz begeistert.

Gut 100 Meter weiter, im Clemens-Sels-Museum, geht es beschaulicher zu. Kinder, aber auch Erwachsene wie die 40-jährige Monika Seidel malen vorgegebene Bilder mit Buntstiften aus. "Dadurch kann man gut zur Ruhe kommen", erklärt Museumsleiterin Uta Husmeier-Schirlitz. Maria Kieser, Sandra Pfeiffer und Evelina Altenschmidt, Achtklässlerinnen des Marienberg-Gymnasiums, boten als Römerinnen verkleidet unter anderem römischen Milchreis an.

Bei den Heimatfreunden Neuss lief es schleppend an. Statt zwei Vorträgen hielt der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Mundart, Professor Wilhelm Schepping, nur einen. Er erklärte unter anderem, was die Zerstörung der Römerbrücke über die Erft im Truchsessischen Krieg damit zu tun hat, dass in Weckhoven eine von der Stadt Köln geprägte Mundart gesprochen wird.

Im Schützenmuseum wurden Kinder an das Sommerbrauchtum herangeführt. Simon (5) und sein Vater Thomas Novag waren nicht die einzigen, die ein Diadem bastelten. Sehr stimmungsvoll: der kleine Fackelzug nach Einbruch der Dunkelheit, angeführt von Peter Albrecht. Es war aber nicht nur in der Innenstadt schwer was los: 45 Menschen hatten sich bereits zur ersten Lesung im Theater am Schlachthof eingefunden. Ensemble-Mitglieder stimmten ihr Publikum auf den bevorstehenden Herbst ein - auf die Zeit, "wo die Natur anfängt zu gähnen". Im Atelierhaus an der Hansastraße 9 herrschte bis Mitternacht ein Kommen und Gehen: "Ich hatte über 80 Besucher in meinem Atelier", sagte Gisa Rosa freudig. Ihr Thema "Goethe und die poetische Farbenlehre" war Auslöser viele Gespräche. Kulturfreunde genossen einen schönen Abend, eine interessante Nacht - und wurden daran erinnert, wie groß das Kulturangebot in ihrer Stadt doch ist.

(barni)
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