Neuss Ein Schoko-Nikolaus für "Jahrhundertgeigerin"

Neuss · Kammerakademie begeisterte mit Weihnachtskonzert.

 Liana Issakadze wird als "Jahrhundertgeigerin" gefeiert."

Liana Issakadze wird als "Jahrhundertgeigerin" gefeiert."

Foto: pro Classics

Die Deutsche Kammerakademie (DKN) präsentierte zu ihrem Weihnachtskonzert "mit einer Jahrhundertgeigerin" im ausverkauften Zeughaus drei großformatige Werke, die unter den "Top Ten" der Kammermusik für Streicher die vordersten Plätze bilden.

Natürlich gehörte das "Concerto grosso" op. 6 von Arcangelo Corelli dazu, das mit seinem Untertitel "Fatto per la notte di natale" als Weihnachtskonzert schlechthin im Bewusstsein fast aller Zuhörer ist. Was das solistische Concertino mit zwei Violinen (DKN-Chef Lavard Skou Larsen und Konzertmeisterin Fenella Humphreys) und Violoncello (Milan Vrsajkov) im Wechsel mit einer höchst konzentrierten DKN vollführten, versah die alte Musik mit neuem und frischem Temperament So wurde auch das tausendmal gehörte Wiegenlied "Pastorale" wieder zum Ereignis.

Dann trat die "Jahrhundertgeigerin" auf: Die Georgierin und in Frankreich lebende Liana Issakadze (68) hatte einst in der Violinklasse des legendären Dawid Oistrach studiert. Mehr als 20 Jahre war sie Solistin der Staatlichen Moskauer Philharmonie. In Neuss spielte sie zunächst zusammen mit Skou Larsen das "Doppelkonzert für zwei Violinen d-Moll" (BWV 1043) von Johann Sebastian Bach.

Die oft kanonische Einsatzfolge beider Violinen, die sich vehement nachjagen, wurde bis auf den ruhigen Mittelsatz zum Wettbewerb. Dem kraftraubenden "Vivace" begegnete Issakadze mit temperamentvoller, fast tänzerischer Körperhaltung, Skou Larsen gezügelt, aber bald mit hochrotem Kopf. Die DKN folgte diesem energischen und sehenswerten Disput bis zum wirkungsvollen Schluss als glänzender Widerpart. Das blieb sie auch bei den "Vier Jahreszeiten"-Konzerten für Solovioline, Streicher und Basso continuo von Antonio Vivaldi. Issakdze war ganz in ihrem feurigen Element, gab dem Orchester rasante Tempi vor, formte spannende Dialoge mit dem Violoncello (wiederum wunderbar Milan Vrsajkov), spielte das "Largo" des letzten Konzertes in betörendem Pianissimo zu Regentropfen-Pizzicato der Streicher, um eruptiv den Winter ausklingen zu lassen. Ein junger Fan im jubelnden Publikum warf begeistert seinen Schokoladen-Nikolaus aufs Podium.

(Nima)
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