Neuss Ein Leben lang Halali

Neuss · Seit mehr als 50 Jahren ist Fritz Bayer fasziniert vom französischen Jagdhorn, der "Trompe de Chasse". Der einzigartige Klang hat ihn in ihren Bann gezogen, seit er das Instrument zum ersten Mal im Xantener Dom gehört hat.

 67 Hornbläser hat Fritz Bayer für das Spiel auf der Trompe de Chasse in den vergangenen 53 Jahren ausgebildet.

67 Hornbläser hat Fritz Bayer für das Spiel auf der Trompe de Chasse in den vergangenen 53 Jahren ausgebildet.

Foto: Andreas Woitschützke

Wenn Fritz Bayer über sein Lieblingsinstrument spricht, hat er ein Leuchten in den Augen. "Um die Faszination der Trompe nachfühlen zu können, muss man sie einfach gehört haben", sagt er.

"Die Trompe", das ist die "Trompe de Chasse". Ein traditionsreiches Blasinstrument, das vor allem in Frankreich bei der Jagd zu Pferd genutzt wird. Fritz Bayer hat sie zum ersten Mal 1960 im Xantener Dom gehört. "Ich bekam eine Gänsehaut, so einzigartig war der Klang", erzählt der 83-Jährige.

Bis dahin hatte der passionierte Jäger das in Deutschland weit verbreitete Plesshorn geblasen, nun wollte er das ausdruckstärkere und facettenreichere Instrument beherrschen lernen.

"Kein leichtes Unterfangen", erinnert sich der Holzheimer. Die Trompe de Chasse sei damals in Deutschland weitgehend unbekannt gewesen, kein Instrumentenbauer habe sie liefern können. Über die im Xantener Dom geknüpften Kontakte nach Frankreich gelang es ihm schließlich, die Hörner für sich und seinen Freund zu besorgen. "Wir übten ohne Anleitung Stücke vom Tonband und begeisterten mit unserem Spiel viele Plesshorn-Spieler unseres Corps", erzählt der Senior.

Rund zwei Jahre dauere es, die etwa 2000 Euro teure Trompe mit ihrem engen Mundrohr spielen zu lernen. Das rund 700 Gramm leichte, rund gebogene Blechhorn habe die Grundstimmung D. "Der Tonumfang wird von verschiedenen Mundstücken bestimmt. Und natürlich vom Können des Bläsers", erklärt Bayer.

Im Jahr 1962 gründete er schließlich mit sechs begeisterten Horn-Bläsern die Parforcehorngruppe Erftland. "In den kommenden zehn Jahren wuchs die Gruppe auf 18 Mitglieder", sagt er. Sie erweiterte ihr Repertoire und gestaltete zahllose Hubertus-Messen. Neben dem Neusser Quirinus Münster und der Knechstedener Klosterbasilika, spielten die Erftländer unter anderem in Aachen, Mainz, Berchtesgaden, Koblenz, Bonn und Münster. 1975 zerstritten sich die erfolgreichen Bläser. Die Gruppe trennte sich.

Fritz Bayer aber blieb seinem Instrument treu. "Ich rief mit drei Freunden die ,Trompe de Chasse' Erftland ins Leben ", erzählt er. Zwei Jahre später nahm das Quartett seine erste Schallplatte auf. "Sie war schnell vergriffen. Wir haben sie inzwischen als CD wieder aufgelegt, wie auch viele andere Live-Konzerte", sagt Bayer.

Bis heute hat die "Trompe de Chasse" für Fritz Bayer nichts von ihrer Faszination verloren. "Bei unseren Auftritten stellen wir immer wieder fest, wie sehr das Instrument das Publikum in seinen Bann zieht", sagt er. Deshalb stimmt es den Rentner auch ein wenig traurig, dass es keinen Nachwuchs für die acht Hornbläser zählende "Trompe de Chasse Erftland" gibt. "Unser jüngstes Mitglied ist 50 Jahre alt. Das Durchschnittsalter liegt bei 77 Jahren", so Bayer. Insgesamt 67 Hornbläser hat er in den vergangenen 53 Jahren ausgebildet, keiner sei geblieben. "Die Menschen haben heute keine Zeit mehr für solche Hobbys. Fernsehen und Internet nehmen einen sehr großen Raum im Leben ein", stellt er fest.

Morgen Vormittag ab 10.45 Uhr gestalten Fritz Bayer und seine "Trompe de Chasse Erftland" eine Hubertusmesse in der Kirche St. Clemens in Kapellen. Sie steht allen Interessierten offen.

(NGZ)
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